Texas Queen
Niki bedrückt. Wie kam sie dazu, so etwas zu fragen? An Sex dachte sie so gut wie nie.
“Ich frage dich noch einmal, wann bist du das letzte Mal ausgegangen?”
“Und mit wem?”, fügte Toni hinzu.
“Ich erinnere mich nicht. So. Seid ihr jetzt zufrieden?”
“Eigentlich nicht.” Nachdenklich schüttelte Dani den Kopf. “Ich wollte dir nur klarmachen, dass dein Leben wirklich in sehr eingefahrenen Gleisen verläuft. Irgendetwas muss geschehen, um dich da herauszubringen. Hier geht es nicht um das Wohl der Stadt, sondern um dein ganz persönliches Glück.”
“Ich führe nicht so ein langweiliges Leben, wie ihr es darstellt.” Niki erkannte, wie traurig sie klang, und hoffte nur, dass ihren Schwestern das nicht auffiel. “Ich bin glücklich.”
“Wirklich? Wenn du dich hier oder auf der Ranch versteckst? Ein großer Fisch im kleinen Teich? Ach, Niki, du hast ja nicht einmal einen Hund.”
“Dani!” Niki konnte es kaum glauben, aber sie musste lachen. “Ja, ja, ich habe schon verstanden, was ihr meint.”
“Denk doch wenigstens mal drüber nach.”
“In Ordnung, ich werde darüber nachdenken. Jetzt lasst mich allein, damit ich meinen Job machen kann.”
Sie sah ihnen nach und fühlte sich mit einem Mal niedergeschlagen. Wenn ihr Leben tatsächlich so langweilig war, bedeutete das dann, dass sie genauso uninteressant war? Vielleicht hätte sie überhaupt keine Freunde, wenn sie nicht wenigstens hübsch wäre.
Dieser Gedanke deprimierte sie noch mehr.
Schließlich tauchten Nikis Schwestern wieder auf, und Clay sah sie auf sich zukommen. Die dunkelhaarige Frau streckte ihm die Hand entgegen: “Ich bin Dani Keene Burke.”
Die blonde Schwester stellte sich lächelnd vor. “Toni Barnett. Wir sind Niki Keenes Schwestern und …” Sie wirkte verlegen. “Wir schulden Ihnen eine Erklärung.”
Die Bürgermeisterin seufzte erleichtert. “Ich hatte schon befürchtet, dass es an mir hängen bleibt.”
Clay wusste genau, wovon sie sprachen, und er lächelte nachsichtig. “Freut mich, Sie kennenzulernen”, sagte er. “Wird Ihre Schwester Niki auch zu uns stoßen? Die Fotografen warten mittlerweile schon eine ganze Zeit.” Er deutete auf die beiden Männer, die sich am hinteren Bühnenrand leise unterhielten.
“Genau darum geht es.” Dani wirkte bekümmert. “Sie wird nicht kommen.”
Fragend sah Clay sie an. “Warum nicht?”
“Weil …” Dani sah zu Toni, die zu Rosie blickte. Rosie wirkte verzweifelt.
Schließlich hob die Bürgermeisterin den Kopf und kam widerstrebend ihrer Aufgabe nach. “Niki sagt, sie will an dem Wettbewerb nicht teilnehmen”, gab sie kleinlaut zu.
“Das ist ein Scherz, oder?”
“Ich wünschte es. Im Grunde hat sie sich gar nicht beworben. Jemand anders hat ihre Unterlagen eingereicht, ohne sie vorher um ihr Einverständnis zu bitten”, erklärte Rosie verlegen. “Als wir sie bei der Feier mit der Neuigkeit überraschen wollten, war sie gar nicht begeistert. Dennoch hatten wir gehofft, sie werde ihre Meinung ändern.”
“Als Kandidatin in die Endrunde unseres großen Wettbewerbs zu kommen ist nicht gerade eine Beleidigung”, wandte Clay ein.
“Das haben wir auch alle gesagt.” Toni lächelte entschuldigend. “Es liegt nur an ihrer Sturheit. Je mehr wir sie drängen, desto energischer weigert sie sich.”
Clay lächelte. “Tja”, stellte er nachdenklich fest, “vielleicht fällt mir noch etwas ein, wenn ich meine grauen Zellen etwas anstrenge.”
Die Tür zum Sorry Bastard Saloon flog auf, und der aufregendste Mann kam herein, den Niki Keene jemals gesehen hatte, gefolgt von zwei Fotografen und der halben männlichen Bevölkerung von Hard Knox.
Lachend unterhielten die Männer sich und rückten ein paar Tische zusammen, damit sie alle zusammensitzen konnten. Dylan Sawyer schlug mit der Faust auf den Tisch. “Bier für alle, Niki! Wir haben hier eine echte Berühmtheit – meinen Freund Clay Russell.”
“Kommt sofort, Dylan.” Ohne der Berühmtheit einen Blick zu gönnen, lief Niki zur Bar, wo Cleavon eifrig Bier zapfte.
Das alles wurde noch schwerer, als sie es sich gedacht hatte. Sie hatte immer wieder an Clay Russell denken müssen, obwohl sie ihn nur ganz kurz gesehen hatte. Jetzt war er wieder da und wirkte so selbstsicher und sympathisch, als habe er beim letzten Besuch hier nur Spaß gemacht.
Lächelnd verteilte sie die Gläser und war zu allen freundlich, wobei sie Clays Blick auswich. Er war eine Bedrohung für ihr
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