Tekhnotma - Krieger der Clans: Tekhnotma 3 (German Edition)
ihm klar, von wem Prow tatsächlich sprach, und er erhob sich überrascht von seinem Stuhl.
»Der Sohn von Boris Dschaj-Kan? Bring ihn her. Aber das Fahrzeug soll vor dem Hof bleiben.«
Der Landarbeiter nickte und verließ den Schuppen, ohne die Tür zu schließen. Die vier Männer warteten angespannt. Wieder hörte man draußen Stimmen, dann quietschte die Pforte, Schritte kamen näher.
In den Schuppen trat ein junger, rothaariger Mann, der auf einem Grashalm herumkaute, er musterte die Anwesenden, nickte und sagte fröhlich: »Finstere Zeiten für finstere Geschäfte! Was sitzt ihr hier wie Verschwörer zusammen?«
Er trat zur Seite, um Prow durchzulassen, der ebenfalls an die Wand zurücktrat. Hinter ihm kam Turan Dschaj in den Schuppen – aber Efraim hätte ihn kaum erkannt, wenn der Landarbeiter ihn nicht vorgewarnt hätte.
Prow stand an der Wand auf der einen Seite neben der Tür, der Rothaarige auf der anderen Seite. Efraim war nicht entgangen, dass der Fremde nachlässig seine Jacke aufgeknöpft hatte und an seinem Gürtel rechts und links je eine Pistole hing.
Auch Efraim trug eine gewisse Schuld am Tod der Familie Dschaj, denn er hatte sich dem Ataman unterworfen und Boris nicht vor dem Überfall gewarnt. Daher hatte sein Gesicht vorsorglich einen aufgesetzt herablassenden Ausdruck angenommen, denn er vermutete, dass der Junge gekommen war, um ihm Vorwürfe zu machen. Doch sobald er Boris’ Sohn erblickte, waren alle zurechtgelegten Sätze aus seinem Gedächtnis wie weggeblasen. Turan hatte sich stark verändert. Er war ein anderer Mensch, alles an ihm wirkte anders und fremd, von seinem gemessenen, elastischen Gang bis hin zu seinem ruhigen, konzentrierten Gesichtsausdruck. Er wirkte viel älter als bei ihrer letzten Begegnung, dabei war das nur wenige Tage vor dem Überfall gewesen. Und er war auf eine Art gekleidet, wie es sich hier in der Gegend kaum jemand leisten konnte: Er trug eine Jacke und Hose aus Leder vom wilden gefleckten Manis. Diese Kleidungsstücke kosteten einen Haufen Geld. An den Füßen trug er halbhohe, feste Stiefel. Über beiden Schultern ragten die kurzen Schäfte zweier Gewehre auf, die an Gurten auf dem Rücken befestigt waren. Die Riemen kreuzten sich auf seiner Brust, die Patronenschlaufen steckten voller Patronen, und auf Hüfthöhe hingen eine Messerscheide, eine Revolvertasche und eine Patronentasche.
Agap stieß einen leisen Pfiff aus, als er Turan erblickte.
Turan machte ein paar Schritte in den Schuppen hinein und blieb gegenüber von Efraim stehen. Dort war noch ein Platz frei, und damit fand sich der ungebetene Gast, genau wie der Gastgeber, am Kopfende des Tisches wieder. Mit dem Fuß zog er den Hocker hervor und ließ sich darauf nieder.
Er sagte: »Gut, das ihr hier seid. Ich will etwas mit euch besprechen.«
Ehe Efraim noch etwas entgegnen konnte, fragte Martjan: »Wo warst du?«
Turan blickte ihn an.
»Die ganze letzte Zeit, meine ich«, erklärte der Müller. »Der Ataman hat dich doch mitgenommen, oder?«
»Ja«, bestätigte Turan mit ausdrucksloser Stimme. »Wir fuhren zur Schiff-Stadt in der Don-Wüste. Dort konnte ich fliehen, und jetzt bin ich zurückgekommen.«
»Du siehst nicht schlecht aus!«, sagte Agap mit einem Lachen. »Diese Klamotten …«
Er verstummte, als sein zukünftiger Schwiegervater ihm einen warnenden Blick zuwarf.
»Die Banditen wohnen immer noch im Palast, oder?«, fragte Turan.
Efraim nickte.
»Wie viele sind es?«
»An die zwanzig.«
»Wir sind vorbeigefahren …«
»Und wer ist das?«, unterbrach ihn Solomon und zeigte mit der Faust in Richtung des rothaarigen Mannes, der gegen die Wand gelehnt dastand. Der zuckte zusammen und hob den Kopf, aber ehe er sich vorstellen konnte, sagte Turan schon: »Er heißt Tim Belorus. Er ist meine Freund, und er wird bei dem Vorhaben mit dabei sein.«
»Welchem Vorhaben?«, fragte Martjan.
Statt einer Antwort sagte Turan: »Wir sind am Palast vorbeigefahren. Haben Lärm und Geschrei gehört … Was feiern sie?«
Efraim winkte ab.
»Nichts. Das heißt, sie feiern jeden Abend.«
»Und morgen, das sag ich dir, morgen werden sie sich so richtig besaufen«, mischte Solomon sich an Turan gewandt ein. »Denn morgen, Bursche, muss ich ihnen meinen Wodka liefern. Und zwar viel.«
»Das heißt, morgen überfallen wir den Palast.«
Wieder begann Agap auf der Bank hin und her zu rutschen, und Martjan beugte sich, die Ellbogen auf den Tisch gestemmt, vor.
»Genau«, sagte Solomon mit
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