Tausendschön
mit Alex Recht sprechen. Mein Name ist Johanna Ahlbin. Ich denke, er erwartet meinen Anruf.«
Dienstag, 4. März 2008
Vielleicht spürte Alex Recht, schon als er morgens erwachte, dass dies der Tag würde, der sein Leben verändern sollte. Zumindest als alles vorbei und er allein zurückgeblieben war, erinnerte er sich daran, dass sich bereits zehn Minuten vor dem Klingeln des Weckers die Gewissheit in seinem Körper und in seinen Sinnen breitgemacht hatte.
Leise verließ er das Schlafzimmer und ging in die Küche, um Kaffee zu kochen. Er mochte nicht einmal zu Lena hinüberschauen, als er den Raum verließ. Schon der bloße Anblick ihres steifen Rückens tat ihm weh. Als er am Tag zuvor von der Arbeit gekommen war, war sie so erschöpft gewesen, dass sie kaum mehr mit ihm reden konnte. Sie hatte über Kopfschmerzen geklagt und war, nur wenige Minuten nachdem er zur Tür hineingekommen war, schlafen gegangen, obwohl es noch nicht einmal acht Uhr war.
Aber jetzt war Morgen. Die Arbeit lockte wie eine Fata Morgana in der Wüste. Die Erinnerung an das Gespräch mit Johanna Ahlbin, das die Zentrale kurz nach sieben am Vorabend zu ihm durchgestellt hatte, ließ seinen Puls von Neuem steigen. Sie hatte sich kurz gefasst und bedauert, dass sie nicht von sich hatte hören lassen. Und er hatte ebenfalls einiges zu bedauern gehabt, nämlich dass sie die Nachricht vom Tod der Eltern durch die Medien erhalten hatte und dass man sie nicht rechtzeitig hatte erreichen können. Sie versicherte ihm, dass sie sicherlich ihr Bestes getan hätten und dass es ihre eigene Schuld gewesen sei. Das hatte ihm die Chance eröffnet, ihr in nun deutlicherem Tonfall klarzumachen, dass die Polizei sie so schnell wie möglich sprechen musste.
» Ich komme morgen zu Ihnen«, hatte sie versprochen.
Er hatte eben seine Jacke angezogen, als er Lena entdeckte, die im Flur hinter ihm stand. Er hatte sie nicht kommen hören und schrak zusammen, als er sie erblickte.
» Du machst einem ja Angst«, murmelte er.
Sie lächelte, aber ihre Augen waren matt wie gefrorenes Wasser.
» Entschuldige.«
Ein Räuspern.
» Alexander, wir müssen reden.«
Wenn er bis dahin nicht ohnehin gewusst hätte, dass irgendetwas nicht stimmte, dann hätte er es spätestens jetzt gemerkt. Lena hatte ihn bisher nur ein einziges Mal Alexander genannt, und das war bei ihrem allerersten Zusammentreffen gewesen.
Er wollte nicht hören, was sie zu berichten hatte.
» Heute Abend?«, schlug er vor.
» Heute Abend ist gut«, sagte sie mit gepresster Stimme.
Ohne sich zu verabschieden, machte er die Tür hinter sich zu und ging zum Auto.
Und auf der anderen Seite der Tür sank, als er den Zündschlüssel herumdrehte und den Motor startete, Lena auf den Fußboden und weinte.
Fredrika Bergman schwante nichts Gutes, und Angst schlich heran. Sie schlief immer noch besser, doch mit dem Schlaf kamen weder die Harmonie noch die Vernunft, die sie sich erhoffte, sondern nur noch mehr Grübeleien. Als sie Spencer am Abend zuvor angerufen hatte, hatte er zerstreut geklungen und war wortkarg gewesen, und dann hatte er ihr verkündet, dass er spontan verreisen und erst Mittwochabend zurück sein würde. Bis dahin habe er keine Möglichkeit, sie zu sehen, und er werde auch nicht telefonieren können. Wohin er fuhr, hatte er nicht verraten, sondern das Gespräch beendet, indem er ihr abrupt eine gute Nacht gewünscht und gesagt hatte, dass sie sich bald wieder sprechen würden.
Natürlich machte die Schwangerschaft sie empfindlich, doch auch aus anderen Gründen bereitete Spencers Verhalten ihr Sorgen. Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen, ihn mit zu ihren Eltern zu nehmen. Er selbst wäre wohl kaum auf die Idee gekommen. Andererseits hatte das Essen am Wochenende eine wundersame Wirkung auf ihre Mutter gehabt. Wenn Fredrika mit ihr sprach, äußerte sie sich inzwischen ausschließlich positiv über das Kind und seinen Vater.
Um ihre Angst zu dämpfen, aber auch, weil sie sich angehalten fühlte, früh zur Arbeit zu fahren, war sie schon um halb acht am Platz. Über dem Korridor, auf dem das Ermittlerteam seine Büros hatte, lag Stille, obwohl auch Peder und Joar bereits da waren.
Sie klopfte bei Peder. » Schon was von den Kripokollegen zu Sven Ljung gehört?«
» Nein, die warten noch auf andere Informationen, die sie in Auftrag gegeben haben.«
» Zum Beispiel?«
Peder seufzte. » Die Kontodaten. Bei so was ist es immer eine gute Idee zu kontrollieren, ob Geld eine Rolle
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