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Teuflische Freunde: Roman (German Edition)

Teuflische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Teuflische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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einer Minderheit anzugehören, in Wirklichkeit sogar einer Minderheit innerhalb einer Minderheit, weil die meisten jüdischen Kinder, die sie kannte, weiß waren. Sie wusste, was deren Eltern über die persischen Juden sagten: dass sie innerhalb ihres Stammes klüngelten, dass sie Distanz hielten, dass sie immer geizig waren, dass sie alle Betrüger waren, dass man ihnen nicht über den Weg trauen konnte. Lauter Klischees. Ganz nebenbei bemerkt: Wenn man aus seinem eigenen Land fliehen musste und nur die Kleider mitnehmen konnte, die man am Leib trug, wären die vielleicht auch vor sichtig. Ihr Vater war ein wunderbarer, ehrlicher Mensch. Ihre Mutter war nicht distanziert, sondern schüchtern. Es fiel schrecklich schwer, sich immer vor sich selbst zu rechtfertigen, wer man war. Manchmal wäre es schön, einfach dazuzugehören. »Nichts. Vergiss es.«
    Gabe küsste sie sanft auf den Mund. »Weißt du, was ich echt sexy finde?«
    »Was?«
    Er grinste. »Wenn ein Mädchen pünktlich ist.« Er schnappte sich ihre Hand und rannte mit ihr los, Richtung Bushaltestelle. Sie schafften es gerade rechtzeitig, waren dort, als der Bus vorfuhr. Yasmine begann nach hinten durchzugehen, wie beim letzten Mal, aber Gabe zog sie am Arm.
    »Setz dich hierhin, ans Fenster.«
    »Okay –«
    »Nimm den Kopf runter.«
    »Was?«
    »Mach einfach. Und sei still.« Er beugte sich so vor, dass er den Großteil ihres Körpers verdeckte. Zwei Haltestellen später liefen vier Gangmitglieder von hinten nach vorne durch, die sich gegenseitig schubsten und anstießen. Als sie den Ausgang erreichten, entdeckte einer von ihnen Yasmine und bekam große Augen.
    Gabe zog sein Kreuz, das er um den Hals trug, hervor, und quatschte den Blödmann auf Spanisch an – er konnte es zwar nicht fließend, aber um sich verständlich zu machen, reichte es allemal. Der Typ antwortete mit trister Stimme. Kurz darauf war die Gang verschwunden. Gabe ließ sich auf den Sitz fallen und atmete tief durch. »Ich vergess immer wieder, wo wir hier sind.«
    »Worum ging’s denn da gerade?«, fragte Yasmine.
    »Es ging um jemanden, der so hübsch ist wie du und für solche Typen Hundefutter ist.«
    »Was hast du zu ihm gesagt?«
    »Dass ich Priester bin und dass dein Bruder erschossen wurde. Dass du und ich gerade ins Krankenhaus fahren, um ihm die Letzte Ölung zu geben. Er spricht dir sein Beileid aus.«
    Yasmine starrte ihn an. »Er hat geglaubt, dass du ein Priester bist?«
    »Offensichtlich.« Gabe küsste sein Kreuz und verstaute es wieder unter seinem Hemd. »Es gehörte meiner Großmutter, die es meinem Vater vermachte, der es meiner Mutter gab, die es mir gab.«
    »Wann hast du Spanisch gelernt?«
    »Ich hab mit dem Lieutenant geübt. Ich spreche nicht wie ein Spanier, aber ich schätze, dadurch wirke ich noch glaubwürdiger.«
    »Ich glaub’s nicht, dass die geglaubt haben, dass du ein Priester bist.«
    »Da geht’s nur um die innere Einstellung. Jedes Mal, wenn ich in der Klemme sitze, beschwör ich meinen Dad herauf, und dann komm ich sauber aus der Sache raus.«
    »Gibt es etwas, das du nicht kannst?«
    »Ich kann keine gerade Linie zeichnen, und ich spreche kein Farsi.« Er legte ihr einen Arm um die Schulter. »An Ersterem kann ich nichts ändern, aber bei Letzterem kannst du mir vielleicht helfen.«
    »Warum willst du Farsi lernen?«
    »Um euch zu belauschen, wenn du mit Ariella oder deinen Eltern sprichst.« Er lächelte. »Nein, im Ernst, ich mag Fremdsprachen.«
    »Ich bring dir Farsi bei. Was krieg ich dafür?«
    Gabe wollte grinsen, hielt sich aber zurück. »Ich bin mir sicher … wenn ich so drüber nachdenke … kann ich dir bestimmt ein oder zwei Dinge beibringen.«
    »Zum Beispiel Klavierspielen?« Sie schüttelte den Kopf. »Vergiss es. Das ist vergebene Liebesmüh.«
    Heijeijei, sie war echt naiv, kapierte noch nicht mal die einfachsten Anspielungen. Aber küssen, das konnte sie. »Vielleicht nicht Klavierspielen«, sagte er, »aber wie heißt es so schön, ich wette, wir harmonieren bestimmt sehr geschmeidig miteinander.«
    Sie wurde rot und drehte den Kopf weg, um aus dem Fenster zu schauen. Er war mit Mädchen groß geworden, die eine schnelle Auffassungsgabe besaßen. Diese junge Dame hier war definitiv ein Rückschritt in ein anderes Zeitalter. »Wenn ich mit dir flirte, brauchst du nicht so nervös zu werden. Ich weiß mich zu benehmen, alles klar?«
    Sie nickte. Dann begann sie langsam zu lächeln. »Benimm dich nicht zu gut.«
    Gabe grinste

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