Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Terra Science Fiction

Terra Science Fiction

Titel: Terra Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schelwokat
Vom Netzwerk:
sah man es auch in der scheinbar völligen Schwärze hie und da glimmen, – Felsbrocken, die im Leuchten der sonnenbeschienenen Gebiete gerade noch erkennbar waren.
    Dee betrachtete die Kuppeln von Luna Hall, die in einer flachen Talmulde am Fuß des Plato-Walls eng aneinander lagen. Sie scharten sich wie Untertanen um das mächtige Unionsgebäude, in dessen Spitze sich Dees Büro befand. In der Tat, hier konnte man sich wie ein Herrscher fühlen.
    Die grauweißen Gebäude, deren Oberflächen von zahlreichen Mikrometeoriten zerkratzt, von der mörderischen Hitze und der tödlichen Kälte rissig geworden und von einer jahrzehntealten Staubschicht bedeckt waren, und die neueren, noch gelb glänzenden Kuppeln reckten ihre Sonnenspiegel in die Höhe; die Stadt sah aus wie ein Wald skurriler Bäume.
    Einige Kilometer weiter, auf einem einsam liegenden Gipfel im Süden, lag das Herz der Stadt, das Kraftwerk, mit seinen riesigen Parabolsegmenten. Wie eine Aorta schlängelte sich die rote Stromleitung des supraleitenden Kabels von dort bis zum Transformator am Stadtrand.
    Hinter dem Kraftberg, wie ihn die Leute nannten, schimmerte am Horizont der flache Ringwall des Archimedes, und dahinter erhob sich in kristallener Schärfe die wuchtige Gebirgskette der Apenninen.
    Nicht zuletzt wegen seiner herrlichen Umgebung besaß Luna Hall den Ruf, die schönste Stadt auf dem Mond zu sein.
    Das Summen des Telefons riß Dee aus seinen Betrachtungen. Er ging zum Schreibtisch und drückte die Empfangstaste.
    »Guten Tag, Inspektor Dee«, quengelte es. »Hier Russel.«
    »Ja, Sir? Was verschafft mir die Ehre?«
    »Hören Sie zu, Dee: Ich habe jetzt im Fall Daniel ein Jahr Geduld gehabt, und bis jetzt haben Sie nur gewartet. Wie stellen Sie sich das eigentlich vor?«
    »Sir, ich bin überzeugt, wir stehen kurz vor Abschluß des Falles«, beteuerte Dee, der bemerkte, daß der General wieder nahe daran war, die Geduld zu verlieren.
    »Also gut. Ich gebe Ihnen bis zum fünfzigsten Jahrestag der Stadtgründung Zeit. Wenn die Sache bis dahin nicht aus der Welt geschafft ist, muß ich andere Maßnahmen ergreifen.«
    Dee schnitt eine Grimasse.
    »Sir, Sie können sicher sein, daß Hillman uns helfen wird. – Wenn er es auch nicht weiß«, fügte er trocken hinzu.
     
3.
     
    Hillman blickte nach Süden. In den vier Tagen seit seinem Aufbruch war die Sonne bis zum höchsten Punkt ihrer Bahn gekrochen und hatte den Boden immer stärker aufgeheizt. Jetzt bombardierte sie alles mit Strahlung des gesamten Spektralbereichs. Der gleißende Feuerball stand etwa dreißig Grad über dem Horizont, allerdings nur fünf Grad über den Bergen, die Hillman vor kurzem hinter sich gelassen hatte.
    Er hatte absichtlich die Route durch das Tal der Alpen gewählt, weil man dort sogar im Glast ziemlich gut zwischen Licht und Schatten wählen konnte. Der Weg durch den Plato wäre zwar kürzer gewesen, aber er hätte etwa achtzig Kilometer durch eine fast schattenlose Ebene fahren müssen.
    Im Süden staffelten sich die gewaltigen Gipfel der Alpen, die ihre Schatten wie Fühler nach ihm ausstreckten. Manche Bergkämme leuchteten golden, während der übrige Teil des Massivs im Schatten lag.
    Mitten im pechschwarzen Himmel hing die Erde, nur wenige Grade schräg über der Sonne. Hillman schirmte die blendenden Strahlen mit der Hand ab und betrachtete die dünne Erdsichel, deren Hörnerspitzen sich fast zu einem Ring trafen. Im unbeleuchteten Teil der Scheibe konnte er in der Mitte deutlich die hellen Landmassen Asiens ausmachen. Vor drei Stunden, als die Erde gerade über den Berggipfeln der Alpen aufgetaucht war, hatte sich Asien noch am Rand der Scheibe befunden.
    Wenn man keine Uhr bei sich hatte, war die Erddrehung ein brauchbares Mittel zur Zeitbestimmung. Hillman hatte sich oft auf diese Art geholfen.
    Er griff mit der behandschuhten Hand an den Hals, als wollte er sich das Kinn reiben, und strich dann über die Halskrause seines Anzugs. Diese Geste vollführte er immer, wenn er nachdachte. Er überlegte, ob er den Gleiter noch im Schatten stehen lassen sollte, damit die Verschalung abkühlte, oder besser gleich weiterfuhr. Nach kurzem Zögern schob er den Gleiter aus dem Schatten des Felsens, der wie ein Mauerstück aus dem mit Kratern übersäten Mareboden herauswuchs. Er stellte die Werkzeugkiste, die er immer bei sich trug, an ihren Platz. Dann zog er den Indikator aus der Schenkeltasche und verglich die Schwärzung der für Röntgen-, Gamma- und kosmische

Weitere Kostenlose Bücher