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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Kelch, verneigte sich ebenfalls und zog sich wieder zurück. Buchegger blickte Cavoretto entsetzt an. »Ist das …das kann nicht sein …«
    »Ein Neugeborenes, das nun Satan geopfert wird?« Der Maler lächelte unergründlich. »Sie sollten nicht so viel schlechte Literatur lesen, Schwester. Die meisten der Anwesenden hier sind prominente Turiner Bürger, die zwar an die Kraft im Dunkel glauben und die Macht Satans verehren, aber keine Verbrecher sind. Ein wenig Nervenkitzel und eine Ersatzreligion sind eines, ein Mord in der Öffentlichkeit ist etwas ganz anderes. In dem Bündel befindet sich eine Frauenhand, die 1732 einer englischen Adeligen nach teuflischen Spielen in privatem Rahmen abgehackt worden war. Die einbalsamierte Hand wurde früher als Lockmittel für den Teufel und für blutige Liebesspiele benutzt.«
    »Früher?«, erkundigte sich Paul misstrauisch. »Warum liegt sie dann jetzt hier auf dem Altar?«
    »Vielleicht funktioniert es ja doch, damit den Herrn der Unterwelt zu beschwören«, gab Cavoretto kurz angebunden zurück.
    »Dann sind alle Berichte über verstümmelte junge Frauen, die immer wieder in der Umgebung von Turin gefunden werden, erlogen? Es gibt gar keine monströsen Riten? Lucedio war ein Kloster für urlaubende Mönche, die nach Nervenzusammenbrüchen etwas Ruhe brauchten?«, warf Sina verärgert ein und hielt den Maler mit hartem Griff am Arm fest. Einige Köpfe wandten sich ihm zu, und die ersten »Schhh!«-Rufe ertönten.
    »Das habe ich nie behauptet«, antwortete Cavoretto kühl. »Was in privaten Zirkeln geschieht, ist eine andere Sache. Extremisten gibt es überall, in allen Religionen. Denken Sie an die Assassini oder die Kreuzzüge, die Inquisition oder den Heiligen Krieg des Islam.« Dann legte er den Finger auf die Lippen und wies nach vorne.
    Ein Mann im schwarzen Umhang hatte die Katakomben betreten, eine reich verzierte und glänzende Schale in einer und eine rauchende, stinkende Kerze in der anderen Hand. Die Musik schwoll an, während die Gebete verstummten.
    Erwartungsvoll blickte alles zum Altar.
    »Der Hohepriester«, flüsterte Cavoretto. »Er hat die Hostien mitgebracht und die geweihte Kerze mit Tierhaaren.«
    »Hostien?«, erkundigte sich Buchegger stirnrunzelnd.
    »Gestohlen aus den Tabernakeln der Turiner Kirchen, natürlich nach der Weihe«, erklärte der Maler wie selbstverständlich. »Wie auch Knochen aus den Friedhöfen und Mausoleen der Stadt. Ich habe selbst einige in meiner Sammlung.« Er blickte nach vorne, wo ein schwarzer Hahn von einer der Frauen hereingebracht wurde. Der Hohepriester nahm das Tier geschickt in Empfang, hielt es fest und trennte mit einem entschiedenen Schnitt den Kopf vom Körper.
    Sofort sprang eine der Frauen hinzu und fing das spritzende Blut in einem weiteren Kelch auf.
    Die Partitur des Teufels verklang in der Ferne, und es herrschte eine absolute Stille. Mit einem Ruck zog der Hohepriester das schwarze Tuch vom Altarbild. Das überlebensgroße Bild eines schwarzen Engels kam zum Vorschein, der seine Hand segnend ausstreckte. Dann allerdings drehte der Priester das Bild um, das um seine Hochachse rotierte. Von der Rückseite des Gemäldes starrte die Furcht einflößende Fratze eines Gehörnten auf die Andächtigen nieder.
    Sina und Wagner erstarrten.
    Es war, als bewege sich das Gesicht, wechselte unentwegt seinen Ausdruck, als verändere es die Blickrichtung.
    »Das Gegenstück zum Grabtuch«, flüsterte Cavoretto andächtig. »Nur wenige bekommen es je zu Gesicht.«
    Die Menge fiel auf die Knie. Georg und Paul konnten ihren Blick nicht von der Fratze abwenden, die ihnen direkt in die Seele zu starren schien.
    Die beiden nackten Frauen legten sich auf den Altar, spreizten die Beine, und der Hohepriester begann andächtig, je eine Hostie an ihren Schamlippen zu reiben. Die Musik setzte wieder ein, der Priester murmelte lateinische Verse, während die ersten Andächtigen aufstanden und sich vor dem Altar aufreihten, um diese bizarre Kommunion zu empfangen. Nach einem kleinen Schluck Tierblut aus dem Kelch kehrte jeder wieder auf seinen Platz zurück.
    Das Gesicht auf dem Gemälde hörte nicht auf, sich zu bewegen, und manchmal glaubte Georg, einen zufriedenen Ausdruck über die Fratze huschen zu sehen. Endlich riss er sich von dem hypnotisierenden Blick los. Cavoretto stand neben ihm, wie versteinert, die Hände gefaltet und tief in Anbetung versunken. Paul lehnte an einem der Pfeiler der Katakomben und versuchte ebenfalls,

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