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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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den Schädel gebrochen und ein paar Rippen und liegt auf der Intensivstation. Es ist also noch zu früh, um sich zu betrinken. Ruf mich an.« Ein Klicken, und weg war er. Ihre Begegnung in der Küche erwähnte er mit keinem Wort, aber das überraschte Ig nicht weiter. Für Terry hatte sie gar nicht stattgefunden.
    Die zweite: »Ig, hier ist deine Mutter. Ich weiß, dass Terry dir erzählt hat, was mit Vera passiert ist. Sie ist jetzt in einem künstlichen Koma und hängt am Morphiumtropf, aber wenigstens ist sie stabil. Ich habe mit Glenna gesprochen. Sie wusste nicht, wo du bist. Ruf mich bitte an. Ich bin mir sicher, dass wir heute schon mal miteinander geredet haben, aber in meinem Kopf herrscht ein heilloses Durcheinander, und ich weiß nicht mehr, wann und über was. Ich liebe dich.«
    Ig musste lachen. Was die Leute so alles sagten! Wie leicht es ihnen doch fiel, andere zu belügen. Und sich selbst.
    Die dritte: »Hallo, Sohnemann. Hier ist Dad. Du hast
wohl schon gehört, dass Grandma Vera wie ein führerloser Lastwagen durch den Zaun gedonnert ist. Ich hab mich nur mal kurz hingelegt, um ein Nickerchen zu machen, und als ich aufwachte, stand ein Krankenwagen vor dem Haus. Du solltest mal mit deiner Mutter reden. Sie ist ziemlich von der Rolle.« Und nach einer kurzen Pause sagte sein Vater: »Ich hab von dir geträumt - völlig wirres Zeug.«
    Dann Glenna. »Deine Großmutter ist in der Notaufnahme. Ihr Rollstuhl ist außer Kontrolle geraten, und sie ist in den Zaun unterhalb eures Hauses gekracht. Ich weiß nicht, wo du steckst oder was du treibst. Dein Bruder hat dich gesucht. Wenn du diese Nachricht bekommst - deine Familie braucht dich. Geh so schnell wie möglich ins Krankenhaus.« Glenna rülpste leise. » Urps .’tschuldige. Ich hab heute Morgen einen von diesen Supermarkt-Donuts gegessen, und ich glaub, der war schlecht. Wenn ein Supermarkt-Donut überhaupt schlecht werden kann. Mir tut schon den ganzen Tag der Bauch weh.« Sie hielt noch einmal inne und sagte dann: »Ich würde ja mit dir ins Krankenhaus gehen, aber ich bin deiner Grandma nie begegnet, und auch deine Eltern kenne ich kaum. Ist das nicht seltsam? Oder vielleicht doch nicht. Vielleicht ist es gar nicht seltsam. Du bist der netteste Kerl von der Welt, Ig. Das fand ich schon immer. Aber tief in dir drin schämst du dich für mich, nachdem du all die Jahre mit Merrin zusammen warst. Weil, sie war so sauber und gut und hat nie irgendwelche Fehler gemacht, und ich mach dauernd Fehler und hab haufenweise schlechte Angewohnheiten. Ich kann das verstehen, ehrlich. Dass du dich schämst. Schließlich halt ich auch keine großen Stücke auf mich. Ich mach mir Sorgen um dich, Kumpel. Kümmere dich um deine Grandma. Und pass auf dich auf.«

    Auf diese Nachricht war er nicht gefasst gewesen. Aber vielleicht war er auch nur von seiner eigenen Reaktion überrascht. Er hatte erwartet, dass Glenna ihm zuwider sein, dass er sie hassen würde, doch stattdessen musste er an all die Dinge denken, die er an ihr mochte. Glenna hatte ihn ohne jeden Hintergedanken bei sich aufgenommen. Sie hatte ihm nicht verübelt, dass er sich in Selbstmitleid suhlte und von seiner toten Freundin geradezu besessen war. Und es stimmte: In gewisser Hinsicht war Ig mit ihr zusammen gewesen, weil er jemanden gebraucht hatte, der genauso abgefuckt war wie er, jemanden, den sogar er von oben herab behandeln konnte. Glenna war ein wandelndes Fiasko. Auf ihrer Hüfte prangte ein Playboy-Häschen-Tattoo, und sie wusste nicht mehr, wie sie dazu gekommen war. Ganz zu schweigen von den ganzen Geschichten, wie die Bullen ihr eine Ladung Pfefferspray verpasst hatten oder wie sie sich bei Konzerten geprügelt hatte. Sie hatte ein halbes Dutzend Beziehungen hinter sich, die ausnahmslos mies verlaufen waren: ein verheirateter Mann, ein gewalttätiger Drogenhändler und ein Typ, der Fotos von ihr gemacht und sie seinen Freunden gezeigt hatte. Und natürlich Lee.
    Er dachte über die Dinge nach, die sie ihm an jenem Morgen gestanden hatte, über Lee Tourneau, der ihr erster Schwarm gewesen war und der für sie gestohlen hatte. Ig hatte nicht erwartet, dass er Glenna gegenüber so etwas wie Besitzansprüche empfinden konnte - er hatte nie geglaubt, dass ihre Beziehung eine Zukunft hatte oder in irgendeiner Hinsicht exklusiv war. Sie wohnten eben zusammen und vögelten hin und wieder. Aber bei der Vorstellung, wie Glenna vor Lee Tourneau auf die Knie sank und Lee ihr seinen Schwanz in den Mund

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