Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)
nicht mit ansehen musste, wie er ihren Vater überwältigte. Inzwischen betraten auch schon die restlichen Beamten das Zimmer, nahmen ihm Larson ab und führten ihn aus dem Gebäude. Josy trat neben ihn und stupste ihm in die Seite.
„Du machst dich nicht schlecht als Retter von hilflosen Mädchen.“
Konnte es nicht immer so zwischen ihnen sein? „Du kennst nicht zufällig noch ein hilfloses Mädchen, bei der ich damit landen könnte?“
Er hätte es besser wissen müssen. Zack, der Vorhang fiel.
12
J
osy schlug die Lider auf und starrte an die weiße Zimmerdecke. Ein sanfter Lichtstrahl erhellte den Raum, der von hinten auf die weißen Wände fiel. Wo war sie?
Sie wollte sich aufsetzen, doch sobald sie es versuchte, wurde sie daran gehindert. Ihr Blick fiel auf ihre rechte Hand. Gefesselt. Auch ihr linker Arm wurde von Stahlfesseln gehalten. Genau wie ihre Beine. Und sie war nackt. Angebunden auf einer Trage, wie sie in Krankenhäusern verwendet wurde. Eine Gänsehaut zog sich über ihren Körper. Panik machte sich breit.
Augenblicklich versuchte sie, hinter sich etwas zu erkennen, während sie an ihren Fesseln zerrte. Dort befand sich ein Zugang, der offen stand und das Licht hereinließ. Geräusche. Schritte. Eine männliche Gestalt trat durch den Zugang. Sie erkannte das Gesicht nicht. Aber sie sah das Messer, das er in den Händen hielt, über die er weiße Handschuhe gezogen hatte. Sie wollte schreien, aber brachte keinen Ton hinaus.
Da war die dunkle Gestalt auch schon über ihr. Kalte, in Latex gehüllte Finger glitten über ihren Körper. Erkundeten sie. Betasteten sie. Ekel breitete sich in ihr aus. Ekel, Furcht und Wut, aber sie konnte nicht sprechen, sich nicht bewegen. Sie war wie erstarrt.
„Darauf habe ich gewartet“, murmelte er und strich über ihre Waden.
Seine Stimme klang, als zertrete man Glas. Er setzte die Klinge an, schabte damit über ihre Haut. Von den Beinen über ihren Bauch, ihre Brüste zu ihrem Hals, bis die Schneide sich ihr in die Kehle bohrte und zu einem Schnitt ansetzte. Das Messer wurde durchgezogen. Ein Blutschwall trat hervor, bedeckte ihren Körper. Sie riss die Augen auf. Schmerz. Stumm schrie sie. Sie schmeckte Blut in ihrem Mund und es wurde immer mehr. Immer mehr der metallisch warmen Flüssigkeit lief ihr in die Mundhöhle, bis sie merkte, dass sie keine Luft mehr bekam. Sie erstickte. Erstickte an ihrem eigenen Blut, während der Mann lachte.
Keuchend schrak Josy hoch. Ein Traum. Es war wieder nur ein Traum gewesen. Einer, der nie enden wollte, bis sie ihre letzten Lebensgeister ausgehaucht hatte und das Lachen des unheimlichen Fremden verebbt war.
Hektisch betastete sie ihren Hals, wischte sich das nasse Haar aus der Stirn. Ein Blick auf den Wecker. Sieben Uhr. Samstag. Die vierte Nacht in Folge, in der sie diesen Traum geträumt hatte. Verdammt. Ihr Verfolgungswahn hatte Hochkonjunktur. Sie rieb sich über das Gesicht und entwirrte dann das Laken, das sich um ihre Beine gewickelt hatte.
Heute würde sie auf das Frühstück mit Alexa verzichten, das sie sich inzwischen zur Gewohnheit gemacht hatten. Außerdem fiel das Training mit Jeff aus, also konnte sie sofort aufbrechen, um sich die Seele aus dem Leib zu rennen. Wie jeden Morgen nach diesem Traum.
Nachdem sie sich gewaschen und angezogen hatte, trat sie hinaus in die frische Frühlingsluft und atmete ein paar Mal tief durch. Die ersten Sonnenstrahlen bahnten sich den Weg durch die Wolkendecke, die noch schwer am Himmel hing.
Sie öffnete das Außentor, verließ das Klostergelände und lief in gemäßigtem Tempo den Kiesweg entlang, bis sie in die kühlen Schatten der ersten Bäume eintauchte. Hier kam sie sich vor, als befände sie sich in einem Vakuum, das sie vor Sorgen, Ärgernissen und Träumen abschirmte.
Sie beschleunigte ihr Tempo und rannte die kleine Erhöhung empor, um dann auf flachem Boden weiterzusprinten. Doch sie konnte ihren Problemen nicht davonlaufen. Ihre Situation hatte sich nicht im Geringsten verändert.
Sie hatte Will noch immer nicht in ihr Geheimnis eingeweiht. Er war noch immer der festen Überzeugung, dass sie abwarten sollten, wie sich die Dinge entwickeln würden, denn nach seinem Stand der Dinge hatten sie nichts in der Hand. In der Zwischenzeit würde sich das FBI zusammen mit der Sonderkommission mit den Tatbeständen auseinandersetzen und Ray würde noch nach weiteren Vergleichsfällen suchen.
Sie selbst hatte versucht, etwas gründlicher zu graben. Geduld
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