Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
nickte und schaute sich nach dem rothaarigen Sergeant um. Innerhalb einer Stunde fand er sich mit Handschuhen und Kittel ausgerüstet im Autopsieraum wieder.
Er öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, wurde aber vom Gerichtsmediziner unterbrochen, einem freundlichen jungen Arzt namens Rusty Sampson.
“Aha.”
“Aha was, Doktor?”
“Sie hat sich gewehrt, stark gewehrt. Sehen Sie die Verletzungen an ihren Unterarmen? Verteidigungswunden, ohne Zweifel. Sie hat auch eine Beule am Kopf – wir werden eventuell ein subdurales Hämatom finden, wenn wir ihr Gehirn untersuchen. Sie ist ziemlich heftig verprügelt, vielleicht sogar bewusstlos geschlagen worden. Und hier, das Zungenbein ist gebrochen. Man konnte schon auf dem Feld die Strangulationsmarken an ihrem Hals gut sehen, aber hier sieht man es jetzt genau.”
“Hat er sie erwürgt, bevor oder nachdem er sie zerschnitten hat?”
“In den Messerspuren in ihrem Gesicht habe ich ein paar Gerinnsel gefunden, sodass ich sagen würde, es war prämortal. Aber ihre Hände sind definitiv erst nach Eintritt des Todes abgeschnitten worden. Nicht, dass das ein großer Trost wäre. Er hat das arme Ding wirklich schrecklich zugerichtet.”
“Ist sie vergewaltigt worden?”
“Ich weiß nicht, ob man von Vergewaltigung sprechen kann, aber sehen Sie, was ich in ihr gefunden habe.” Er hielt eine Petrischale hoch, in deren Mitte ein kleines, klares Fragment von etwas lag, das aussah wie durchsichtige Haut.
“Teil eines Gummis. Es ist vom aufgerollten Rand abgerissen und in ihr zurückgeblieben. Sieht allerdings nicht so aus, als ob wir daran Samenspuren finden können, aber wir werden es natürlich trotzdem zum Testen ins Labor schicken. Sie hatte auch einige laterale Quetschungen. Ich spekuliere nicht gerne, aber es kann sein, dass er es verloren hat und dann suchen musste, wissen Sie? Kondome sind nicht so stark, wie sie aussehen; falsch mit dem Fingernagel drangekommen, und sie reißen.”
“Ich frage mich …” Baldwin trat einen Schritt zurück, sein Blick wurde ganz weich. Konnte das sein? Hatte der Mörder bemerkt, dass er das Kondom verloren hatte, und war deshalb so grausam über Marni Fischer hergefallen? Das war durchaus möglich. Er hatte vielleicht verzweifelt versucht, das Kondom schnell wieder zu entfernen, und es nicht gleich gefunden. Ein gewöhnlicher Vorfall für ein normales Pärchen, aber eine ganz andere Sache für einen Mörder, der seine Identität geheim halten wollte. Jeder Fehler konnte ihn verraten. Eine weitere Stufe auf der Eskalationsleiter.
“Können Sie mir schon einen ungefähren Todeszeitpunkt nennen?”
“Nun, das Büfett ist seit mindestens einem Tag eröffnet.”
Baldwin schüttelte den Kopf. “Das hab ich ja noch nie gehört. Das Büfett? Wie kommt ihr Jungs nur immer auf solche Ausdrücke?”
“Ich glaube, das hab ich mal bei
Law and Order
gehört. Aber jetzt mal ernsthaft, als sie gefunden wurden wurde, war sie seit mindestens achtzehn bis vierundzwanzig Stunden tot. Maden im Bereich der Handgelenke, mehr als genug in den anderen Körperöffnungen, einige Puppen von Schmeißfliegen. Es war heiß da draußen, und sie haben sich schnell vermehrt. Gib noch die Sonne dazu, und man hat praktisch eine Grillparty.”
“Sie wird erst seit zwei Tagen vermisst.” Baldwin sprach seine weiteren Gedanken nicht aus. Der Mörder hatte nicht viel Zeit vergeudet, bevor er sie getötet hatte. Dieses Mädchen hier hatte er sich geschnappt, umgebracht, in seinem Auto mitgenommen und weggeworfen. Er war ihnen schon wieder einen Schritt voraus. “Gibt es sonst noch irgendetwas Interessantes?”
“Nein, im Moment nicht. Ich weiß mehr, wenn die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchungen vorliegen.”
“Okay. Danke, Doc. Und lassen Sie mich wissen, wenn noch was auftaucht.”
Das wäre dann auch erledigt, dachte er, als er ging. Dann mache ich mich mal auf die Suche nach Grimes und bringe ihn auf den neuesten Stand.
24. KAPITEL
D ie Metro Police hatte die Reihen um Betsy Garrison fest geschlossen. Das Rauschen in der Gerüchteküche hatte beinahe epische Proportionen angenommen. Viele Officer kannten die Identität des letzten Rainman-Opfers immer noch nicht, aber nahezu alle wussten, dass es jemand aus ihren Reihen gewesen war, und Betsys Name war in diesem Zusammenhang mehr als einmal genannt worden. Nach wiederholten Drohungen hatte die Presse sich bereit erklärt, Betsys Namen nicht zu erwähnen, aber nichtsdestotrotz lief
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