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Tempel der Unsterblichen

Tempel der Unsterblichen

Titel: Tempel der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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ihn; Lilith, weil sie mit keinem Wort an neuen, bislang ungenannten Wahrheiten rühren wollte, und Landru sagte nichts, weil er wußte, daß die Erkenntnis sich gerade erst in Li-liths Bewußtsein verankerte und mithin noch den Boden bereitete, in den er später weitere Saat einbringen konnte. Wenn sie erst einmal am Ziel angelangt waren .
    Stunde um Stunde verstrich auf diese Weise. Die nächtlichen Stimmen des Dschungels klangen weit entfernt, flüsterten nur, weil um Landru und Lilith her alles in Schweigen verfiel, als ließe ihre bloße Nähe jedes Tier verstummen.
    Irgendwann, der neue Tag mochte bereits begonnen haben, veränderte sich die Umgebung. Der urwaldartige Wuchs trat zurück, Steppenland an seine Stelle, wenn auch noch immer waldreich. Insgesamt aber verlor sich die Unwegsamkeit des Landes. Der Marsch wurde weniger beschwerlich, blieb jedoch eintönig.
    Obwohl Lilith sich innerlich in Aufruhr befand und tausend Gedanken sie bewegten, hatte die Monotonie ihres Dahinwanderns etwas Einschläferndes. Fast kam sie sich schon vor wie eine Schlafwandlerin, und so fühlte sie sich wie aus tiefer Trance gerissen, als Landru unvermittelt stehenblieb und sie fast gegen ihn prallte.
    »Was ...?« setzte sie an, doch er gebot ihr mit einer knappen Geste zu schweigen.
    Witternd wie ein Tier kam er Lilith vor. Seine Nasenflügel vibrierten ganz leicht, während er den Kopf zeitlupenhaft drehte, und sein Blick lotete die Nacht schier aus. Dann, nach einer beträchtlichen Weile, erschien ein schmales Lächeln auf seinen Lippen, und er nickte, sichtlich zufrieden und erleichtert.
    »Wir sind unserem Ziel ganz nahe«, sagte er. »Endlich -«, er sah Lilith fest in die Augen, »- wieder zu Hause.«
    Seine Hand faßte nach der ihren, umschloß sie, dann ging er weiter, Lilith mit sich führend wie ein Kind. »Komm, ich bin sicher, sie erwarten uns schon.«
    »Wer sind sie?« fragte Lilith. Noch immer wußte sie nicht, wer und was am Ziel auf sie wartete, und sie war nicht sicher, ob sie es wirklich wissen wollte ...
    »Unsere Kinder!«
    Wie vom Donner gerührt blieb Lilith stehen. Kein Schlag, überhaupt nichts hätte sie heftiger treffen können als Landrus leichthin erwiderte Antwort.
    »Unsere - Kinder?« echote sie.
    Landru zog sie weiter, nickte nur und lächelte.
    Zu weiteren Fragen, obwohl sie ihr im Dutzend auf der Zunge brannten, kam Lilith nicht. Denn plötzlich - Landru zog sie schnurstracks geradeaus.
    Doch Lilith lief nach links. Weil - irgend etwas sie nicht geradeaus laufen lassen wollte!
    Landrus Griff verhinderte, daß Lilith sich wirklich von ihm entfernte.
    Mit einem Ruck zog er sie wieder zu sich heran - - und Lilith wandte sich umgehend nach rechts! Als könne sie einfach nicht hinter Landru hergehen. Sie taumelte und strauchelte wie eine Betrunkene umher, doch der Vampir ließ ihre Hand nicht los, verstärkte im Gegenteil den Druck seiner Finger um die ihren noch und zog Lilith unnachgiebig mit sich.
    »Was ist nur mit mir?« stieß Lilith hervor. Sie verstand nicht, was da vorging. Es war ebenso unheimlich wie unerklärlich.
    »Es ist gleich vorüber«, erwiderte Landru, ohne den Blick zu lösen von seinem Weg, den Lilith partout nicht als den ihren akzeptieren konnte. Sie kam sich vor wie ein Magnet, der von einem anders gepolten abgestoßen wurde. Und mit jedem Schritt, den sie letztlich doch Landru nachfolgte, fiel es ihr schwerer, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Als herrsche eine zunehmend stärker werdende Schwerkraft.
    Und schließlich wurde diese Kraft so stark, daß Lilith nicht mehr laufen konnte. Ihr ganzer Körper schien ihr mit einemmal bleischwer, und es kam ihr vor, als sauge der Boden sie zu sich hinab.
    Sie stürzte, doch Landru blieb weder stehen noch ließ er ihre Hand los. Stoisch schritt er weiter und zerrte Lilith unbarmherzig hinter sich her.
    Sie hörte das Rascheln von Gras und Gestrüpp um sich her, das Brechen kleiner Zweige, doch alles klang gedämpft, als müsse es eine Membrane durchdringen, ehe es ihr Ohr erreichte. Lilith fühlte sich wie durch schlammiges Wasser geschleift.
    Dann plötzlich kam sie zur Ruhe. Landru war stehengeblieben. Riesengroß schien er Lilith aus ihrer Perspektive; wie eine Statue aus schwarzem Stein ragte er vor ihr auf. Seine Stimme kam ihr wie Donner vor.
    »Steh auf!«
    »Ich kann nicht ...«
    Ein kräftiger Ruck, der ihr Schultergelenk schmerzen ließ, dann hing Lilith regelrecht an Landru, noch immer von seinem Arm gehalten.
    Nur

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