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Tausendundeine Stunde

Tausendundeine Stunde

Titel: Tausendundeine Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Suckert
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Pfanne.“
    Spätestens jetzt wurde mir klar, dass Single zu sein komplizierter war, als ich annahm.
    Auf der Hotline hatte ich schon genug Chaoten kennengelernt. Wie hoch war die Chance, dass ich noch jemanden kennen lernen würde, der normal, unverheiratet, relativ gutaussehend und mittelmäßig intelligent war? Der Herz-Schmerz–Sound ging mir allmählich auf die Nerven.
    Ich nippte an meinem Glas Rotwein und langweilte mich.
    Nele und Doris wirbelten auf der Tanzfläche, Caroline hatte einen abgelegten Bettgenossen wieder getroffen und stand mit ihm an der Bar. Hin und wieder winkte sie mir zu.
    Ich war über sie erstaunt. Vor zwei Monaten war sie noch felsenfest davon überzeugt, dass sie ihren Martin zurückgewinnen würde und hatte sich wie eine pomadige Jungfer benommen.
    Endlich wurde die Musik etwas flotter. Ich wippte im Takt zur Musik und griff zu einer Zigarette.
    „Darf ich?“
    Ich blickte auf. Ein Endvierziger mit strassbesetztem Hemd und Cowboystiefeln schmachtete mich an. Seine Haare waren vermutlich gefärbt und es triefte nur so vor Gel. Um den Hals trug er eine goldene Panzerkette.
    „Darf ich was? Mir Feuer geben? Mich um den Tanz bitten oder möchten Sie mir einen Drink spendieren?“, fragte ich gereizt. Wahrscheinlich hatte ich ihn überfordert. Und weil er nicht gleich antwortete, sagte ich: „Noch habe ich keine Gicht und kann mir alleine meine Zigarette anzünden. Diese Musik geht mir gehörig auf den Nerv, deshalb möchte ich danach nicht tanzen und einen Drink mag ich auch nicht, denn ich habe gerade eine Entziehungskur hinter mich gebracht.“
    „Verzeihung“ sagte er, beim Weggehen hörte ich ihn „blöde Pute“ murmeln.
    Caroline, Nele und Doris standen, von mehreren Männern umgeben, an der Bar und amüsierten sich prächtig. Prima Freundinnen. Da schon der nächste Mann Kurs auf meinen Tisch nahm, zog ich es vor, mich zu ihnen zu gesellen.
    Wo sind denn nur diese Männer entlaufen? Der trug eine Krawatte, die so hässlich war, dass ich damit nicht einmal einen Karton zugebunden hätte.
    Doris winkte mir zu. Sie stand am Tresen mit zwei richtig gut aussehenden Typen.
    Nele und Caroline waren tanzen. Es war kurz nach Mitternacht, der Saal brechend voll. Die Musik dröhnte. Die ersten Pärchen hingen eng umschlungen an der Bar. Zwei Drinks später würden sie sich ungeniert in aller Öffentlichkeit gegenseitig ihre Zungen in den Hals stecken.
    Endlich hatte ich mich zu Doris vorgekämpft. Sie lächelte bezaubernd und stellte mich nun vor: „Das ist Juliane.“
    „Ich bin Leon“. Der Mann war groß, gut durchtrainiert, hatte kurzes graues Haar und interessante Gesichtszüge. Er wirkte offen und sympathisch. Sein Händedruck war fest, sein Lächeln unbeschreiblich süß. Er war zu jung. Anfang vierzig, schätzte ich. Wir sahen uns sekundenlang in die Augen.
    Ich spürte ein Kribbeln in der Bauchgegend.
    „Hallo, Juliane, ich bin Henryk.“ Er griff nach meiner Hand und deutete einen Handkuss an. Das irritierte mich.
    „Hallo, Henryk, nett dich kennen zu lernen.“ Das bewirkte wohl der Handkuss, sonst sagte ich so etwas nie.
    „Ja, also, ich müsste mal aufs Örtchen“, verkündete Doris. Natürlich ging ich mit, wir mussten schließlich die Strategie bequatschen.
    „Sag mal, wo hast du denn die beiden ausgegraben?“, fragte ich sie.
    „Henryk kenne ich schon seit vier Wochen. Der kommt am Freitag immer mit seinem Freund hierher, aber erst so gegen Mitternacht. Heut knacke ich ihn. Hab mir extra neue Dessous gekauft. Scharf, hm?“ Sie schob ihre Bluse hoch und zog dann auch noch ihre Hose runter.
    „Das, Juliane, musst du dir merken: Wenn dir ein Typ gefällt, dann musst du das wie mit 'nem Braten machen. Erst brätst du ihn von allen Seiten scharf an, dann lässt du ihn langsam schmoren. Und immer sachte nachgießen. Und heute ist der Braten fertig.“
    Mit meiner Unterwäsche hatte ich so meine Herausforderung. Aber sie half mir, das mit dem Braten zu beachten.
    „Wir haben für euch zwei Longdrinks bestellt, ist das okay?“, fragte Henryk, der Braten.
    Leon forderte mich zum Tanzen auf. Die Musik ging mir ins Blut. Der Longdrink wirkte, die Partylichter flimmerten und bald kam die letzte Runde, die Schmuserunde. Ich fühlte mich in seinen starken Armen wohl. Leon hatte auch schon einen leichten Schwips. Er suchte nach meinem Mund. „Braten“, zuckte es in großen Buchstaben vor mir auf.
    Nach vier Tänzen gingen wir zur Bar zurück. Dort fragte ich ohne

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