Tausche Glückskeks gegen Weihnachtswunder (German Edition)
hätte ich es gar nicht gefunden.«
Mama lachte nur. »Kommen Sie doch herein«, sagte sie. »Ich habe gerade Tee aufgesetzt. Trinken Sie eine Tasse mit?« Michel nahm an. Die beiden saßen im Wohnzimmer und lachten oft, während ich auf der Lauer lag und hoffte, dass die Frau von Candle-Light-Dinner nicht anrufen würde. Was sie zum Glück nicht tat, sonst hätte sie die beiden ahnungslosen Anwärter für das Candle-Light-Dinner gleich auf einem Fleck gehabt. Aber erst später, als ich im Bett lag, fiel mir ein, dass unser schnurloses Telefon Mama und Michel ein weiteres Treffen beschert hatte. Aber änderte das etwas?
Am nächsten Morgen meinte Sina: »Grete, gleich nach der Schule machen wir unsere Weihnachtseinkäufe«, rief sie, als es zur ersten Stunde gongte und wir uns im Gedränge durch die Pausenhalle schoben. »Da wir das Geld nicht mehr für das Candle-Light-Dinner brauchen, können wir uns noch etwas im Schwesternlook aussuchen, damit wir fest daran glauben, dass unser …«, sie sah mich bedeutungsvoll an, »Weihnachtswunder noch in Erfüllung geht!«
Ich war mir nicht so sicher, ob ich daran noch glauben sollte. Ob aus Mama und Michel noch ein verliebtes Paar werden würde? Bei der ersten Begegnung hatten sie sich gestritten, auf dem Weihnachtsmarkt war Mamas Handtasche geklaut worden, dann hatten sie sich auf der Polizeiwache wiedergesehen und der gemeinsame Rodelausflug war nicht so gelaufen, wie wir gehofft hatten.
»Wie war es denn gestern Abend, als mein Vater euer Telefon zurückgebracht hat?«, fragte Sina ganz so, als ob sie meine Gedanken gelesen hätte.
Daran hatte ich gar nicht gedacht. »Da haben sie zusammen einen Tee getrunken und oft gelacht«, wisperte ich Sina zu, als wir im Gedränge zu unserer Klasse liefen. Ich wich zwei Fünftklässlern aus, die sich gegenseitig jagten.
Sina nickte zufrieden. »Als Paps nach Hause kam, hat er vergnügt gesummt«, berichtete sie und fügte hinzu: »Das hat er schon lange nicht mehr gemacht.«
»Mama war auch richtig gut drauf«, verriet ich, während wir die Treppen zu unserer Klasse im zweiten Stock hochstiegen. »Es ist eine Schande, dass sie nicht unseren Weihnachtswunsch erfüllen und mit uns in die Berghütte fahren.«
Sina nickte. »Wir dürfen trotzdem nicht aufgeben«, sagte sie, als wir in unsere Klasse kamen. Paul, der zwei Plätze neben mir saß, bekam rote Wangen, als Sina an ihm vorbeiging. Nach der letzten Chorprobe vor unserem Auftritt hatten wir schulfrei. »Komm, jetzt gehen wir in die Stadt«, rief Sina gut gelaunt und hakte sich bei mir ein. Die Einkaufsstraße war voller Menschen und im Gedränge ließen wir uns bis zur Zoohandlung schieben. Dort besorgten wir einen Kauknochen für McSniff. Sein Weihnachtsgeschenk war das Einfachste von allen. Lange suchten wir nach etwas für unsere Eltern, das nicht zu teuer, aber trotzdem originell war.
Wir schlenderten entlang der Schaufenster, die in Rot und Gold gehalten waren, und fanden schließlich zwei Teetassen, eine in Rotkariert, die andere in Blaukariert. Sie erinnerten uns an die Bettwäsche in der Berghütte, die wir für unsere Wunschzettel ausgesucht hatten. Dann kauften wir noch eine Rolle Geschenkpapier mit kleinen roten Elchen und bummelten weiter.
Vor einem Schaufenster standen viele Leute mit Kindern. Auch wir blieben stehen und schauten hinein. Dort waren lauter unterschiedliche Teddybären zu einer Krippenszenerie nachgestellt. Vor dem Stall wachten die Hirtenbären bei weißen Schäfchen, die mich an die bei Oma und Opa auf Juist erinnerten. »Siehst du die Schafherde«, sagte ich zu Sina, »meine Großeltern haben auch eine. Sie kennen wirklich jedes ihrer Schafe beim Namen, obwohl sie für mich alle völlig gleich aussehen. Den Einzigen, den ich aus ihrer Herde sicher erkenne, ist der Schafbock, der hat nämlich Hörner.«
Sina lachte. »Hoffentlich nimmt er dich nicht auf die Hörner.« Sie pikste mich mit ausgestreckten Zeigefingern. Dann zeigte sie auf die Engelteddybären mit Tüllflügeln, die über der Krippe schwebten. »Sind die nicht süß?«
Mich erinnerten sie mit einem Schlag daran, dass Sina und ich morgen als Engel verkleidet beim Konzert unseres Chors vor der ganzen Schule und allen Eltern singen würden. Wenn ich nur daran dachte, bekam ich schon Lampenfieber und das Gefühl, vor lauter Aufregung kein Wort herausbringen zu können. »Komm, lass uns weitergehen«, sagte ich.
Dann zog Sina mich in einen Modeladen. Die warme Klimaanlagenluft
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