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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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werden, schien einer weit zurückliegenden Vergangenheit anzugehören, an die er sich nur vage erinnern konnte. Es versetzte ihn in Erstaunen, dass er sich ganz normal mit Glenna unterhielt - ein alltägliches Wunder, so einfach und großartig wie ein Glas kalte Limonade an einem heißen Tag. Glenna verspürte nicht das Bedürfnis, ihm ihre schlimmsten und beschämendsten Sehnsüchte zu gestehen. Er berührte das Kreuz an seinem Hals, Merrins Kreuz, das einen kostbaren kleinen Kreis aus Menschlichkeit um ihn zog.
    »Wie hast du mich gefunden?« »Ich hab in der Arbeit die Lokalnachrichten geschaut, und da haben sie über das ausgebrannte Wrack berichtet, das man auf der Sandbank gefunden hat. Die Kameras waren zu weit weg, also konnte ich nicht sehen, ob es der Gremlin war, und die Sprecherin hat gesagt, Fabrikat oder Modell seien noch unbekannt. Aber ich hatte da so ein Gefühl, ein wirklich ungutes Gefühl. Also hab ich Wyatt Farmer angerufen - erinnerst du dich an Wyatt? Als wir klein waren, hat er meinem Vetter Gary mal einen Bart angeklebt, weil sie probieren wollten, ob er so Bier kaufen konnte.«
    »Ich erinnere mich. Warum hast du ihn angerufen?«
    »Weil ich gesehen hab, dass es Wyatts Abschleppwagen war, der das Wrack von der Sandbank gezogen hat. Er hat eine eigene Autowerkstatt. Ich dachte, er kann mir bestimmt sagen, was für ein Wagen das ist. Er hat gesagt, er sei so ausgebrannt,
dass er sich noch nicht ganz sicher ist - außer dem Rahmen und den Türen sei nichts mehr übrig. Aber er glaubt, dass es ein Hornet oder ein Gremlin ist, und wohl eher ein Gremlin, weil die inzwischen weiter verbreitet sind. Und ich dachte, o nein, Scheiße, jemand hat deinen Wagen abgefackelt. Und dann dachte ich, dass du vielleicht drin warst, als er ausbrannte, und dass du ihn vielleicht sogar selbst angezündet hast. Und ich wusste, wenn du das getan hast, dann hier draußen. Um näher bei ihr zu sein.« Sie warf ihm wieder einen schüchternen, ängstlichen Blick zu. »Ich versteh ja, warum du unsere Wohnung demoliert hast …«
    »Deine Wohnung. Unsere war das nie.«
    »Ich hab versucht, sie dazu zu machen.«
    »Ich weiß. Und du hast dein Bestes gegeben. Aber ich nicht.«
    »Warum hast du deinen Wagen abgefackelt? Warum bist du hier, in diesem Aufzug?« Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt und an ihre Brust gepresst. Verzweifelt versuchte sie, sich ein Lächeln abzuringen. »Ach, Liebling. Du siehst aus, als wärst du durch die Hölle gegangen!«
    »Könnte man so sagen.«
    »Komm. Komm, steig ins Auto, Ig. Wir fahren zurück in die Wohnung, und wenn du erst den Rock ausgezogen und geduscht hast, dann wird schon alles wieder.«
    »Und dann machen wir so weiter wie bisher?«
    »Ja, genauso wie bisher«, sagte sie.
    Damit war das Problem auf den Punkt gebracht. Solange er das Kreuz um den Hals trug, konnte er wieder er selbst sein, so wie früher, er konnte alles wiederhaben, wenn er das wollte - aber er wollte nicht. Wenn man schon in der Hölle auf Erden lebte, dann sprach einiges dafür, zu den Teufeln zu gehören. Ig griff sich in den Nacken, löste die
Schließe an der Kette und hängte das Kreuz an einen Zweig. Dann schob er das Gestrüpp beiseite und trat ins Licht.
    Glenna fuhr zusammen. Sie taumelte einen Schritt zurück, und ihr Absatz versank in der weichen Erde, so dass sie sich fast den Fuß verknackst hätte. Aber sie fing sich. Dann öffnete sie den Mund, um einen Schrei auszustoßen - einen Schrei wie aus einem Horrorfilm, ein tiefes, gequältes Heulen. Aber sie brachte keinen Ton heraus. Ihr hübsches rundliches Gesicht glättete sich wieder.
    »Du fandest es beschissen, wie es war«, sprach der Teufel.
    »Das stimmt«, gab sie zu, und in ihr Gesicht stahl sich wieder so etwas wie Traurigkeit.
    »Alles?«
    »Nein«, sagte sie. »Es gab ein paar Dinge, die ich wirklich mochte. Ich hab gern mit dir geschlafen. Du hast immer die Augen geschlossen, und ich wusste, dass du an sie denkst, aber das hat mir nichts ausgemacht, denn du hast dich bei mir geborgen gefühlt. Und ich fand es toll, mit dir samstagmorgens zu frühstücken, mit Schinken und Eiern und Saft und diesen bescheuerten Fernsehsendungen. Es war, als könntest du den ganzen Tag so bei mir sitzen. Aber es tat weh zu wissen, dass ich dir nie etwas bedeuten würde und dass wir keine gemeinsame Zukunft hatten. Und ich habe furchtbar darunter gelitten, wenn du von ihr erzählt hast - was für witzige Sachen sie gesagt und was für kluge Dinge sie

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