Taxi 503 (German Edition)
Albums verschwieg er seiner Oma nicht.
„Das arme Mädchen. Sie tut mir so leid. Für sie kommt es aber auch knüppeldick“, sagte Anni betroffen.
„Ja, allerdings. Aber es ist gut, dass ihre Mutter keinen Kontakt mehr will.“
„Das finde ich auch. Doch für Abby ist das sicherlich sehr schlimm – jetzt zumindest noch.“
„Ich habe sie mal vorsichtig gefragt, ob sie eine Therapie machen will – sie hat direkt abgeblockt, sie meinte, sie käme schon so klar.“
„Gib ihr Zeit, Marc. Sie muss erst mal wieder auf die Beine kommen und Kraft tanken. Für sie ist gerade alles im Umbruch. Sei für sie da und hör’ ihr einfach nur zu. Gib ihr Sicherheit und lass’ sie zur Ruhe kommen. Vielleicht bekommt sie mit der Zeit ein differenzierteres Bild von dem Ganzen. Vielleicht braucht sie erst mal den nötigen Abstand“, riet Anni ihm.
„Aber was ist… was ist, wenn sie den Kerl nie anzeigen wird? Ich könnte durchdrehen, wenn ich mir vorstelle, dass er einfach so unbehelligt bleiben könnte“, Marcs Pulsschlag beschleunigte sich nur bei dem Gedanken an diesen Widerling.
„Das kann ich verstehen, ich tue mich damit auch sehr schwer. Aber im Moment wirst du Abby damit eher überfordern, wenn du sie zu etwas drängst. Ich habe dir schon einmal gesagt, mir kommt sie sehr zerbrechlich vor und das hat sich ja nur noch bestätigt. Wir müssen versuchen, ihr ein stabiles Umfeld zu geben, am besten beziehst du noch diese Charlie und ihren Freund da mit ein. Wenn sie weiß, dass sie Menschen hat, die hundertprozentig hinter ihr stehen, wird sie vielleicht auch den Mut aufbringen, sich zu wehren.“
„Oma?“
„Ja?“
„Danke für das ‚Wir’…“
„Ich bin gerne für Abby da. Sie ist einfach liebenswert. Genau wie du, Marc.“
Marc rief noch bei seinem Freund Uwe an. Auch bei ihm hatte er sich länger nicht gemeldet, nach dem Schock von Abbys ‚Unfall’ hatte er sich komplett zurückgezogen.
Sein Freund schimpfte schon mit ihm, doch er ließ sich schnell besänftigen, als Marc ihm von Abbys Sturz erzählte.
„Wenn sie wieder fit ist, dann können wir ja was zusammen unternehmen“, schlug Uwe ihm vor.
„Alles klar. Gerne. Ich melde mich bei dir, okay?“, Marc war erleichtert, dass sein Freund die Sache so gut aufnahm.
Gegen Mitternacht krabbelte er zu Abby ins Bett. Sie schlief noch in der gleichen Position, wie er sie vor ein paar Stunden schon vorgefunden hatte.
Marc legte sich dicht neben sie und zog sie an sich. Abby schien kurz wach zu werden und rutschte ganz nah an ihn heran.
Mit ihrer Gipsschiene verpasste sie ihm dabei einen heftigen Sto ß in die Rippen und Marc sog scharf die Luft ein.
„Pass ein bisschen auf“, meckerte er zärtlich mit ihr.
„Hm“, kam es nur leise, dann machte sie die Augen auf.
„Marc“, sie schenkte ihm dieses wahnsinnige Lächeln und der Schmerz war schon vergessen.
„Schlaf gut, mein Engel.“
„Du auch…“
Marc beobachtete sie eine ganze Weile, bevor auch er immer müder wurde.
Viele Dinge gingen ihm durch den Kopf, auch das Gespräch mit seiner Oma. Er war so froh, dass er Anni hatte. Auf ihren Rat gab er sehr viel, denn oft hatte sie Recht behalten mit dem, was sie sagte.
Abby brauchte Zeit und ganz viel Zuneigung. Das alles konnte er ihr geben. Und er profitierte schließlich auch davon. Denn er hatte eine Frau an seiner Seite, für die er so intensive Gefühle hatte, wie noch nie für einen Menschen zuvor.
„Ich liebe dich, Abby“, murmelte er leise, bevor auch er einschlief.
„Oh, welch’ Ehre“, sagte Marc spöttisch, als er auf dem Telefondisplay sah, dass seine Mutter ihn anrief.
Seit dem missglückten Abend hatte er keinen Kontakt zu seinen Eltern gehabt – und wenn es nach ihm ginge, würde das auch so bleiben – zumindest, wenn sie nicht vorhatten, von ihrer versnobten Haltung Abby gegenüber zurückzutreten.
„Du meldest dich ja nicht!“, kam es vorwurfsvoll aus der Leitung.
„Wundert dich das?“
Abby schaute verwundert auf, Marc schien sofort auf hundertachtzig zu sein.
Sie bekam ein mulmiges Gefühl. Waren das seine Eltern? Würde er wieder wegen ihr mit ihnen streiten?
„Ich wollte mich nur einmal erkundigen, wie es dir geht“, lenkte seine Mutter dann ein.
„Es geht mir ganz hervorragend. Jedenfalls bis jetzt, Mutter“, fügte er bissig an.
„Bist du noch mit dieser Abigail befreundet?“
Marc lachte zynisch auf. Die Neugier seiner Mutter hatte scheinbar über
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