Terry Rotter und der Stein des Anstoßes
bedauerlich!“
„Ein echter Schlingel sind Sie, genau wie ihr Vater. Und Mr. Rotter...?“
„Ja?“
„Nicht übel. Fröhliche Weihnachten.“
Genauer gesagt war allerdings Heiligabend. Der wichtigste Tag der ganzen Chose, schließlich gab es hier Geschenke. Die beiden darauf folgenden Tage dienten lediglich dazu, sich vom weltbekannten Socken-Schock zu erholen, sich mit seinen Verwandten zu streiten und unwillkommen geschenkte Haustiere vor die Tür zu setzen. Das Fest war voll von solch unwahrscheinlichen Glückes und so unglaublicher Freude, dass es einem manchmal schon richtig schlecht werden konnte. Oft wurde dann nach dem angeblich verlorenen Sinn des Weihnachtsfestes philosophiert. In Wirklichkeit hatte Weihnachten aber nie etwas mit Jesu Geburt oder dem Weltfrieden zu tun. Das haben die Abendländer und Gott nur irgendwann in ihr heidnisches Fest hineingemischt, um dem Ganzen eine höhere Bedeutung zukommen zu lassen. Aber es war praktisch: Man konnte armen Kindern alte Kleider schenken, um sich dann über seine Großzügigkeit freuen zu können und somit seinem Seelenfrieden eine Weile lang zu genügen. Terry betrat gerade den reichlich geschmückten Speisesaal. Schnee fiel von der Decke, überlegte es sich aber auf halbem Wege anders und löste sich in Luft auf. Er schmolz nicht, er war einfach weg (Vgl. hierzu: „Willkür in der Physik und ihre Auswirkungen auf meine Geduld“ von Professor Dawkins).
„Guten Morgen, Terry. Fröhliche Weihnachten!“ zwitscherte ihm Hermione entgegen.
„Dir auch, Kleines!“
Hermione fragte sich, was Terry mit „Kleines“ gemeint hatte. Sie entschied sich letztlich dazu, verlegen dreinzublicken.
„Hey Ron, du siehst viel besser aus, seitdem du etwas isst!“
Ron saß strahlend am Griffamtor-Tisch und schaufelte Süßigkeiten in sich hinein.
„Danke Terry. Übrigens: Hat dich McGonekel auf den Vorfall mit meiner Schlange hingewiesen? Du bist doch nicht etwa aufgeflogen?“
„Ach ja, gut dass du mich daran erinnerst: Wir sind alle der Schule verwiesen worden“, sagte Terry.
Betretenes Schweigen machte sich zwischen Ron und Hermione breit.
„Was? Meinst du das etwa ernst?“ fragte Hermione.
„Nein. Ich bin zwar mehr oder weniger aufgeflogen, aber man kann mir nichts nachweisen. Und McGonekel findet das alles wenig dramatisch.“
Ron war erleichtert, während Hermione eher misstrauisch wirkte. Sie entschied sich, die Sache so lange auf sich beruhen zu lassen, bis sich ihr die Möglichkeit bot zu sagen: „Ich hatte Recht! Du hättest auf mich hören sollen, Terry!“
„Hey, ist das nicht...?“ fragte Terry.
„Ja, das ist der Weihnachtsmann“, antwortete Ron.
Am Lehrertisch saß ein Mann mit rotem Mantel und einem langen weißen Bart. Er aß gerade einen Rentierbraten. Terry versuchte, sein Gesicht zu erkennen. Das gestaltete sich allerdings ziemlich schwierig, da er offenbar keines mehr hatte und nur noch aus Knochen bestand.
„Er sieht so - tot aus.“
„Das liegt daran, dass er auch tot ist. Er wurde ermordet, nachdem er in den Vereinigten Staaten durch den Schornstein eines Einfamilienhauses geklettert war. Die sind da gar nicht gut auf ungebetene Besucher zu sprechen. Und als er mit einem Messer im Rücken aus dem Haus rannte, flüchteten seine Rentiere vor dem Hausbesitzer, der ihm mit einer Schrotflinte nachjagte“, erläuterte Hermione.
„Nun ja. Abgesehen davon, dass ich bislang davon überzeugt war, dass er gar nicht existiert...“
„...womit du seit zwei Jahren in gewisser Hinsicht ja auch recht hast...“, warf Hermione ein.
„...wundert es mich doch zumindest, dass er trotz seines Daseins als Toter, nun ja, vor uns sitzt und Rentiere isst“, sagte Terry verdutzt.
„Einige magische Wesen sterben nie so wirklich“, erklärte Hermione.
„Hoffentlich gilt das nicht für Lord Himmler“, meinte Terry. Die anderen Schüler fühlten sich dazu verpflichtet, einmal mehr schockierte Gesichter aufzusetzen, nur um sich dann traditionellerweise wieder zu beruhigen. „Ich befürchte allerdings schon. Schließlich hat er sich meines Wissens nach schon einmal selbst umgebracht. Denn falls sie uns in der Schule etwas beigebracht haben, dann war es fundiertes Wissen über den Nationalsozialismus. Muggel-Schüler kennen sich denke ich besser mit Hitler und Konsorten aus, als mit demokratischen Grundsätzen. Kein Wunder, dass sie sich diesem Stuss anhängen, wenn sie es nicht besser wissen...“
Auf einmal öffnete sich
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