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Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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Blut zwischen den Parkettfliesen ein und rührte weiter in meiner Motivsuppe. Womöglich hatte Sachs ein Verhältnis mit der Pfeiffer und die beiden wurden während ihres Schäferstündchens in Eppendorf vom überraschend nach Hause gekommenen Richard erwischt. Ich rümpfte die Nase. Die Vorstellung, Sachs würde seine Hagen-Frau für ein Paar Origami-Brüste verschmähen, wäre in meinen Augen nicht nur ein Ding der Unmöglichkeit. Der Eifersuchtsstreit wäre außerdem sicherlich in die andere Richtung gegangen und der fremdgehende Sachs läge jetzt im Kofferraum des eifersüchtig gewordenen Pfeiffer.
    Ich rutschte hin und her und stieß mich mehrmals an dem überhitzten Faltdach. Der Schweiß stand mir auf der Stirn und das Haar klebte auf der Haut wie tote Fliegen auf einem Honigstreifen.
    Richard Pfeiffer hatte sich in der Firma bereits per E-Mail verabschiedet. Vielleicht wollte er ja abhauen. Womöglich hatte er beruflich Bockmist gebaut und wollte sich der Verantwortung entziehen und untertauchen. Und Sachs hatte davon Wind bekommen und ihn abgefangen. Womöglich wusste die Kamphausen sogar davon. Dies würde immerhin ihre stinkige Art erklären. Und warum Sachs unmittelbar vor meinem Erscheinen das Weite suchte.
    Mein Fuß rutschte von der Kupplung und mir soff zum sechsten Mal die Karre ab. Allmählich lagen meine Nerven blank. Der Autotross schloss im Minutentakt bestenfalls um einen halben Meter auf und ich hatte keine Lust mehr, meinen klopfenden Bleifuß für die paar Zentimeter zu belasten. Ich wartete und ließ die Lücke bis zu fünf Meter lang werden. Dann erst rollte ich mit knatterndem Getriebe voran. Ich stand auf dem linken Fahrstreifen. Einige Fahrer hinter mir hatten die Faxen dicke von meiner Platzverschwendung, überholten mich rechts und gestikulierten mir ihren Ärger durch die Seitenscheibe. Ich reagierte abwechselnd mit dem Mittelfinger oder zeigte ihnen den Vogel. Als ein Fahrer ausstieg und mit grimmiger Miene auf mich zukam, rutschte meine Hand in die Tasche und ich legte die Knarre gut sichtbar auf das Armaturenbrett. Schnurstracks machte der Verärgerte auf dem Absatz kehrt und setzte sich in sein Auto zurück, ohne ein weiteres Mal in den Rückspiegel zu sehen.
    Mann, war das ein geiles Gefühl.
     
    Am späten Vormittag stand das Haus meiner Eltern in der vollen Sonne und das Geäst der gewaltigen Platane neben dem Gartentor warf einen breiten Schatten über die Straße. Die stacheligen Kugelfrüchte zwischen dem ahornblättrigen Laub waren noch grün und fest mit dem Holz verwachsen. Im Spätsommer würden sie wie kleine Fusselbomben auf die Leute und Autodächer knallen und auf dem Boden zernadeln wie platt gefahrene Igelfamilien. Sie waren eine Plage in der Bergarbeitersiedlung. Genauso wie die Tauben, die in den Platanen vor sich hin gurrten und mit Hochdruck auf die Vorhöfe kackten. Gäbe es die Bäume nicht, hätten die Tauben keinen Landeplatz und müssten sich ihr Plumpsklo woanders einrichten. Aber die Bäume durften nicht gefällt werden. Sie waren zu groß, zu alt, zu dick und wahrscheinlich wäre es auch zu teuer, wenn sie gefällt und entsorgt werden müssten.
    Ich kletterte aus dem Twingo und ließ das Gartentor über die Pflastersteine galoppieren. Eine Taube schreckte auf, flatterte im Geäst und feuerte eine Ladung Taubenscheiße auf die Motorhaube. Der Fleck war so groß wie ein Spiegelei, schillerte in zahlreichen Grautönen und bekam auf der rillenförmigen Oberfläche eine kontrastreiche Struktur.
    »Hallo auch«, grüßte ich zurück und zeigte der Taube den Mittelfinger. Dann erklomm ich die Steintreppen zur Haustür und drückte auf die Klingel, die durch den Schornstein aus dem Haus herausschrillte. Mein Vater öffnete die Tür. Er trug seinen hellgrauen Jogginganzug aus Ballonseide und ein labberiges farbloses T-Shirt. Seine rechte Socke hatte ein Loch und der zweite Zeh schaute heraus.
    »Was verschafft uns denn die Ehre?«, begrüßte er mich.
    »Nichts weiter. Ich war in der Gegend.«
    »Was ist mit deinem Fuß passiert?«
    »Bin die Treppe heruntergefallen«, log ich.
    Mein Vater nickte dem Fuß zu. »Du wirst immer mehr wie deine Mutter.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe. Seit ich denken konnte, wollte ich nicht wie meine Mutter sein. Andere Mädchen wollten Tierärztin oder Lehrerin werden, aber ich hatte keine derartigen Präferenzen. Ich wollte nur nicht wie Mutti werden. Denn dann wäre ich mit 60 faltiger als ein Meishan-Schweinchen und müsste

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