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Terra Madre

Terra Madre

Titel: Terra Madre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Petrini
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Verringerung des Verlusts bei, der bei zentralisierter Energieproduktion mit ihren langen Transportwegen entsteht. Dort, wo sie die Lebensmittelproduktion nicht schwächt und Vorteile bringt, kann auch die Produktion von Biokraftstoffen auf lokaler Ebene sinnvoll sein, etwa auf brachliegenden oder für die Lebensmittelerzeugung ungeeigneten Böden, für Biomasse oder auf Feldern in einer Rotationswirtschaft, deren Böden sich regenerieren, wenn sie mit bestimmten Pflanzen bebaut werden.
    Biokraftstoffe, also Kraftstoffe, die aus lebenden Organismen oder deren Ausschuss gewonnen werden, bedürfen jedoch einer genaueren Betrachtung. Die Forschung konzentriert sich auf zwei Großgruppen, die nicht verwechselt werden dürfen: Biodiesel und Ethanol (Äthylalkohol).
    Biodiesel wird aus pflanzlichen Ölen (Soja-, Raps-, Palm-, Kokos-, Erdnuss- und Sonnenblumenöl) hergestellt. Er kann sowohl als Ersatz für herkömmlichen Diesel verwendet als auch mit diesem gemischt werden, sodass an den Motoren nichts verändert werden muss. Biodiesel ist vollständig biologisch abbaubar. Seine Leistung schwankt von Kultur zu Kultur (zum Beispiel ist Palmöl erheblich leistungsstärker als Sojaöl) und entspricht im Allgemeinen 90 Prozent von herkömmlichem Diesel. Europa als weltweit führender Erzeuger hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 zehn Prozent seines Verbrauchs mit Biokraftstoffen zu decken.
    Ethanol oder Bio-Ethanol ist hingegen ein Alkohol, der durch die Vergärung landwirtschaftlicher Erzeugnisse mit hohem Kohlenhydrat- oder Zuckeranteil gewonnen wird: Getreide (Mais, Hirse, Weizen, Gerste), Zuckerpflanzen (Zuckerrohr und Zuckerrüben), Früchte, Trester und Kartoffeln. Ethanol kann herkömmlichem Benzin ohne Veränderung des Motors bis zu einem Anteil von 30 Prozent beigemischt werden. Durch ein anderes Verfahren mittels bestimmter Enzyme kann man es auch aus der Biomasse von Holz und landwirtschaftlichen Nebenprodukten gewinnen. Das ist teurer, hat aber den bisher noch kaum genutzten Vorteil, dass Pflanzen wie Rutenhirse oder das in China und Japan vorkommende Riesen-Chinaschilf (Miscanthus giganteus) verwendet werden können. Sie dienen nicht der Ernährung und wachsen auf Böden, die für den Anbau essbarer Kulturen ungeeignet sind. Der Energiegehalt von Ethanol liegt bei 67 Prozent im Vergleich zu Benzin; die Weltproduktion konzentriert sich auf Brasilien (Zuckerrohr) und die USA (Mais).
    Sind Biokraftstoffe aber wirklich nachhaltig? Um das zu beurteilen, muss ihr Ertrag in Kraftstoffmenge pro Hektar mit ihrer Energieleistung verglichen werden. Dabei zeigt sich, dass brasilianisches Zuckerrohr etwa acht Energieeinheiten pro verbrauchte Einheit erbringt, amerikanischer Mais aber nur 1,5 Einheiten. Bei einem solchen Ergebnis fragt man sich, warum die USA allein im Jahr 2004 für die Erzeugung von 3,4 Milliarden Gallonen Ethanol 32 Millionen Tonnen Mais angebaut haben.
    Der Ertrag ist jedoch nicht der einzige Maßstab, um die Nachhaltigkeit von Biokraftstoffen zu beurteilen. Die Befürworter von Biodiesel führen etwa an, dass die dafür angebauten Pflanzen genauso viel Kohlendioxid aufnehmen wie später bei ihrer Nutzung in die Atmosphäre abgegeben wird. Außerdem sollen Biokraftstoffe den Ausstoß an Feinstaubpartikeln um 65 Prozent, Ethanol sogar um 80 Prozent vermindern. Diese Berechnungen berücksichtigen allerdings eine Reihe weiterer Faktoren nicht, etwa die Emissionen, die bei der Produktion (ein Kilogramm Kunstdünger ist für die Emission von sieben Kilogramm CO 2 in die Atmosphäre verantwortlich), Raffinierung und dem Transport von Biokraftstoffen anfallen.
    Angesichts dieser Werte und in dem Bewusstsein, wie viele Ressourcen Ethanol während seiner Herstellung »verbrennt«, obwohl es nur 70 Prozent der Energieleistung herkömmlicher Kraftstoffe aufweist, kommen einige Wissenschaftler zu dem Schluss, dass die Verwendung von Ethanol die Emissionen in Wirklichkeit nur um 13 Prozent senkt.
    Das ist aber noch nicht alles: Um Platz für den Anbau von Biokraftstoffen zu schaffen, werden oft ganze Wälder abgeholzt. Das geschieht in Brasilien, aber auch in China und Indonesien. Stimmen werden laut, dass es für eine Reduzierung des Netto-Ausstoßes an CO 2 viel besser sei, die bestehenden Wälder zu erhalten und geeignete Flächen wieder aufzuforsten, als Biokraftstoffe aus landwirtschaftlichem Anbau herzustellen.
    Im Großen und Ganzen ist vielleicht das brasilianische Ethanol die einzige einigermaßen nachhaltige

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