Terror: Thriller (German Edition)
sich unauffällig im Raum um, auf der Suche nach einem geeigneten Versteck für sein Kamerahandy.
»Hat sich der Faschist noch mal bei Ihnen gemeldet?«
»Nein«, sagte Kersting.
»Das heißt, wir haben überhaupt keine Ahnung, in welcher Beziehung unser unbekannter Besucher zu Signor Cecchino steht.«
»Nein.«
Das Bücherregal war perfekt. Dort standen nicht nur Bücher, sondern auch allerhand Krimskrams. Dazwischen würde das Handy nicht auffallen. Jetzt müsste er nur noch die Gelegenheit haben, es dort zu platzieren.
»Wie hat Klaus es aufgenommen?«, fragte Kersting.
»Och … gut. Erstaunlich gefasst.« Das war eine glatte Lüge. Klaus hatte geschimpft wie ein Rohrspatz. Marc hatte ihn mit fünf Jarosover ruhigstellen müssen.
Kersting warf einen Blick über das Knabberzeug auf dem Tisch. Er wirkte fahrig. So nervös hatte Marc ihn noch nicht erlebt.
»Ich hol mal noch Getränke.« Kersting verschwand in Richtung Küche. Das war Marcs Chance. Er hastete zum Regal und legte das Handy mit der Längsseite auf ein Regalbrett. In aller Eile richtete er es so aus, dass der Tisch im Bild war. Dann drückte er auf Aufnahme. Er stellte eine Horde Kopffüßler um das Handy herum, etwa zehn Zentimeter hohe Holzfiguren mit lustigen Fratzen. Er hörte Kersting mit den Getränken zurückkommen, griff in die Schale mit Knabberzeug und tat so, als studiere er die Buchtitel.
Punkt 8 Uhr klingelte es. Kersting ging zur Tür, um aufzumachen. Marc blieb am Tisch stehen. Auch er war jetzt nervös. Sehr sogar. Er warf einen letzten Blick auf sein Handy. Man musste schon sehr genau hinsehen, um es zu entdecken. Kersting führte einen Mann herein, der sich misstrauisch umsah. Marc schätzte ihn auf Mitte siebzig. Er war nicht sehr groß und ging leicht gebeugt. Er trug einen dieser beigen Rentnerblousons über einem blauen Hemd. Und dieser Mann sollte ihnen ihre Fragen beantworten können? Marc war überzeugt, dass es sich hier um ein Missverständnis handeln musste.
»Guten Abend!« Der Mann streckte Marc die Hand entgegen. »Ich habe Herrn Kersting schon gesagt, dass mein Name keine Bedeutung hat für das, was ich Ihnen mitteilen möchte.«
Marc drückte dem Mann die Hand. Er war verblüfft. Kaum hatte der Mann zu reden begonnen, strahlte er eine erstaunliche Souveränität aus, die nicht zu seiner äußeren Erscheinung passte. Er hatte eine braune Aktenmappe aus Kunstleder dabei, die er auf den Tisch legte.
»Bitte, nehmen Sie doch Platz«, sagte Kersting.
»Ich kann mich auf Ihr Wort verlassen?«, begann der Mann, nachdem sie sich gesetzt hatten, »keine Aufzeichnungen irgendwelcher Art von diesem Gespräch.« Seine Stimme war plötzlich schneidend.
»Sie haben unser Wort«, sagte Kersting.
»Ja.« Marc nickte bekräftigend.
Der Mann sah Marc und Kersting einen Moment lang an.
»Gut«, sagte er dann, »ich kann mir vorstellen, dass Sie eine Menge Fragen an mich haben. Aber vielleicht beantworten sich die meisten von allein, wenn ich Ihnen erzähle, warum ich hier bin.«
Kersting fragte, ob der Mann etwas trinken wolle. Der lehnte brüsk ab. Die Frage schien ihn aus dem Konzept gebracht zu haben.
»Ich trage mich schon seit Längerem mit dem Gedanken, mich an die Presse zu wenden. Ich habe mich ein Leben lang nach bestem Wissen und Gewissen um dieses Land bemüht, und deshalb sehe ich es als meine Pflicht an, nicht weiter zu schweigen.« Seine Stimme zitterte leicht.
»Vor einem Monat ist mein Enkel Lukas in Afghanistan gefallen. Er ist vierundzwanzig Jahre alt geworden.«
Marc sah den Mann ungläubig an. Was wurde das? Er merkte, dass er die Geduld verlor. Er hatte plötzlich keine Lust mehr, sich die Probleme irgendwelcher Leute anzuhören. Er wollte sein Problem gelöst haben. Sonst nichts. Er zog also das Foto des Schnauzbarts hervor und legte es vor dem Mann auf den Tisch.
»Ich weiß nicht, worum es Ihnen geht«, sagte er, »aber ich muss wissen, wer dieser Mann ist. Können Sie mir dabei helfen oder nicht?«
Der Mann sah zunächst Marc, dann das Foto an.
»Ich weiß«, sagte er mit ruhiger Stimme, »ich kenne Ihr Anliegen. Ranieri hat mir davon erzählt.«
»Woher kennen Sie Ranieri?«, fragte Kersting.
»Ich habe ihn nach Berlin geholt.«
Marc und Kersting starrten den Mann ungläubig an. Er betrachtete noch immer das Foto.
»Wo ist das aufgenommen worden?«, fragte er dann.
Marc wurde sofort misstrauisch. Sollten sie wieder nur ausgehorcht werden? Würde der Mann aufstehen und gehen, wenn
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