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Terror: Thriller (German Edition)

Terror: Thriller (German Edition)

Titel: Terror: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Maurer
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sie ihm nicht erzählten, was er über den Schnauzbart wissen wollte?
    »Bitte erzählen zuerst Sie uns, was Sie über den Mann wissen, und dann werden wir Ihnen gerne …«
    Aber der Mann ließ ihn nicht ausreden.
    »Hören Sie zu, junger Mann.« Er klang jetzt aggressiv. »Ich lehne mich hier sehr, sehr  weit aus dem Fenster, indem ich mich mit Ihnen treffe. Ich bin bereit, Ihnen alles zu erzählen. Sie können sich nicht ansatzweise vorstellen, welches Risiko ich damit eingehe. Aber dafür erwarte ich Ihr Entgegenkommen. Das ist das Mindeste. Also: Wo ist das Foto aufgenommen worden?«
    Der Mann sah Marc mit stechendem Blick an. Nichts war mehr übrig vom harmlosen Rentner.
    Marc sah Kersting an. Der nickte ihm kaum merklich zu. Was soll’s, dachte Marc, wir müssen hier irgendwie weiterkommen. Er erzählte dem Mann von Lenzari, von dem Marokkaner, von Bertone, die ganze Geschichte, und als er fertig war, spürte er eine große Erleichterung. Er hatte plötzlich das Gefühl, eine riesige Last von sich abgeladen und an den Mann weitergegeben zu haben.
    Da! Jetzt bist du dran. Mach was draus.
    Der Mann hatte mit regloser Miene zugehört. Und jetzt saß er da und betrachtete schweigend das Foto. Marc wurde ungeduldig.
    »Bitte: Was wissen Sie über den Mann mit dem Schnauzbart?«, fragte er.
    Sein Gegenüber sah auf.
    »Ich muss ausholen, sonst können Sie nicht verstehen, worum es hier geht«, sagte er.
    »Bevor Sie ausholen«, unterbrach Kersting, »hätte ich eine Frage gerne noch geklärt: Warum haben Sie Ranieri damals nach Berlin geholt?«
    »Er war in die Mühlen der italienischen Justiz geraten. Wir mussten verhindern, dass er vor Gericht aussagte.«
    »Wer ist wir?«, fragte Kersting.
    »In diesem Fall ›die Geheimdienste‹.«
    »Was genau war Ihre Aufgabe?«, fragte Marc.
    »Ich war so etwas wie ein Verbindungsmann zwischen der CIA und dem BND .«
    »Wie Guido Giannettini?«, fragte Kersting.
    »Nein, anders.« Ein feines Lächeln ging über das Gesicht des Mannes.
    »In welchem Zusammenhang ist Ranieri in die Mühlen der Justiz geraten? Wegen des Piazza-Fontana-Attentats?«
    »Nein, viel später. Aber wir verlieren uns zu sehr im Detail. Ich muss Ihnen, wie gesagt, erst ein paar generelle Dinge erklären, sonst verstehen Sie die Details nicht. Dazu müssen wir zurückgehen in die Zeit des Kalten Krieges. Der Schlüssel zum Verständnis dessen, was sich zwischen 1945 und 1990 in Europa abgespielt hat, heißt ›Strategie der Spannung‹. Diese Strategie sollte verhindern, dass eines der zum westlichen Machtblock gehörenden Länder kommunistisch wurde, um es mal vereinfacht auszudrücken. Der Grund liegt auf der Hand: Stellen Sie sich mal einen kommunistischen Verteidigungsminister in Italien oder in einem anderen westeuropäischen Land vor. Auf einen Schlag hätten alle militärischen Geheimnisse der NATO in Moskau auf dem Schreibtisch gelegen. Das hätte das Abkommen von Jalta in Gefahr gebracht. Und Sie dürfen nicht vergessen, dass es auch im Interesse der Sowjetregierung war, dass die Machtblöcke erhalten blieben. Es ging um Einfluss. Um Militärbasen. Um Geostrategie. Eine Veränderung der Machtverhältnisse hätte sehr wahrscheinlich Krieg bedeutet, und diese Katastrophe galt es zu verhindern. Das Problem war: Wie verhindert man in einem demokratischen System, dass die Leute links wählen? Wir konnten ja nicht gut die Panzer losschicken wie die Russen in Ungarn und später in der Tschechei.
    Also blieb uns nur die verdeckte Kriegsführung.«
    Der Mann zog den Teller mit Knabberzeug zu sich und nahm sich eine Handvoll Erdnussflips.
    Marc saß wie paralysiert auf seinem Stuhl und starrte den Mann vor sich an, dessen Kiefer die Erdnussflips zermalmte. Wen hatte er vor sich? Einen hohen Exgeheimdienstler? Einen Spinner?
    Im Gegensatz zu Marc schien sich Kersting bereits wieder gefasst zu haben. Er klang ruhig und professionell, als er sagte: »Was Sie uns hier erzählen, riecht so sehr nach Verschwörungstheorie, dass keine Redaktion der Welt mir das abnehmen würde. Ich soll ja immerhin darüber schreiben, wenn ich Sie richtig verstanden habe?«
    Der Mann nickte eifrig und kaute weiter. Er schob Kersting eines der auf dem Tisch stehenden Gläser zu.
    »Jetzt hätte ich doch gerne einen Schluck Wasser!«
    Während Kersting ihm Wasser einschenkte, sagte der Mann:
    »Natürlich. Ich verstehe Ihre Bedenken. Deshalb habe ich Ihnen eine paar Dokumente mitgebracht, die als Beweise ausreichen sollten.«

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