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Teuflische Schwester

Teuflische Schwester

Titel: Teuflische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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vor jeder Häme in Schutz
genommen. »Jeder kann mal so einen Zusammenbruch
haben«, hatte sie bei jeder Gelegenheit beteuert. Und wenn
sie sich auch nichts davon anmerken ließ, so weidete sie
sich doch an der allgemeinen Bewunderung für ihre Treue
zu einer Halbschwester, die sie kaum gekannt hatte.
»Falls sie wirklich durchgedreht hat«, erwiderte Brett.
Seit Wochen flüsterte man sich in der Bucht Zweifel an
der Theorie von Melissas Wahnsinn zu. »Ich meine,
vielleicht simuliert sie nur, weil man sie sonst für den Rest
ihres Lebens ins Gefängnis stecken würde.«
Teri verdrehte ungeduldig die Augen. »Das ist einfach
idiotisch. Wenn du sie gesehen hättest …«
»Ich weiß schon«, stöhnte Kent Fielding und leierte den
Katalog herunter: »Sie sagt nie etwas. Sitzt bloß da und
starrt ins Leere.« Er mimte ein übertriebenes Schaudern.
»Sie kommt mir vor wie ein Zombie.«
»Wenigstens brauchen wir wegen D’Arcy keine Angst
mehr zu haben«, kicherte Cyndi Miller. »Wenn sie mit
Melissa alle Hände voll zu tun hat, kann sie uns heute
nacht ja nicht auf die Nerven gehen.«
»Also bitte«, beschwerte sich Teri. »Können wir nicht
mal über was anderes reden? Komm schon, Brett, gehen
wir ein bißchen ins Wasser.«
Sie stand auf und lief zum Strand hinunter. Brett folgte
ihr. Am Fuß des Hügels holte er sie ein und ergriff ihre
Hand. Sie liefen gemeinsam über den Sand.
»Es ist ja nur Gerede«, versuchte er einzulenken.
»Keiner meint es wirklich ernst.«
»Aber es ist gemein«, klagte Teri.
»Dann ist es eben gemein«, meinte Brett achselzuckend.
»Aber alle sind nun mal nicht so nett wie du. Ich meine,
egal, wie komisch Melissa geworden ist, du hast immer
ihre Partei ergriffen.«
Teri sah zu ihm auf. »Und das werde ich auch immer«,
sagte sie. »Sie ist meine Schwester. Egal, was sie getan
hat, ich werde sie immer lieben. So. Können wir es nicht
dabei bewenden lassen?« Sie ließ seine Hand los und
rannte ungeachtet des eisig kalten Wassers ins Meer,
tauchte in eine Welle hinein, kam wieder an die
Oberfläche und drehte sich auf den Rücken. »Komm rein,
du Feigling!« schrie sie Brett zu, der noch am Strand
stand.
»Es ist super!«
»Es ist kalt!« schrie Brett zurück. Schließlich gab er sich
einen Ruck, hielt die Luft an und stürmte ebenfalls hinein.
Unter Wasser schwamm er ihr nach, bis er nicht mehr
konnte und auftauchen mußte.
Teri schwamm lachend zwanzig Meter vor ihm.
Brett machte sich an die Verfolgung. Mit kräftigen
Schlägen kraulte er weiter, aber Teri schwamm besser, als
er erwartet hatte. Es dauerte fast fünf Minuten, ehe er sie
erreichte. »Hey!« keuchte er. »Hast du heimlich trainiert
oder was? Als du hierherkamst, konntest du kaum
schwimmen. Weißt du noch? Ich mußte dich am ersten
Tag rausziehen.« Da Teri ihn nur angrinste, beschlich ihn
ein Verdacht. »Oder hast du damals nur so getan?«
Teris Lippen kräuselten sich zu einem rätselhaften
Lächeln. »Das wirst du wohl nie herausfinden«, meinte
sie.
Brett zog sie neckisch am Bein. Sie riß sich los und
schwamm zum Strand zurück.
    Das Banner war endlich so weit, daß man es über der
Orchesterbühne anbringen konnte. Phyllis, die heute
Khakishorts und eine an mehreren Stellen mit Farbe
bekleckste weiße Bluse trug, trat ein paar Schritte zurück
und begutachtete ihr Werk. Dabei fuhr sie sich mit der
Hand durch das Haar. Zu spät bemerkte sie, daß die nasse
Farbe noch an ihren Fingern klebte. Schon wieder lächelte
Lenore Van Arsdale. Anstatt jedoch angesichts der
Demütigung rot anzulaufen, kicherte sie nur etwas
verlegen. »Ich glaube, ich lasse mir heute mal
Farbverdünner von der Friseuse auftragen.«
    Zur eigenen Überraschung lachte Lenore mit. Vor drei
Monaten hätte sie Phyllis gewiß nicht in diesem Raum
angetroffen. Und wenn doch, so wäre sie in ihren besten
Sachen gekommen und hätte den Arbeitern von oben
herab ihre Befehle erteilt. Aber in den letzten drei Tagen
hatte Phyllis mit ihnen zusammen für die Dekoration
geschuftet. Den ganzen gestrigen Tag und heutigen
Vormittag hatte sie sich mit dem Banner jede erdenkliche
Mühe gegeben, bis die Buchstaben alle in tiefem Rot und
mit makellosem Goldrand in schönem, gleichmäßigem
Schriftzug vor ihr prangten. »Mein Vater war
Schildermaler«, hatte sie erklärt, als sie die Beschriftung
des Banners übernommen hatte. »Von Kindesbeinen an
hat er mir alles beigebracht, was er wußte. Darum habe ich
in der Schule

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