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Tausendschön

Tausendschön

Titel: Tausendschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ohlsson
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Freunde von Marja und Jakob halten es für völlig ausgeschlossen, dass Jakob sich und seine Frau erschossen haben könnte.«
    Der Pfarrer zögerte. » Sie meinen Elsie und Sven?«, fragte er langsam. » Es ist schon lange her, dass die beiden wirklich mit Marja und Jakob befreundet waren, und es gab vieles, worüber sie nicht Bescheid wussten.«
    Wie zum Beispiel über die Drogenprobleme der Tochter, fügte Alex im Stillen hinzu.
    » Warum war das so?«, fragte Joar. » Warum waren sie nicht mehr miteinander befreundet?«
    » Ach, natürlich waren sie noch befreundet«, sagte der Pfarrer, » nur nicht mehr so eng, wenn ich Jakob richtig verstanden habe. Warum das so war? Keine Ahnung. Sie hatten vor ein paar Jahren eine Meinungsverschiedenheit, und dann wurde es nie mehr ganz so wie vorher. Irgendwann sind Elsie und Sven in den Vorruhestand gegangen, und nachdem sie die Gemeinde verlassen hatten, ebbte der Kontakt zu Jakob und Marja eben ab.«
    Joar machte wieder Notizen.
    » Und wie war das mit der anderen Tochter, Johanna? Hatte sie auch Probleme?«, fragte Alex.
    Der Pfarrer schüttelte bedächtig den Kopf. » Nein, wirklich nicht«, sagte er. » Von ihr habe ich nur Gutes gehört. Auf der anderen Seite«, fügte er zögernd hinzu, » habe ich von ihr vielleicht auch einfach weniger gehört. Sie hat schon früh im Leben klargemacht, dass sie nicht sonderlich an der Kirche interessiert war, wie die anderen in der Familie. Sie war nicht gläubig, und dadurch entstand eine gewisse Distanz.«
    » Wissen Sie, was sie jetzt macht?«, fragte Alex neugierig.
    » Sie ist Juristin«, antwortete Vinterman. » Mehr weiß ich leider nicht.«
    » Das heißt, Sie wissen auch nicht, wie wir sie erreichen können?«, fragte Joar.
    » Nein, leider nicht.«
    Es blieb einen Moment lang still. Alex trank einen Schluck Kaffee und fasste die Informationen zusammen, die sie gesammelt hatten. Mit einem Mal erschien das meiste ganz logisch. Jakob hatte das Abendessen mit Elsie und Sven Ljung aus dem einfachen Grund nicht abgesagt, weil Marja sonst geargwöhnt hätte, dass etwas nicht in Ordnung war. Und der Grund dafür, dass er am Telefon so erleichtert geklungen hatte, war wahrscheinlich typisch: Er hatte sich entschieden, sein Leben und das seiner Ehefrau zu beenden, und damit Frieden gefunden.
    Das einzige Fragezeichen war die Tochter Johanna. Hatte sie sich wirklich so weit von der Familie entfernt, dass Jakob es für legitim erachtete, sie der Eltern zu berauben?
    Sie mussten sie finden, und zwar so schnell wie möglich.
    Er beschloss, noch eine letzte Frage zu stellen.
    » Wenn wir mal so tun, als glaubten wir nicht, dass Jakob krank genug gewesen wäre, um sich selbst und seine Frau umzubringen – wer könnte es dann gewesen sein? Können Sie sich einen anderen Täter vorstellen?«
    Vinterman runzelte die Stirn. » Sie meinen, jemanden, der Marja und Jakob so feind gewesen wäre, dass er sie ermordet hätte?«
    Alex nickte.
    » Keine Ahnung. Nein, wirklich nicht.«
    » Jakob engagierte sich in Fragen zum Thema Einwanderung …«, begann Joar.
    » Ja, und das könnte ihm natürlich Probleme bereitet haben«, sagte Vinterman. » Davon weiß ich allerdings nichts.«
    Damit betrachteten sie das Treffen als beendet. Die Männer leerten ihre Tassen, aßen die letzten Zimtschnecken auf und sprachen über den Schnee, der allenthalben Verdruss bereitete. Dann gaben sie sich die Hände und gingen auseinander.
    » Ich glaube, dieser Pfarrer könnte mit seiner Beurteilung richtigliegen«, sagte Alex nachdenklich, als sie eine Weile später zurück nach Kungsholmen fuhren. » Wir müssen unbedingt zuallererst die Tochter finden und die Geschichte abgleichen. Und dann müssen wir den Arzt zu fassen kriegen, der für Jakobs Behandlung verantwortlich war.«
    Doch als Alex und Joar ein paar Stunden später aus dem Büro nach Hause gingen, hatten sie noch immer keine der gesuchten Personen gefunden. Und obwohl Alex noch das Gefühl hatte, alles unter Kontrolle zu haben, wuchs in ihm langsam der Verdacht, dass dies auch ganz anders sein konnte.

Fredrika Bergman rannte um ihr Leben. Eine Hand schützend auf den Bauch gelegt, lief sie schneller, als sie je gelaufen war, durch den dunklen Wald. Die langen Äste zerkratzten ihr Gesicht und Körper, die Füße sanken tief ins nasse Moos ein, und heißer Regen ließ ihre Haare am Kopf kleben.
    Ihre Verfolger waren jetzt ganz nah, und sie wusste, dass sie verlieren würde.
    » Fredrika, gib auf!«, rief

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