Teuflische Schwester
mal ein bißchen auf Urlaub schicken. In ein
nettes Ferienlager oder so etwas.«
»Ein Ferienlager?« tobte Charles. »Wovon, zum Teufel,
redest du da? Wenn ihr die anderen Kinder schon hier das
Leben zur Hölle machen, wie soll sie dann erst mit lauter
Fremden fertig werden?«
»Also, wirklich, Charles.« Phyllis warf den
Wimpernpinsel auf ein kleines Tablett und drehte sich um.
»Ich halte es nun einmal für nötig, daß wir Teri nicht
vernachlässigen. Was meinst du, wie sich unser Affentanz
wegen jeder Laune von Melissa auf sie auswirkt? Überleg
dir doch, was sie alles mitgemacht …«
»Aha, jetzt geht es dir also um Teri«, fiel Charles ihr ins
Wort. »Fassen wir mal zusammen. Bis jetzt hast du gesagt,
wir sollten sie zu ihrem eigenen und zu Teris Besten
wegschicken. Nun gut, und was hättest du davon? Dir
würde es die Sache ja enorm erleichtern, nicht wahr? Du
hättest dann noch mehr Zeit als ohnehin schon, um im
Club in der Sonne zu braten und bei den anderen Weibern
Eindruck zu schinden. Dabei interessieren die sich einen
Dreck für dich!«
Phyllis sprang auf. Vor Wut bebte sie am ganzen Körper.
»Unverschämtheit!« keifte sie. »Wie kannst du es wagen,
dich derart abfällig über meine Freundinnen zu äußern?
Lenore Van Arsdale ist eine der vornehmsten Frauen, die
ich je …«
»Lenore Van Arsdale ist eine blasierte Zimtzicke. Das
mußt du doch eigentlich am besten wissen, denn sie läßt
sich ja nur zu einem Gespräch mit dir herab, wenn es sich
gar nicht vermeiden läßt. Mein Gott, manchmal meine ich,
Polly hatte doch recht. Anscheinend geht es hier wirklich
nur darum, daß man sich mit den ›richtigen‹ Leuten
umgibt. Nicht daß einer von ihnen etwas tun würde!
Meistens prahlen sie nur mit den Taten ihrer Großeltern
und verprassen das Vermögen, das sie von ihnen geerbt
haben. Die Hälfte würde kläglich versagen, wenn sie ihr
Geld selber verdienen müßte.«
»Und was ist mit dir?« versetzte Phyllis. »Hältst du dich
etwa für etwas anderes?«
»Habe ich das etwa behauptet?« höhnte Charles. »Ich
bin ja kein richtiger Rechtsanwalt. Ich habe doch nur Jura
studiert, weil es bei den Holloways Tradition ist. Und was
habe ich geleistet? Mein größtes Verdienst ist, daß ich ein
paar Schlupflöcher bei der Steuererklärung kenne. Jetzt
können ich und ein paar meiner Kumpel sich um die
gesetzmäßigen Zahlungen drücken.« Er lachte verbittert
auf. »Was für ein Leben ist das nur? Und die Art von
Leben hast du dir für Melissa auch in den Kopf gesetzt.
Ehrlich gesagt, es wäre besser für sie, sie würde eines
Tages Todd Peterson heiraten und nicht einen von diesen
verzogenen Fratzen.«
Phyllis wurde kreidebleich. »Ich will nichts als das Beste
für sie«, zischte sie. »Was habe ich ihr nicht alles
gegeben? Und was bekomme ich zum Dank? Sie demütigt
mich! Sie stellt mich vor allen unseren Freunden bloß!
Und mit ihrem neuesten Glanzstück verschuldet sie auch
noch den Tod eines Jungen und tut einfach so, als könnte
sie sich an nichts erinnern. Vielleicht muß sie eingesperrt
werden. Vielleicht ist sie wirklich verrückt!«
Für einen kurzen Augenblick hatte Charles den Impuls,
sie wie am Samstag zu schlagen, doch dann beherrschte er
sich. »Das hast du vor, was?« sagte er nur.
Jede Emotion war aus seiner Stimme gewichen. »Jetzt,
da Teri da ist, willst du sie loswerden.«
»Teri hat damit überhaupt nichts zu tun!« brauste Phyllis
auf. »Sie …«
»Ach, langweil mich doch nicht damit! Ich bin nicht
dumm, weißt du? Melissa war für dich doch nie mehr als
ein Ersatz für Teri. Daß Polly sie mitnahm, traf dich
damals fast härter als mich. Als Melissa dann auf die Welt
kam, liebte ich sie als das, was sie war. Du dagegen hattest
nur eins im Sinn. Du wolltest sie von Anfang an in eine
zweite Teri verwandeln.«
»Das stimmt ja gar nicht!«
»Aber natürlich stimmt es! Und weil Teri
zurückgekommen ist, hast du keine Verwendung mehr für
Melissa. Du hast ja Pollys Haus, hast ihren Mann und ihre
Freunde. Und jetzt hast du sogar ihre Tochter. Wozu
brauchst du dann noch Melissa?« Er stürmte zur Tür. Dort
fuhr er noch einmal zu seiner Frau herum. »Aber das lasse
ich nicht zu, Phyllis. Ich schicke Melissa nicht fort. Und
ich dulde auch nicht, daß du ihr das Leben weiter
verpfuschst. Laß sie die sein, die sie ist. Wenn du das nicht
schaffst, schicke ich eher dich weg als sie, das schwöre ich
dir.«
Als er die Klinke
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