Teuflische Schwester
gehört!
»Na ja … Wahrscheinlich … ich …« stammelte sie.
»Sehen wir doch einfach oben nach«, schlug Mallory
vor. Er nahm Phyllis beim Arm und führte sie zum Flur.
Ein paar Augenblicke später standen die vier im
Treppenhaus zum Speicher. »Das ist doch lächerlich!«
protestierte Phyllis. »Sie würde nie am hellichten Tag …«
Ein Geräusch ließ sie abrupt verstummen.
Es war ein Schritt. Eine Sekunde später folgte ein
zweiter. Während die vier noch nach oben starrten, ging
die Speichertür auf. Eine weiß gekleidete Gestalt erschien
darin.
Es war Melissa. Ihr Blick war geradeaus gerichtet.
Sie blieb einen Augenblick lang stehen. Dann bewegte
sich ihr Kopf leicht und starrte mit ausdruckslosen Augen
nach unten.
»Ich hab’s getan«, sagte sie mit hohler Stimme. »Sie
kann nichts dafür. Ich war’s.«
Sie setzte sich wieder in Bewegung. Weiter unten fiel
Licht auf ihr Kleid. Zum erstenmal sprangen ihnen die
Blutflecken in die Augen.
Vom Mieder bis zum Saum war das Kleid braunrot
beschmutzt.
Phyllis unterdrückte einen Schrei des Entsetzens. Sie
klammerte sich unwillkürlich an Teris Arm.
Cora starrte benommen auf die gespenstische Gestalt,
die da auf sie zuschlurfte. Die Knie wurden ihr plötzlich
weich. Sie wäre hingefallen, hätte Tom Mallory sie nicht
schnell gestützt.
Teri MacIver lächelte still vor sich hin.
»Ich versteh’ einfach nicht, warum Teri mich auch
herbestellt hat«, rätselte Kent Fielding. Er lief gemeinsam
mit Brett Van Arsdale über den Strand zum Haus der
Holloways. »Du bist doch derjenige, den sie mag.«
Brett grinste seinen Freund boshaft an. »Vielleicht will
sie dich mit Melissa verkuppeln«, meinte er. Sofort wurde
er bei der Erinnerung an Jeff Barnstable wieder ernst.
»Was ist denn deiner Meinung nach Samstag nacht
wirklich geschehen?« fragte er. »Ich meine, wie konnte
Melissa den ganzen Weg laufen und sich an nichts
erinnern?«
»Weil sie eben einen Dachschaden hat«, meinte Kent
achselzuckend. Dann kam ihm ein Gedanke. »Hey, kannst
du dich noch an das Lagerfeuer erinnern, als Ellen und
Cyndi D’Arcy gesehen haben wollen?«
»Ich hab’ gerade dasselbe gedacht. Sie hat so aufgeregt
getan, als ich die Geschichte erzählt habe.«
»Genau. Aber als Teri uns verklickert hat, daß Melissa
D’Arcy für ihre Freundin hält, war der Ofen ganz aus.
Mann, das war doch komisch. Vielleicht ist sie
heimgerannt und hat sich als D’Arcy verkleidet, um die
Leute zu erschrecken.«
»Wenn es wirklich so war«, gluckste Brett, »ist es ihr
voll gelungen. Vielleicht haben Ellen und Cyndi aber gar
nicht gelogen und D’Arcy tatsächlich gesehen.«
Kent warf Brett einen Blick aus den Augenwinkeln zu.
»Ach was. Den Blödsinn glaubt doch wirklich keiner.
Und seit der Sache mit Jeff liegt es ja auf der Hand, daß
die Mädchen Melissa gesehen haben müssen.«
»Findest du nicht auch, daß sie sie allmählich in die
Klapsmühle stecken sollten? Ich meine, selbst wenn sie
sich an nichts erinnern kann, hat sie doch so unheimlich
ausgesehen, daß wohl jeder so einen Unfall gebaut hätte.
Scheiße noch mal, mir wäre bestimmt das gleiche
passiert.«
Sie verließen den Strand und näherten sich dem Haus.
»Hast du auch wirklich keinen Schiß?« spöttelte Brett
und sprang eilig beiseite, ehe Kent mit dem Strandtuch
nach ihm schlagen konnte. »Stelle dir nur vor! Vielleicht
hat Melissa es jetzt auf dich abgesehen – wie vorher auf
Jeff.«
Kent maß seinen Freund mit einem finsteren Blick.
»Mein Gott, Brett, das ist wirklich fies! Egal, was da
passiert ist, ich kann mir nicht vorstellen, daß sie ihn
absichtlich …«
Er verstummte. Seine Augen hatten etwas weit hinter
Bretts Schultern registriert. Eine sonderbare Gestalt kam
durch die Hintertür aus dem Haus der Holloways heraus.
»Verdammte Scheiße«, entfuhr es ihm. »Was ist denn da
los?«
Erschrocken fuhr Brett herum und starrte in die gleiche
Richtung. Selbst aus der Entfernung erkannte er in der
weißgekleideten Gestalt mit dem blonden, über die
Schultern wallenden Haar Melissa.
»Was, zum Teufel, macht sie nur?« flüsterte er. »Sie hat
schon wieder dieses dämliche Kostüm an.«
Beide Jungen rannten los. Auf dem Rasen blieben sie jäh
stehen, denn Melissa war nicht allein. Tom Mallory und
Phyllis Holloway folgten ihr stumm. Und dahinter
tauchten gerade Cora Peterson und Teri MacIver auf der
Terrasse auf. Die Jungen rührten sich nicht von der Stelle.
Dann sah Kent die Flecken.
Weitere Kostenlose Bücher