Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)
wäre natürlich, wenn wir einen Täter hätten, dann könnte Anklage erhoben werden.“ Sie dachte an die vielen Familien, die darauf hofften, dass der Mörder ihrer Schwester, Tochter, Mutter oder Freundin endlich zur Rechenschaft gezogen wurde.
Miller stimmte ihr zu. „Wartet einen Moment. Ich werde Clara anrufen. Sie kann sich in der Zwischenzeit um Josys Wohlergehen kümmern, dann kannst du dich in Ruhe mit den Akten im Keller beschäftigen“, sagte er zu Will und griff zu seinem Telefon.
„Danke.“
Will versteifte sich fast unmerklich neben Josy, was ihr zunächst nicht seltsam vorkam. Erst als eine Frau in straff sitzendem Hosenanzug und mit hochgestecktem blondem Haar durch die Tür schneite und sich über die Lippen leckte, als sie ihn sah, keimte ein Verdacht auf. Das Gesicht der Frau, ihre Augenbrauen, ihre Lippen waren unwirklich makellos und formvollendet. Wie auch der Rest von ihr. Es saß alles an Ort und Stelle. In der richtigen Dosierung. Barbie im Hosenanzug.
„Hallo William, was kann ich für dich tun?“, gurrte sie mit einer rauen, sexy Stimme.
Das Telefon klingelte und Miller hob den Hörer ab. Wenigstens einer musste die Plänkelei nicht mit anhören. Will erklärte Clara die Sachlage, nun sichtlich verspannt. Nur seine Gesichtszüge waren hart und unergründlich, während Clara Josy mit einem abschätzigen, kalten Blick überflog. Sie machte keinen Hehl aus ihrer Abneigung. Als ihre grauen Augen mit der großzügig aufgetragenen Wimperntusche auf Josys Gesicht trafen, schnalzte sie abwertend mit der Zunge.
„Selbstverständlich werde ich mich um unseren Gast kümmern“, raunte Clara Will zu und lächelte, bevor sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihn richtete und nach seinem Kragen griff, um Will ein gutes Stück näher zu sich herunterzuziehen. Er verengte seine Augen und atmete hörbar aus.
Einigermaßen geschockt hörte sie, wie Clara Will Dinge ins Ohr flüsterte. Wahrscheinlich hatten die beiden eine Geschichte.
Eifersucht traf sie.
Wie ein Faustschlag in den Magen.
Gütiger. Das war gar nicht gut.
Während sie um Fassung rang, die sich langsam aber sicher in Luft auflöste, nahm sie ein anderes, ihr bekanntes Gefühl wahr. Sie spähte in Wills Richtung, und während sich ihre Blicke trafen, erkannte sie, dass sich im selben Augenblick seine Aura zu verändern begann. Sie konnte kaum fassen, was sie zu sehen bekam. Clara zwitscherte fröhlich drauflos und erzählte ihm dieses und jenes, während Will Josy in die Augen sah und die Farben seiner Aura allmählich zu verblassen begannen.
Weiß. Loyalität.
Und diese galt ihr.
Sie legte ihre Hand auf ihren Brustkorb, um sich zu vergewissern, dass sie noch atmete und ihr Herz schlug. Sie war überwältigt von diesem Anblick. Und wollte dennoch einfach nur davonlaufen. Weit weg von diesen ungewollten Emotionen und Gedanken. Von Wills Gefühlen, von deren Intensität und Reinheit, die sie berührten und gleichzeitig erschütterten. Ihre Blicke hielten einander noch immer fest. Sie versuchte zu schlucken, doch ihr Mund war zu trocken.
Will nahm Claras Hand von seinem Shirt und sein Gesicht wurde wieder ausdruckslos. „Wir hätten gerne Kaffee und ein paar Muffins, wenn es keine Umstände macht, Clara.“
Clara machte einen Schritt rückwärts und es war klar, dass sie verstanden hatte.
„Wir haben zu tun, Josy“, sagte er, ergriff Josys Hand, verschränkte seine Finger mit ihren und zog sie auf den Korridor.
Sie hatte alle Mühe, nicht über ihre eigenen Beine zu stolpern, während sie seinen langen Schritten folgte. Ein faustdicker Kloß saß in ihrem Hals. Es fiel ihr nichts ein, was sie hätte sagen sollen und schon gar nicht, was sie hätte denken sollen, also hielt sie ihr sonst so vorlautes Mundwerk, und folgte ihm in sein Büro, setzte sich auf den Stuhl, den er ihr unter den Hintern schob. Schweigend sah sie ihm zu, wie er seinen Computer hochfuhr.
Er stand direkt hinter hier. Beugte sich über sie, griff nach der Maus und klickte sich in das System der Datenbank. Ihr Herz trommelte gegen ihre Rippen.
Bereits vor dieser drastischen Veränderung seiner Aura hatte sie gedacht, ihre Situation sei ausweglos. Nun war sie sicher, dass es nicht mehr schlimmer kommen konnte. Wie, um Himmels willen, hatte so etwas geschehen können?
Will war verdammt, eine komplexbeladene Frau zu lieben, die mit ihrer eigenen Existenz schon massenhaft Probleme hatte. Da hatte sich der Allmächtige mal wieder einen teuflischen Scherz mit
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