Teuflische Schwester
der
Machete gespalten.«
»Wer?« fragte Cora. »Wer hat ihn niedergeschlagen?
Wer hat ihm den Kopf gespalten?«
Tom starrte die Haushälterin bestürzt an. »Melissa«,
antwortete er. »Melissa Holloway.«
Cora schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie leise. »Das
glaube ich nicht.«
»Sie waren doch dabei, Cora. Sie haben sie gehört. Es
besteht keinerlei Zweifel. Ich bin sicher, daß wir ihre
Fingerabdrücke an der Machete finden werden.« Er wollte
ihr den Arm streicheln, doch Cora wich ihm aus.
»Was sie gesagt hat, ist mir egal«, erklärte sie
unerschütterlich. »Mir ist auch egal, was Sie alles finden.
Ich kenne Melissa. Ich kenne sie von Kindheit an. Todd
war ihr bester Freund. Das hätte sie ihm nie und nimmer
angetan. Dazu wäre sie gar nicht in der Lage, Tom. Sie
könnte keiner Fliege was zuleide tun.«
Sie wandte sich ab und ging zum Haus zurück. Erneut
ignorierte sie die Herumstehenden, die sie alle entsetzt
anstarrten und ihren Ohren nicht trauen wollten.
Sie erreichte das Haus, als Melissa gerade die Treppe
hinuntergeführt wurde. Das abscheuliche, befleckte Kleid
hatte man ihr ausgezogen. Statt dessen trug sie wieder den
Morgenrock, in dem Cora sie in der vergangenen Nacht
beim Swimmingpool angetroffen hatte. Cora sah Melissa
schweigend an. Ihre Augen wanderten suchend über den
Morgenrock.
Von Blutspuren war nichts zu sehen.
Nur ein paar Staub- oder Schmutzflecken. Die könnten
freilich von überallher stammen.
Als Melissa unten anlangte, eilte Cora auf sie zu und
schloß sie in die Arme. »Es ist alles gut, mein Kleines«,
murmelte sie. »Ich weiß, daß du Todd nichts getan hast,
und werde nicht zulassen, daß dir was geschieht.«
Plötzlich bemerkte sie die unheimliche Apathie des
Mädchens. Sie wich etwas zurück, um ihr ins Gesicht zu
sehen.
D’Arcys ausdruckslose Augen starrten ihr entgegen.
»O Gott«, stöhnte Cora. Sie wandte sich zu Charles um.
Endlich strömten Tränen aus ihren Augen. »Was ist los
mit ihr? Was haben sie mit ihr gemacht?«
Charles legte den Arm um die alte Frau. »Sie haben gar
nichts mit ihr gemacht, Cora. Sie … sie hatte eine Art
Zusammenbruch.«
»Aber … aber sie hat doch nichts getan!«
Charles drückte Cora an sich. Vom Weinen waren seine
Augen an den Rändern rot. »Es ist schon gut, Cora«,
würgte er hervor. »Sie werden ihr nichts antun. Sie
bringen sie nur in ein Krankenhaus. Ihr passiert überhaupt
nichts. Sie wollen alles tun, damit es ihr wieder gutgeht.«
Die ganze Zeit blieb Melissa regungslos stehen. Ihr
Blick ging ins Leere, ihre Miene verriet keinerlei
Anteilnahme. Widerstandslos ließ sie sich jetzt von den
zwei Ärzten zur Tür führen. Als jedoch einer der Sanitäter
die Tür aufmachte, drehte sie sich um und richtete den
Blick unverwandt auf ihren Vater. Ihr Gesicht verzerrte
sich, als tobe ein Streit in ihrem Innern. Tränen fluteten ihr
aus den Augen, und sie sagte etwas: »Perlen.«
Alle starrten sie schweigend an. Mit einem Schlag
begriff Charles. »Ihre Kette«, sagte er. »Sie will ihre
Halskette.«
Er jagte die Treppe zu Melissas Zimmer hinauf, riß die
Schublade auf, in der sie die Kette aufbewahrte, die er ihr
letztes Weihnachten geschenkt hatte, und fischte sie unter
den Pullovern hervor. Im nächsten Augenblick war er
wieder unten. Ganz sachte legte er die Kette seiner
Tochter um den Hals und küßte sie noch einmal auf die
Wange. Dann wandte er sich an Burt Andrews.
»Sie liebt sie über alles. Wird sie sie im Krankenhaus
behalten dürfen?«
Andrews nickte nach kurzem Zögern. »Ich werde dafür
sorgen. Es ist ein gutes Zeichen, daß sie darum gebeten
hat.«
Charles sah den Psychiater verständnislos an.
»Soeben hat Melissa sich gemeldet«, fuhr Andrews fort.
»Haben Sie nicht die Veränderung in ihrem Gesicht
bemerkt? Sie wollte die Perlen so dringend, daß sie dafür
sogar aufgewacht ist. Und wenn sie einmal aufgewacht ist,
werden wir einen Weg finden, sie wieder zu wecken.«
Aber während sie seine jüngere Tochter zum
Krankenwagen führten, drängte sich Charles ein ganz
anderer Gedanke auf.
Warum nur? Warum sollten sie sie überhaupt wecken?
Warum ließen sie sie nicht einfach schlafen?
Ein Schluchzen stieg ihm in die Kehle. Möglicherweise
sah er seine Melissa nie wieder.
Es war fast Mitternacht. In Maplecrest war Ruhe
eingekehrt. Cora war schon lange in ihrem Häuschen.
Charles’ Angebot, die Nacht im Herrenhaus zu
verbringen, hatte sie abgelehnt.
»Heute nacht werde
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