Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teuflische Schwester

Teuflische Schwester

Titel: Teuflische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
schienen nach ihr zu greifen.
Melissa holte tief Luft und ging hinauf.
Oben war wieder eine Tür. Sie machte sie auf und trat in
den Speicher. Sie blieb stehen und lauschte. Die Sekunden
schlichen vorüber, doch sie hörte keinen Laut.
Sie griff nach dem Lichtschalter. Die einzige Birne im
Speicher oben ging an.
Melissa stand plötzlich mitten im gleißenden Licht. Was
im Schatten blieb, wurde so noch dunkler. Und dann hörte
sie wie von sehr weit weg ein gedämpftes Geräusch. Es
klang wie ein Glucksen.
Panik fuhr ihr in die Glieder. War tatsächlich jemand
hier oben?
Dann begriff sie.
Teri.
Es konnte gar nicht anders sein. Teri wollte sie zum
Narren halten.
Die Furcht wich einem lauten Kichern. Das Echo ließ sie
jedoch sofort wieder verstummen. »Teri?« flüsterte sie, so
laut sie es wagte. »Komm schon, ich weiß, daß du das
bist.«
Einen Moment herrschte Schweigen, dann vernahm sie
wieder das seltsame Glucksen. Melissa lauschte gebannt.
Sie mußte herausfinden, aus welcher Richtung es kam.
»Teri? Wo steckst du?«
Sie leuchtete mit der Taschenlampe. Irgendwann würde
sie ihre Halbschwester gewiß in den Lichtkegel
bekommen.
Im nächsten Augenblick tauchte weiter hinten an der
Stelle unmittelbar über ihrem Zimmer eine Gestalt im
Dunkel auf.
Eine weiß gekleidete Gestalt mit verhülltem Gesicht.
Daneben baumelte an einem weißen Seil vom
Dachsparren Blackies Kadaver.
Sogar aus der Ferne fielen ihr der grotesk verdrehte Kopf
und die hervorgequollenen Augen auf, sah sie die
geschwollene Zunge schlaff aus den Fängen hängen.
Und um seinen Hals entdeckte sie noch etwas. Ihr gefror
das Blut in den Adern.
Es war eine Perlenkette.
Ihr Vater hatte sie ihr letztes Jahr zu Weihnachten
geschenkt.
Sie blieb wie angewurzelt stehen. Den Blick konnte sie
nicht von den matt glänzenden Perlen wenden. Noch hatte
ihr Verstand ihre Bedeutung nicht verarbeitet.
Mechanisch trat sie darauf zu. Ihre Blicke richteten sich
ausschließlich auf die Perlen. Sonst nahm sie nichts wahr.
Sie streckte die Hand aus, betastete sie und zog sie dem
Hund über den Kopf.
Im nächsten Augenblick brach der Schrei aus ihr hervor
und zerriß die Stille. Panik schlug in ihr hoch,
überwältigte sie, und sie rannte zur Tür. Ohne das Licht
auszuschalten, polterte sie die Treppe hinunter. Im ersten
Stock raste sie den Flur hinunter und stürzte in das
Schlafzimmer ihrer Eltern. Das Licht ging an. Ihre Mutter
saß aufrecht im Bett und starrte sie erschrocken an.
»Melissa? Was ist in dich gefahren?«
»Blackie!« heulte Melissa. »Ich habe ihn gesehen,
Mama! Ich habe ihn gesehen!«
Phyllis griff nach dem Morgenrock. Sie war jetzt
endgültig wach. »Wovon sprichst du nur, Melissa? Wenn
du mir diesen Hund wieder ins Haus gebracht hast …«
»Aber ich habe ihn nicht ins Haus gebracht«, schrie
Melissa. Die Tränen flossen in Strömen ihre Wangen
hinunter. Instinktiv warf sie sich ihrer Mutter an die Brust.
Aber anstatt sie zu trösten, packte Phyllis ihre Tochter
am Arm und zog sie auf die Bettkante herunter. »Melissa.
Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon du sprichst.
Hör gefälligst mit dem Heulen auf und erzähl mir, was los
ist.«
Mit größter Willensanstrengung schluckte Melissa den
nächsten Weinkrampf hinunter. »O-oben«, stammelte sie.
»Er ist oben. Er … er ist tot, Mama!«
Phyllis blitzte ihre Tochter aufgebracht an. »Melissa.
Drück dich bitte deutlicher aus.«
»Blackie!« schluchzte Melissa. »Ich hab’s dir doch
gesagt, Mama. Er ist im Speicher oben. Er ist … tot!«
Langsam und in Bruchstücken brachte sie die Geschichte
heraus. Aber schon während sie berichtete, was sie
gesehen hatte, war ihr klar, daß ihre Mutter ihr kein Wort
glaubte. Als Melissa schließlich fertig war, schüttelte
Phyllis den Kopf. »Melissa. Du weißt, was ich von deinen
Hirngespinsten halte.«
»Aber das ist kein Hirngespinst, Mama!« Melissa zeigte
ihr die Perlenkette. »Ich hab’ sie oben gefunden.«
Phyllis musterte die Perlen mißtrauisch. »Deine Perlen,
Melissa? Aus welchem Grund solltest du sie oben liegen
lassen?«
»Sie … war um Blackies Hals«, stammelte Melissa mit
bebender Stimme. Das Schluchzen ließ sich kaum noch
unterdrücken. »Wenn du mir nicht glaubst, dann schau
doch oben nach!«
Phyllis stand abrupt auf. »Das werde ich auch«, rief sie
entschlossen und riß Melissa hoch. »Wir gehen beide. Und
wehe dir, wenn du das erfunden hast.«
Phyllis zerrte Melissa über den Flur zur großen

Weitere Kostenlose Bücher