Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tessy und das Echo des Todes (Erotischer Krimi) (German Edition)

Tessy und das Echo des Todes (Erotischer Krimi) (German Edition)

Titel: Tessy und das Echo des Todes (Erotischer Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wolf
Vom Netzwerk:
sei Dank: Der Blondschopf von Jannes war zu sehen, darunter
seine Arme, die der Junge ausgebreitet hatte wie ein Ringkämpfer; dazu die
Beine breitbeinig. So hatte sich Jannes vor dem Hausausgang platziert.
    "Ich bin gleich da, Jannes!"
    Wieder nahm Denise zwei Stufen auf einmal. Sie hörte ein
Schaben, ein Stöhnen, ein Kratzen — und vor allem ihren eigenen Atem.
    Denise kam an der Haustür an. Sie war geöffnet. Die
Haustürkante war an die Briefkästen geschlagen. Ein Briefkasten hing halb
herunter und war eingedrückt. Denise stürzte hinaus, schaute die Front der
roten Klinkerhäuser entlang. Die Einbrecherin mit dem blonden Pferdeschwanz war
nicht zu sehen. Denise drehte sich um.
    "Jannes!"
    Er lag mit dem Rücken auf dem Rasen, gegenüber von der
Briefkastenbatterie. Sein Hinterkopf ruhte auf dem Randstein aus Granit, der
den Fußweg zum Mietshaus vom Rasen trennte. Jannes' Augen blickten starr in den
Spätherbsthimmel — als wären sie überrascht von dem, was sie sahen. Oben im
kalten Himmelsblau bildete sich ein Kondensstreifen. Blut lief unter Jannes'
Kopf hervor auf die Gehwegplatten. Die Jahrtausendglocke schlug einmal.
     
    * * *
     
    "Es ist zehn Uhr dreißig, wir servieren nun das
Frühstück", sagte die Stewardess mit einem Strahler Siebzig -Lächeln.
    Eine Werbemelodie ging Maximilian Wulff durch den Kopf. Strahlerküsse
schmecken besser, Strahlerküsse schmecken gut.
    Trotz der Umstände hatte Maxi Wulff gute Laune. Was wenig
wunderte: Schließlich stand vorn eine hübsche Stewardess, links bot sich Maxis
Blick ein strahlender Himmel. Achttausend Meter unter ihm schimmerte die Elbe
silbrig. Maxi versuchte, den Michel zu entdecken, fand ihn aber nicht. Dafür
sah er den neuen Fernsehturm zum ersten Mal von oben. Schmal und elegant wirkte
er.
    Die Stewardessen waren im Gang unterwegs und bedienten die
Fluggäste. Die Damen in den knappen Uniformen sahen zum Anbeißen aus.
    "Würden Sie mir die Handschellen öffnen?", fragte
Maxi seinen Sitznachbarn und hielt ihm die gefesselten Hände hin.
    "Warum sollte ich?"
    "Ich kann damit nicht essen."
    "Und ob das geht." Polizeirat Nico Mergenthal
demonstrierte es, indem er die gerade servierte Kaffeetasse mit zwei Händen
nahm.
    Mergenthal war ein Arschloch. Er hatte die Ringe der
Handschellen, welche Maxis Handgelenke umschlossen, sehr eng gezogen. Das
Metall drückte ins Fleisch. Als ob 8.000 Meter über den Wolken Fluchtgefahr
bestand. Dachte Mergenthal etwa, Maxi würde abspringen?
    Aber Maxi mochte sich die Laune nicht verderben lassen. Also
drehte er sich weg von dem Arschloch, dass ihn in zehn Stunden am Kennedy-Airport
an die Amerikaner ausliefern würde. Eigentlich war die Auslieferung illegal.
Historiker würden später zu diesem Urteil kommen, da war Maxi sicher. Jetzt
aber war Maxi der große Vaterlandsverräter. Das Schwein, auf das alle zeigten.
Obwohl das kein Grund war, ihn an die Amerikaner auszuliefern. Noch lebten die
Westdeutschen in einem Rechtsstaat. Die Schlapphüte wussten das. Deswegen das
verhuschte Verfahren. Ein Skandal. Das System demaskierte sich. Stellte sich
genauso dar, wie Mischa Wolf es ihm geschildert hatte. Nur: Das nutzte Maxi in
der konkreten Situation gar nichts.
    Maxi konzentrierte sich auf den Blick nach draußen. Er
wollte gute Laune haben.
    Genieße den Augenblick, hieß es irgendwo. Und es stimmte.
    Hamburg lag hinter ihnen. Unter dem Flieger breitete sich
das Blau des Atlantiks aus, und immer noch trübte keine Wolke den Himmel. Der
mächtige Flügel mit den zwei Triebwerken wippte vom Wind, das Aluminium glänzte
in der Sonne. Maxi schätzte die Außentemperatur auf null Grad. Die vierstrahlige
DC-8 war ein schönes Flugzeug, erst im September auf den Markt gekommen — und
nur drei Monate später saß er bereits darin, sogar auf Staatskosten. Maxi
lächelte grimmig. Seit seiner Kindheit interessierte er sich für Technik, ihre
Schönheit und Kraft. Privat hätte er sich den Flug niemals leisten können,
selbst mit dem Zuschuss aus Mielkes Ministerium nicht. Das war sowieso mehr ein
Anerkennungshonorar gewesen, wenn er überlegte, wie wertvoll die Informationen
waren, die er beschafft hatte.
    Die Stewardessen waren fast fertig mit dem Austragen des
Frühstücks. Sie hatten gut zu tun, die 170 Plätze des Fliegers waren
ausgebucht. Die Stewardessen waren jung und herzlich und stolz, bei diesem
Interkontinentalflug zur Crew zu gehören.
    Vorn schien die Stewardess, die eben die Ansage gemacht
hatte,

Weitere Kostenlose Bücher