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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Merrin einen verstörten Blick zu, und beide griffen sie nach ihren Kleidern. Ig zog sich seine Shorts über, während sie den Verschluss ihres BHs einhakte. Mit lautem
Dröhnen schlug die Falltür gegen die Unterseite des Sessels: Die Figuren auf dem Beistelltisch wackelten, und die Maria fiel um. Der Teufel spähte hungrig aus seiner Höhle aus geschmolzenem Wachs hervor.
    »Hört endlich auf mit dem Scheiß!«, brüllte Ig und packte den Sessel, um ihn beiseitezuziehen. Da wurde ihm bewusst, dass er Angst hatte. Er hielt inne und starrte Merrin an, die gerade ihre Turnschuhe zuband.
    »Na los«, flüsterte sie. »Schau schon nach, wer da ist.«
    »Ich will nicht.«
    Und das stimmte. Bei der Vorstellung, den Sessel beiseitezuschieben, wurde ihm schlecht.
    Zu allem Überfluss war es plötzlich völlig still geworden. Wer auch immer sich von unten gegen die Falltür geworfen hatte, hatte damit aufgehört und wartete darauf, dass sie von selbst aufging.
    Merrin band ihren zweiten Turnschuh zu und nickte.
    »Hört mal«, rief Ig. »Wer auch immer da unten ist … ihr hattet euren Spaß. Ihr habt uns einen ordentlichen Schrecken eingejagt.«
    »Sag ihnen das nicht noch«, flüsterte Merrin.
    »Wir kommen jetzt raus.«
    »Herrgott«, fauchte Merrin. »Und das auch nicht.«
    Sie wechselten einen kurzen Blick. Ig fühlte Panik in sich aufsteigen - er wollte die Tür nicht öffnen. Aus irgendeinem Grund war er der Überzeugung, dass er damit etwas hereinlassen würde, was ihnen einen nicht wiedergutzumachenden Schaden zufügen würde. Andererseits blieb ihnen nichts anderes übrig, als die Tür zu öffnen. Er nickte Merrin zu, schob den Sessel weg, und da sah er, dass auf der Oberseite der Klappe noch etwas anderes geschrieben stand, und zwar in Großbuchstaben mit weißer Farbe; aber er nahm sich
nicht die Zeit, um es zu lesen, sondern hievte die Falltür zur Seite. Er wollte nicht erst groß nachdenken, sondern sprang hinunter, packte den Rand der Öffnung und trat wild um sich, um jeden, der sich hier oben befand, zu verjagen; und wenn sich jemand das Genick brach, war er selbst schuld. Er war davon ausgegangen, dass Merrin zurückbleiben würde, dass es seiner Rolle als Mann entsprach, sie zu beschützen, aber sie ließ sich gleichzeitig durch die Öffnung fallen und setzte sogar noch vor ihm die Füße auf einen Ast unter dem Baumhaus.
    Igs Herz schlug so schnell, dass die ganze Welt um hin herum zu hüpfen und zu zucken schien. Er ließ sich auf den Ast neben Merrin hinunter, hielt aber den Rand der Öffnung umklammert. Mit keuchendem Atem suchte er den Boden unter ihnen ab; auch Merrin atmete schwer. Doch da war niemand. Er lauschte aufmerksam auf das Geräusch hastender Schritte, auf ein Rascheln im Unterholz, aber er hörte nur den Wind und die Äste, die über das Baumhaus kratzten.
    Schließlich kletterte er hinunter und umkreiste den Baum in immer größerem Abstand, suchte das Gebüsch und den Pfad nach irgendwelchen Lebenszeichen ab, fand jedoch nichts. Als er zum Stamm zurückkehrte, saß Merrin noch immer auf dem langen Ast unterhalb des Baumhauses.
    »Du hast niemanden entdeckt«, sagte sie. Es war keine Frage.
    »Nein«, erwiderte er. »Muss wohl der große böse Wolf gewesen sein.«
    Wahrscheinlich tat er gut daran, die ganze Sache ins Lächerliche zu ziehen, aber er hatte noch immer ein ungutes Gefühl, und seine Nerven waren zum Zerreißen angespannt.
    Falls es Merrin ebenso erging, zeigte sie es nicht. Sie warf
einen letzten sehnsüchtigen Blick in das Baumhaus und schloss dann die Falltür. Auf dem Boden angekommen, packte sie ihr Rad am Lenker und hob es auf. Sie liefen los, und mit jedem Schritt ließen sie das Entsetzen, das sie heimgesucht hatte, weiter hinter sich zurück. Der Pfad war noch immer in das warme, wohltuende Abendlicht getaucht, und Ig verspürte wieder jenes angenehme Kribbeln, das er oft empfand, wenn er gerade mit Merrin geschlafen hatte. Es war herrlich, so dicht neben ihr zu gehen, dass sich ihre Hüften fast berührten und die Sonne auf ihre Schultern schien.
    »Wir müssen morgen wieder hierherkommen«, sagte Merrin, und fast im selben Moment sagte Ig: »Aus der Hütte könnte man wirklich was machen, meinst du nicht auch?«
    Sie lachten.
    »Wir sollten da auch ein paar Sitzsäcke raufschleppen«, sagte Ig.
    »Eine Hängematte. Das ist der richtige Ort für eine Hängematte«, fügte Merrin hinzu.
    Eine Weile gingen sie schweigend weiter.
    »Vielleicht sollten wir das nächste

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