Teuflische Schwester
Todd beim Abstieg.
»Nein!« beharrte Melissa. »Es war kein Traum, und ich.
bin auch nicht schlafgewandelt. Ich weiß doch, was ich
gesehen habe! Und was ist mit der Perlenkette? Sie war
wirklich um Blackies Hals!«
»Hey, hey!« protestierte Todd. »Reg dich wieder ab. Ich
behaupte ja nicht, daß du lügst. Ich meine ja nur … na ja,
manchmal schlafwandelst du nun mal … ich meine,
vielleicht hast du ihm selbst die Kette um den Hals
gelegt.«
Melissas Stirn umwölkte sich. »Nein, das habe ich nicht!
Ich bin nicht schlafgewandelt! Was ich gesehen habe,
habe ich gesehen!«
Todd wich zurück. »Ist ja gut!« rief er. Angesichts
Melissas Erregtheit wurde auch er lauter. »Aber dann sag
mir doch bitte schön, was geschehen ist. Hast du ihn
vielleicht umgebracht?«
Melissa fiel das Kinn herunter. »Ich … ich …«
Mehr brachte sie nicht heraus. Sie begriff plötzlich, daß
Todd genau das angedeutet hatte, was sie sich selbst noch
nicht einzugestehen gewagt hatte.
Ihre Kette war doch um Blackies Hals gewesen.
Wer, wenn nicht sie, hatte sie ihm umgehängt? Außer ihr
kannte ja niemand ihren Aufbewahrungsort.
War sie am Ende tatsächlich schlafgewandelt?
Hatte sie ihn vielleicht umgebracht und dann alles
vergessen?
Die Schritte.
Was war mit den Schritten?
Hatte sie sie vielleicht gar nicht gehört? Waren sie am
Ende Teil des Traums gewesen?
Plötzlich meinte sie, ihr Kopf sei in Watte verpackt.
Nichts ergab mehr Sinn. Was war Wirklichkeit? Und was
spielte sich nur in ihrem Kopf ab? Gab es überhaupt noch
einen Unterschied?
Sie sah sich am Rande des Wahnsinns. Ihre Augen
schwammen in Tränen. Ein Schluchzen stieg ihr in der
Kehle hoch und drohte sie zu ersticken. »Glaubst du
wirklich, daß ich Blackie umgebracht habe?« brachte sie
endlich hervor. Trotz aller Bemühungen um
Selbstbeherrschung bebte ihre Stimme.
»Ach, Menschenskind«, stöhnte Todd. »Wie käme ich
auf so etwas? Ich habe es doch nur so gesagt, weil du mir
Vorwürfe gemacht hast. Natürlich hast du ihn nicht
umgebracht. Was hättest du auch davon?«
»Aber wo ist er dann, wenn ich ihn nicht umgebracht
habe?« entgegnete Melissa tonlos. Die Tränen strömten ihr
jetzt ungehindert über die Wangen. »Wo ist er dann? Was
ist, wenn ich ihn wirklich umgebracht habe und mich an
nichts erinnern kann?«
Ohne seine Antwort abzuwarten, floh sie in ihr Zimmer
und knallte die Tür laut hinter sich zu.
Teri lag träge im Liegestuhl. Die Augen hielt sie wegen
der grellen Sonnenstrahlen geschlossen. Sie fühlte sich
prächtig. Erst hatte sie mit Phyllis Tennis gespielt und sie
gewinnen lassen, ohne daß sie etwas gemerkt hatte.
Danach hatte sie Ellen Stevens in zwei Sätzen glatt
besiegt. Zur Abkühlung waren sie dann gemeinsam
schwimmen gegangen, und jetzt genoß sie am Beckenrand
die herrliche Sonne und das gedämpfte Stimmengewirr um
sie herum.
Als ein Schatten über ihr Gesicht fiel, schlug sie
überrascht die Augen auf. Sie blinzelte und versuchte zu
erkennen, wer das war. Bevor sie sich aufgerichtet hatte,
hörte sie es spritzen. Im nächsten Augenblick lief ihr
eiskaltes Wasser die Beine hinunter. Nach Luft
schnappend, sprang sie auf. Am Beckenrand stand
grinsend Brett Van Arsdale. »Ich dachte, du würdest
anbrennen, drum habe ich dich ein bißchen begossen.«
»Ach wirklich?« erwiderte Teri. »Willst du’s auch mal
probieren?« Blitzschnell hatte sie ihn ins Becken gestoßen
und hechtete hinterher. Als er hochkam, tauchte sie ihn
sofort wieder unter und suchte sogleich das Weite. Er
holte sie aber so schnell ein, daß sie kaum Luft holen
konnte, ehe er sie nach unten drückte. Sie kämpfte sich
frei und rettete sich an den Beckenrand. Als er herausstieg,
trocknete sie sich bereits mit einem der Handtücher, die
ein Bediensteter jedem Clubmitglied gleich bei seinem
Eintreffen brachte. Dann warf sie es Brett zu und ließ sich
wieder in den Liegestuhl sinken. Brett legte sich in den
daneben.
»Gehst du nächstes Wochenende mit zur Tanzparty?«
wollte er wissen.
Teri drehte den Kopf. »Welche Tanzparty?«
»Die Kostümparty. Nächsten Samstag. Und wenn du
noch keinen Begleiter hast …« Seine Stimme verlor sich,
und Teri grinste ihn schelmisch an.
»Du meinst, ich soll mit dir gehen?« fragte sie.
Brett lief rot an. »Nur wenn du Lust hast.«
Teri wollte seine Einladung schon annehmen, da zögerte
sie. Was war dann mit Melissa? Durfte sie überhaupt
gehen, wenn ihre Halbschwester zu Hause bleiben
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