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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Zweihundertdollar-Lederjacke abgenommen. Heute Morgen hat die Polizei seinen Vater um Erlaubnis gebeten, sein Zimmer durchsuchen zu dürfen, und das war voll mit geklautem Zeug! Vor ein paar Wochen hat Lee im Einkaufszentrum gearbeitet, im Zoogeschäft. Da hatte er einen Schlüssel zu einem Personaleingang auf der Rückseite und hat sich ausgiebig bedient. Aus dem Mr. Paperback hat er haufenweise Zeitschriften mitgehen lassen, um sie zu verkaufen, wobei er behauptet hat, das Geld käme einem wohltätigen Zweck zugute. Alles Betrug! Da ist wirklich die
Kacke am Dampfen. Wenn nur einer der Läden Anklage erhebt, wird er dem Jugendrichter vorgeführt. Es wäre vielleicht noch das Beste für ihn, wenn er auf einem Auge blind wird. Vielleicht haben sie dann Mitleid mit ihm, und er muss nicht …«
    »O Scheiße«, sagte Ig. Er hörte nur wenn er auf einem Auge blind wird und sie haben ihm einen gottverdammten Splitter aus dem Auge gezogen; alles andere war nur Hintergrundrauschen - Terry, der auf seiner Trompete eine Avantgarde-Nummer spielte. Ig weinte und drückte Merrins Hand. Wann hatte sie seine Hand genommen? Er hatte keine Ahnung.
    »Du musst mit ihm reden«, sagte Terry. »Du musst ihm unbedingt klarmachen, dass er lieber die Klappe halten soll. Sonst reitet er uns auch noch da mit rein. Wenn irgendjemand herausfindet, dass du ihm den Böller gegeben hast - oder dass ich ihn dir gegeben hab … Himmelherrgott, Ig. Die schmeißen mich glatt aus der Kapelle!«
    Ig brachte kein Wort heraus und musste noch einmal an seinem Inhalator saugen. Er zitterte am ganzen Leib.
    »Lässt du ihn vielleicht mal einen Moment in Ruhe?«, fauchte Merrin. »Du siehst doch, dass er keine Luft kriegt!«
    Terry musterte sie erstaunt. Ihm klappte die Kinnlade runter. Dann schloss er den Mund und schwieg.
    »Komm, Ig«, sagte sie. »Lass uns rausgehen.«
    Ig stolperte neben ihr die Treppe hinunter ins Sonnenlicht. Seine Beine zitterten noch immer. Terry machte keine Anstalten, ihnen zu folgen.
    Es herrschte völlige Windstille, und die Luft war feucht und drückend. Am Vormittag war der Himmel klar gewesen, aber jetzt waren riesige Wolken aufgezogen, so schwer und schwarz wie eine Flotte von Flugzeugträgern. Aus dem
Nichts erhob sich ein warmer Wind. Es roch nach heißem Eisen, wie Bahngleise in der Sonne, und als Ig die Augen schloss, sah er den Evel-Knievel-Hang vor sich und die beiden Rohre, die, halb eingegraben, wie die Schienen einer Achterbahn den Hügel hinunterführten.
    »Das ist nicht deine Schuld«, sagte Merrin. »Und er wird dich auch nicht dafür verantwortlich machen. Komm schon. Die Blutspendeaktion ist fast vorbei. Wir holen unsere Sachen und besuchen ihn. Jetzt gleich. Du und ich.«
    Die Vorstellung, zusammen mit ihr zu Lee zu gehen, machte Ig Angst. Sie hatten getauscht - die Kirschbombe gegen Merrin. Es wäre falsch, sie mitzunehmen. Das hieße nur, Salz in die Wunde streuen. Lee hatte Ig das Leben gerettet, und Ig vergalt es ihm, indem er ihm Merrin wegnahm, und jetzt war auch noch dieser Unfall passiert, und Lee war auf einem Auge blind. Sein Auge war hinüber, und Ig war schuld daran. Er saugte lange an dem Inhalator.
    Als er wieder etwas Luft bekam, sagte er: »Du kannst nicht mitkommen.« Eine Stimme in seinem Hinterkopf flüsterte ihm zu, dass er das nur wiedergutmachen konnte, wenn er sie aus seinem Leben verstieß. Andererseits wusste er nur zu gut, dass er das nicht tun würde. Bereits vor Wochen hatte er den Vorsatz gefasst, dass er alles, alles tun würde, um der Junge an Merrin Williams’ Seite zu sein. Auch wenn er gern der Held dieser Geschichte gewesen wäre - er würde sie auf keinen Fall aufgeben. Dafür war es jetzt zu spät.
    »Warum nicht? Er ist auch mein Freund«, sagte sie, und Ig wunderte sich erst über sie und dann über sich, weil sie natürlich recht hatte, wie ihm jetzt erst bewusst wurde.
    »Ich hab keine Ahnung, was er sagen wird. Vielleicht ist er sauer auf mich. Vielleicht erzählt er etwas … von einem
Tauschgeschäft.« Kaum hatte er es ausgesprochen, wusste er, dass es besser gewesen wäre, den Mund zu halten.
    »Was für ein Tauschgeschäft?« Er schüttelte den Kopf, aber Merrin wiederholte nur ihre Frage. »Was habt ihr getauscht?«
    »Versprich mir, dass du nicht wütend wirst.«
    »Das weiß ich nicht. Kommt ganz drauf an.«
    »Nachdem ich das Kreuz gefunden habe, hab ich es Lee gegeben, damit er es repariert. Aber dann wollte er es behalten, und ich musste ihm was dafür

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