Tesarenland (German Edition)
also nach einem Weg gesucht, euch diese Badewannen näher anzusehen ?« Er muss den Zorn in meiner Stimme gehört haben, denn er bleibt stehen und schaut mich ernst an.
»Warum bist du sauer auf mich ?«, fragt er jetzt.
Ich schlucke heftig, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass er mich darauf ansprechen würde. Da ich nicht um ihn herumgehen kann, weil wir von Bäumen umgeben sind, muss ich ihm wohl antworten. Ich werfe Kayla einen flüchtigen Blick zu, weil ich nicht will, dass sie mitbekommt, wenn Luca und ich uns streiten. Eigentlich will ich ihm ja auch gar nicht mehr böse sein, schließlich kann er auch nichts dafür, dass die Rebellen uns noch nicht befreit haben, aber ich kann nicht über meinen Schatten springen. Etwas tief in mir bohrt und will einfach keine Ruhe geben. Und ich kenne dieses Etwas. Es ist der Neid, weil er scheinbar nur mit einem Lächeln geschafft hat, was ich seit Mutters Verschwinden versucht habe; Kaylas blindes Vertrauen und ihren Respekt zu erobern.
Mein e Schwester sieht mich böse an, also weiche ich der Frage aus. »Nicht so wichtig«, sage ich lapidar. Meine Schwester mag es nicht, wenn man sich streitet. Schon wenn unsere Eltern gezankt haben, hat sie sich immer verstört zurückgezogen.
»Für mich schon .« Luca schaut mich ernst an. Er lässt Kayla von seinem Rücken gleiten. Ihre Füße kommen sanft auf den Boden auf, trotzdem knicken ihre Beine ein, aber sie fängt sich gleich wieder. Wahrscheinlich sind ihr die Beine eingeschlafen.
»Es ist … Ich weiß auch nicht .« Ich zögere, aber besser ich befreie mich gleich davon, als es noch lange vor mich herzuschieben. »Du bist da draußen aufgewachsen, in Freiheit. Wahrscheinlich musstet ihr nie Hungern. Ihr wisst nicht, wie es in den Lagern ist. Weswegen ist es für die Rebellen wichtiger, die Tesare zu bekämpfen, statt uns zu befreien? Irgendwo verstehe ich es, aber es macht mich auch wütend. Wir sterben in diesen Kolonien.«
Luca macht einen Schritt auf mich zu und wischt mir eine Träne von der Wange. Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich angefangen habe zu weinen. Kayla kichert neben mir und stößt mich an. Mir bleibt nichts anderes, als mich von Luca abzuwenden und das Hämmern in meiner Brust zu verfluchen. Diese sanfte Berührung wirft mich etwas aus der Bahn und ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll. Außerdem wischt sie den Zorn, den ich eben noch verspürt habe einfach weg.
»So ist das nicht«, sagt Luca und platziert sich so, dass ich ihn wieder ansehen muss. »Wir kommen in die Kolonien nicht rein, wegen des Zauns. Wir haben es unzählige Male versucht. Genauso oft ist bei dem Versuch einer von uns gestorben .« Luca kickt einen Ast mit seinem Fuß weg. Er presst die Kiefer fest aufeinander, ich kann sehen, wie die Muskeln dadurch an seinen Wangen hervortreten. Ich glaube, er kämpft um Fassung. Sein Blick weicht meinem aus, nach wenigen Sekunden sieht er mich wieder an. Hat er auf diese Weise jemanden verloren, der ihm wichtig war? In meiner Brust breitet sich das schlechte Gewissen aus. Ich schließe die Augen, bereue meine Worte von Herzen. Das hat Luca nicht verdient. Ich hätte nicht so vorschnell urteilen sollen.
»Uns bleibt nur, die Tesare zu vernichten und dann herauszufinden, wie man diese Lichtzäune deaktiviert.«
Kayla drängt sich zwischen uns. »Und warum suchen wir ein Funkgerät ?« Ich lächle sie erleichtert an. Manchmal scheint meine Schwester schlauer und erwachsener als ich zu sein. Mit dieser harmlosen Frage entschärft sie die Situation und zieht mich aus dem Sumpf, den ich mir selber geschaffen habe.
»Wir müssen jemanden Kontaktieren, der den Chip herausholen kann. Ein paar der Rebellen können das. Es ist nicht schwer die Dinger rauszuholen, aber ich hab das noch nicht gemacht. Und solange wir die Dinger mit uns herumschleppen, werden sie uns jederzeit aufspüren können. Wir leuchten für die Aliens wie Sterne am Himmel, wenn wir erstmal in ein Gebiet kommen, wo keine Sterne leuchten dürften«, erklärt Luca geduldig, streicht Kayla über die Haare, sein Blick weicht dabei aber nicht eine Sekunde von meinem Gesicht.
»Du meinst, wir könnten wirklich frei sein? Sie werden uns dann nicht mehr aufspüren ?« Kayla hält sich an Lucas Jackensaum fest und macht kleine Freudensprünge. »Oh Brenna, Mama hat sich immer gewünscht, dass wir frei sein können.« Sie ist ganz aufgeregt.
»Ja, Mama hat sich das gewünscht«, sage ich und gehe neben Kayla in die
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