Tausend Worte der Liebe
hält. Unten wartet ein Kipper mit einer Wagenladung Zucker.« Es schien ihm tatsächlich fast peinlich zu sein. »Sie können es mir glauben, ich bin genauso froh, wenn dieser Spot im Kasten ist.«
»Das ist absolut unmöglich, so froh wie ich können Sie gar nicht sein. Jetzt wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie gehen würden. Ich muss mich auf meinen großen Auftritt konzentrieren.«
Widerwillig schlug Richard die Tür von außen zu.
Endlich! Shay hob den Hörer ab und wählte Ivys Nebenstelle. »Ivy? Bitte stelle mir eine Verbindung mit Todd her, ja?«
Anstatt dem Wunsch nachzukommen, kam Ivy höchstpersönlich in Shays Büro. »Was ist los? Was hast du vor?«
Shay lehnte sich seufzend zurück. Das einfachste würde wohl sein, wenn sie die Wahrheit sagte. »Ich will mich selbstständig machen, Ivy, mit einem Party Service. Dazu brauche ich ein Büro und zwei oder drei Arbeitsräume.«
In Ivys Gesicht stritten sich Enttäuschung und Bewunderung.
»Ruf ihn bitte an.«
Fünf Minuten später hatte Shay Todd am Apparat. Er hörte aufmerksam zu und stellte keinerlei Fragen. Zwei geeignete Objekte fielen ihm sofort ein: In der Hill Street kannte er ein älteres, geräumiges Haus, und direkt am Meer sollte ein kleines Restaurant verkauft werden. Beide konnten gemietet werden mit Option für eventuellen Ankauf, und beide Objekte waren schon eine Zeit lang auf dem Markt.
Shay lächelte. »Damit wollen Sie andeuten, dass man ziemlich viel Arbeit reinstecken muss, nicht wahr, Todd?«
Todd lachte. »Stimmt. Aber die Preise sind günstig. Wollen Sie es sich ansehen?«
»Aber ja! So bald wie möglich.«
»Wie passt es Ihnen heute Abend, nach Büroschluss?«
Shays Müdigkeit war wie weggeblasen. Aufregung überkam sie. Immerhin sollte sich ein langgehegter Traum erfüllen: ein eigenes Geschäft. »Großartig. Ich kann für Sie und Ivy etwas zum Essen richten. Bringen Sie sie mit zu mir nach Hause.«
»Mit dem größten Vergnügen«, stimmte Todd zu. »Bis gegen fünf.«
»Lieber halb sechs, Todd. Man weiß nie, ob ich pünktlich hier herauskomme.«
Um Ivys Fragen zuvorzukommen, erzählte Shay ihr von dem Plan. Als sie sich zum Gehen umwendete, rief sie Ivy noch zu: »Wag es ja nicht, deinem Bruder zu erzählen, dass wir heute drehen!«
Ivy beschäftigte sich mit ihrer Arbeit und meinte achselzuckend: »Zu spät.«
Shays Stimmungsbarometer fiel sofort auf null, Mit zusammengepressten Lippen ging sie ärgerlich die Treppe hinab zum Umkleidewagen, um sich dem unausweichlichen Schicksal zu stellen. Der Kipplaster stand auf dem Parkplatz, wie Richard es angekündigt hatte. Seine Leute waren emsig am Werk, die Kameras in Stellung zu bringen und alles vorzubereiten. Shay sah sich misstrauisch um, als sie zu der mobilen Kabine ging, konnte aber Mitch nirgendwo entdecken.
Für die heutigen Aufnahmen war kein extremes Make-up nötig. Sie scheuchte die Assistentin hinaus und machte sich allein zurecht. Dann zog sie sich einen Overall über, und fertig war sie.
Zuerst wurden die Gelegenheitskäufe gezeigt. Diese Liste hatte Marvin noch vor seiner Abreise zusammengestellt. Nun schwenkten die Kameras auf Shay und den Lkw, neben dem sie Aufstellung genommen hatte.
Mit ihrem sonnigsten Lächeln wies Shay noch einmal auf die Reihe der chromblitzenden Autos und rief: »Auf, Leute, zu Reese Motors! Wir garantieren, das Programm dieser Woche ist Zucker!«
Das war das Stichwort. Die Ladefläche des Lastwagens hob sich, hinten ging die Klappe auf, und langsam strömte schneeweißer Zucker lawinenartig auf Shay herab, bis sie vollkommen davon bedeckt war. Spuckend und hustend grub Shay sich mit Händen und Armen ins Freie. Sie schwor sich, dass sie Richard umbringen würde, wenn er die Szene wiederholen ließe.
Doch das war nicht nötig. Richard winkte und schrie hocherfreut, er war zufrieden.
Der Zucker saß nicht nur in Shays Haar, Wimpern und Augen, sogar in die Schuhe drang er ein und unter die Kleidung. Sie hatte nur den einen Wunsch: Wasser und noch mal Wasser. Im Wagen riss sie sich den Anzug vom Leib und war im Begriff, splitternackt unter die Dusche zu steigen, als der Motor plötzlich ansprang und das Fahrzeug sich in Bewegung setzte.
Shays erster Gedanke war, dass die Verkäufer sich einen dummen Scherz erlaubten, und dass Ivy am Steuer säße. Halb belustigt und halb verärgert riss Shay den Vorhang zur Seite, der die Kabine vom Führerhaus trennte. Gleichzeitig zerrte sie eine Decke aus dem Schrank, die sie sich
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