Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
ab auf investigativen Journalismus. Er hat uns viel von der Nixon-Ära und Woodward und Bernstein und einem Kerl namens Sore Throat und so weiter erzählt. Wissen Sie, was ich meine?«
»Tun wir«, sagte Marge. »Und er heißt Deep Throat.«
»Klar, stimmt. Egal, jedenfalls hat Mr. Hinton mich total angeödet, aber Gregory fand die ganze Sache extrem spannend. Ich dachte, er würde an der Zeitung mitarbeiten. Aber als ich ihn Anfang des Jahres danach fragte, sagte er, das interessiert ihn nicht. Dann bin ich abgegangen, weil die zehnte Klasse zum Abklatsch der neunten wurde, nur noch schlimmer. Deshalb war ich ziemlich überrascht, als Greg anrief und sagte, er hätte Neuigkeiten, die die gesamte B and W auf den Kopf stellen würden.«
»Erzähl weiter«, sagte Decker.
»Also fragte ich, worum’s denn geht, und Greg sagte, das kann er mir nicht sagen. Und ich sollte niemandem davon erzählen, nicht mal Joey Reinhart, der sein bester Freund ist. Und er sagt mir aus dem einzigen Grund etwas, weil ich nicht mehr auf der Schule bin.«
Marge und Decker warteten darauf, dass Kevin weiterredete. Nach einer Pause kam der Junge auf den Punkt. »Beim nächsten Mal mit Greg fragte ich ihn wieder nach der heißen Story . Und er sagte, er kann immer noch nicht drüber reden. Aber er klang jetzt definitiv ruhiger, so als würde die Sache nicht gerade bombig laufen. Und ich fragte ihn, ob bei ihm alles okay ist, und er sagte, ja, super. Aber irgendwas stimmte nicht. Also versuchte ich, es aus ihm rauszuquetschen, aber er bestand nur immer wieder darauf, dass alles bei ihm super läuft und er nur zu viel arbeitet und ein bisschen müde ist.«
Kevin hörte auf zu reden.
»Das war’s.«
»Mehr hat er dir nie erzählt?«, fragte Marge.
»Nö. Mehr als das, was ich Ihnen erzählt hab, weiß ich auch nicht. Aber ich dachte mir, ich sag’s Ihnen, weil man ja nie weiß, was wichtig ist. Also … das war alles.«
»Er hat dir nicht den geringsten Hinweis darauf gegeben, was er da in Arbeit hatte?«
»Nö. Wenn ich’s wüsste, würde ich’s Ihnen sagen.«
»Weißt du, ob er mit jemandem zusammen an der Geschichte dran war?«, fragte Marge.
»So weit kam ich nie.« Der Junge sah auf seine Uhr. »Meine Mom kommt jeden Moment nach Hause. Es wär mir lieber, Sie …«
Decker stand auf. Sowohl er als auch Marge überreichten Kevin eine Visitenkarte. »Wenn dir noch etwas einfällt, ruf einfach an.«
»Mach ich.« Kevin stand ebenfalls auf und begleitete sie zur Tür. »Es ist nicht so schwer nachzuvollziehen … Gregs Tat. Es gab Zeiten an der B and W, das habe ich über genau dasselbe nachgedacht. Alles, was ich dazu sagen kann, ist, dass ich froh bin, keine Waffe gehabt zu haben.«
Sie beschlossen, sich dienstags und donnerstags um sechs Uhr morgens zu treffen, weil Gabe an diesen Tagen sowieso früh aufstehen musste, um den Bus zur Uni zu kriegen.
Der Montag war Folter für ihn. Sie schickten sich gefühlte eine Million SMS .
Der Dienstag stellte sich als ebensolche Folter heraus, nur anders. Sie trafen sich auf einen Kaffee und redeten, was wirklich sehr nett war, aber sie konnten sich nicht berühren, außer vielleicht mal unter dem Tisch Händchen halten und kurz gegenseitig die Oberschenkel aneinanderdrücken. Daher fühlte sich die Distanz zwischen ihnen, in Wahrheit nur ein paar Zentimeter, so an, als wären es Kilometer. Nachdem sie zur Schule aufgebrochen war, saß Gabe frustriert und angeturnt gezwungenermaßen mit lauter ebenfalls Verstoßenen in dem verdammten Bus, und zwar über eine Stunde.
Seine Klavierstunde verlief gut. Nick bemerkte das und sagte, er würde mit mehr Leidenschaft spielen. Er sagte Gabe auch, dass es an der Zeit für ihn sei aufzutreten.
Ich habe mit jemandem vereinbart, dein Spiel anzuhören. Du musst demnächst mit Auftritten beginnen. So jung bist du nun nicht mehr.
Bereits mit fünfzehn Schnee von gestern.
Wer ist der Typ?
Ein sehr bekannter Agent. Er betreut die ganzen Sommerfestivals für Kammermusik. Für dich ein Anfang so gut wie jeder andere, um erste Erfahrungen zu sammeln. Er wird Donnerstag hier sein. Ich möchte, dass du um acht Uhr morgens auf der Matte stehst, mit Frühstück im Bauch und ausgeschlafen. Verstanden?
Verstanden.
Um sechs Uhr abends war er wieder zu Hause, mit Hunger und mieser Laune. Er fand einen leeren Kühlschrank vor. Rina kam in die Küche und sah, wie er die Schränke durchwühlte.
»Viel zu essen ist nicht da«, sagte sie.
»Das seh
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