Teuflischer Sog
gelaufen.«
Max wechselte das leere Magazin aus. Beide Männer hatten Reservemagazine aus dem Unterschlupf in Houston mitgenommen.
Juan konnte nicht mehr spüren, dass Ronishs Herz weiterhin Blut gegen seine Hand auf der Wunde pumpte. Der alte Mann war gestorben. Dafür fühlte er sich nicht verantwortlich. Zumindest nicht direkt. Die Argentinier hätten ihn getötet, mit oder ohne Anwesenheit der Corporation. Aber wären Juan und sein Team nicht auf das Wrack des Flying Dutchman gestoßen, hätte James Ronish seine letzten Tage unbehelligt verbracht. Und darin lag eine indirekte Schuld.
Draußen erklang eine Stimme. Sie sprach Englisch. »Mein Kompliment dafür, wie Sie unsere Sprache beherrschen. Mein Pilot glaubte tatsächlich, Sie kämen aus Buenos Aires.«
»Und Sie klingen wie dieser Chihuahua in der Taco-Reklame.« Das konnte sich Juan nicht verkneifen. Das Adrenalin schäumte in seinem Blut wie Champagnerbläschen.
Der Argentinier stieß einen Fluch aus, der den ehelichen Status von Juans Eltern in Frage stellte. »Ich gebe Ihnen eine einzige Chance. Verlassen Sie das Haus durch die Hintertür, und meine Leute werden nicht schießen. Ronish bleibt.«
Ein Küchenfenster zerbarst. Ein paar Sekunden später drang flackernder Lichtschein aus der Türöffnung zum Esszimmer. Sie hatten einen Molotowcocktail hereingeworfen, um die Entscheidung zu beschleunigen.
Juan sprang auf, feuerte aus der Hüfte auf das Fenster und riss das Reibebild oder was immer es war von der Wand. Er schleuderte es wie eine Frisbeescheibe in die Küche. Der Rahmen prallte gegen den Türpfosten, so dass das Glas zerbrach. Dann verschwand es außer Sicht.
Max eröffnete wieder das Feuer und deckte Cabrillo, während er das Magazin wechselte, und zusammen rannten die beiden Männer dann durch den Korridor zu den anderen Zimmern. Das Haus hatte den gleichen Grundriss wie Millionen andere, die nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut worden waren, den gleichen wie das Haus, in dem Juan gelebt hatte, bis die Wirtschaftsprüfungspraxis seine Vaters durchstartete, und den gleichen wie die Häuser, in denen seine Freunde gelebt hatten, wie auch das Haus, in dem Max aufgewachsen war. So fanden sich die beiden Männer mit geschlossenen Augen darin zurecht.
Das Schlafzimmer war die letzte Tür auf der linken Seite, gleich neben dem Badezimmer. Juan wusste sogar, wo das Bett stand, da es der einzig mögliche Platz war, und er sprang darauf, federte in den Knien nach und sprang abermals ab. Er bedeckte den Kopf mit den Händen, als er durch das Fenster flog.
Dann prallte er auf dem nassen, mit Kiefernnadeln bedeckten Erdboden auf, rollte sich über eine Schulter ab und kam mit der Pistole im Anschlag wieder hoch. Ein Mündungsblitz von einem einzelnen Schuss, abgefeuert an der weiter entfernten Ecke des Hauses, verriet die Position des Schützen. Cabrillo schoss zweimal. Er hörte zwar nicht das leise fleischige Klatschen eines Treffers, doch erklang aus der Dunkelheit, wo sich der Schütze befinden musste, ein leises, allmählich lauter werdendes Jammern.
Max kam eine Sekunde später durch das Fenster, nachdem er den Moment abgewartet hatte, bis Juan ihm Platz machte. Sein Abgang war zwar nicht so dramatisch wie Cabrillos, aber er schaffte es trotzdem. Sie eilten so schnell sie konnten durch den Wolkenbruch, wobei der Wind und der Regen die Geräusche ihrer Flucht überdeckten. Sie hatten zwar kaum genug Licht, um etwas erkennen zu können, aber immerhin reichte es aus, um nicht gegen die Bäume zu krachen. Nach fünf Minuten und mehreren wahllosen Kurswechseln wurde Juan langsamer und ließ sich hinter einem umgestürzten Baumstamm auf den Bauch fallen.
Max’ mächtige Brust pumpte neben ihm wie ein Blasebalg. »Macht es dir etwas aus«, keuchte er, »mir zu verraten, was die hier zu suchen haben?«
Cabrillos Atem ging bei weitem nicht so heftig, aber er war schließlich auch zwanzig Jahre jünger als sein Freund und absolvierte im Gegensatz zu Max ein regelmäßiges Fitnesstraining. »Das, liebster Maxwell, ist die Eine-Million-Dollar-Frage. Bist du okay?«
»Nur eine kleine Schnittwunde an der Hand, als ich durchs Fenster sprang. Und du?«
»Nichts verletzt außer meinem Stolz. Ich hätte den Kerl eigentlich mit dem ersten Schuss erwischen müssen.«
»Aber mal im Ernst, wie haben sie eigentlich hergefunden?«
»Genauso wie wir. Sie sind der Spur vom Flying Dutchman aus gefolgt. Was ich viel eher wissen möchte, ist, was sie zu finden
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