THARKARÚN – Krieger der Nacht
so beeindrucken lassen. Und übrigens ist das schon drei Tage her.«
Ja, ich weiß, dachte Alfargus zornig. Es ist drei Tage her und du kannst dir nicht vorstellen, was das für mich bedeutet. Ich weiß selbst nur zu gut, dass heute der dritte Tag ist! Er hätte es am liebsten laut herausgeschrien und Elirion anvertraut, dass der geheimnisvolle Tharkarún ihm angekündigt hatte, er würde am dritten Tag kommen, um ihn zu töten. Und bei allem Vertrauen auf sich selbst und seine Verteidigungskünste befürchtete Alfargus, der Nekromant würde sein makabres Versprechen halten. Aus diesem Grund hatte er die Nacht im Waffensaal verbracht. Er suchte nach etwas, womit er sich gegen diese furchterregende Gestalt zur Wehr setzen könnte, wenn sie wieder erscheinen würde und ihm ans Leben wollte. Aber er sagte nichts. Stattdessen führte er Elirion zu einer Wand am Ende des Saales. »Hier auf diesem Griff sind magische Runen«, sagte er und zeigte auf einen Langbogen aus dunklem Holz. Wahrscheinlich Tanne, der Baum der einsamen Krieger. »Den könntest du nehmen, ich weiß, dass du ganz gut mit Pfeil und Bogen umgehen kannst. Ich ziehe ein Schwert vor.«
Elirion musterte den Bogen. Er schien nichts Besonderes zu sein. Einst war er bestimmt sehr schön und prächtig gewesen, aber jetzt wirkte er nur alt und unbedingt überholungsbedürftig: Man sollte den Griff ölen und eine neue Sehne aufziehen. »Magische Schwerter sind selten«, sagte er.
Alfargus nickte, ohne sich umzudrehen, und ging weiter die Wand entlang. »Und dann ist noch lange nicht gesagt, dass sie auch wirken«, gab er bitter zu bedenken. »Ein Zauberschwert muss den, der es führt, als seinen wahren Besitzer anerkennen.
Aber vielleicht habe ich ja doch etwas gefunden.« Mit diesen Worten nahm er eine Axt von der Wand und wog sie prüfend in der Hand. Es war eine Doppelaxt mit einem langen Griff, nicht sehr groß, dafür leicht und tödlich. Rote Runen zogen sich über die beiden Klingen.
Elirion beugte sich darüber, um sie zu untersuchen. » Azmar, Schmied der Goblins, schuf mich in den Hütten von Ghaz Sdúgún «, entzifferte er schließlich. » Ich schütze meinen Herrn und bringe seinen Feinden den Tod . Na ja, das ist sicher keine echte magische Waffe, Alfargus, aber zumindest etwas in der Richtung. Die Kunstfertigkeit der Goblinschmiede von Ghaz Sdúgún kommt Magie schon ziemlich nahe. Es heißt, der Gott Kentar hat sie ihnen beigebracht. Und oft können sie die Kraft des Feuers in die Waffen legen, die sie herstellen. Diese Axt ist eine großartige Entdeckung. «
»Vielen Dank.« Mit einer schnellen, geübten Bewegung warf Alfargus sie sich über die Schulter. Ihr Gewicht vermittelte ihm gleich ein beruhigendes Gefühl. »Ich mag Äxte eigentlich nicht besonders, aber sie ist immer noch besser als nichts. Wenn dieser Nekromant oder wer auch immer zurückkehrt, hoffe ich, ihm damit einiges verpassen zu können.«
»Das hoffen wir alle!« Elirion schnaubte. »Ich möchte zu gerne wissen, wer er ist und warum er uns verraten hat. Ich denke, ich sollte auf jeden Fall den Bogen nehmen. Er muss noch ein wenig überholt werden, ich bringe ihn gleich runter in die Waffenkammer. Gut, dass du daran gedacht hast, auf so etwas wäre ich nie im Leben gekommen.«
»Ich brauche deine Anerkennung nicht«, entgegnete Alfargus scharf. »Los, gehen wir, hier gibt es nichts mehr, was uns interessieren könnte. Schauen wir mal, ob man in der Waffenkammer etwas für den Bogen tun kann. Und ich muss auch mit Ghandar sprechen, ich will, dass heute Abend die Mauern wieder so fest und unerschütterlich stehen wie vor dem Zwischenfall. Seine Zwerge können das schaffen.«
Sie verließen den Waffensaal, Alfargus schritt voran, Elirion folgte ihm, den Bogen hatte er sich quer über die Brust gehängt. Erst im Gang fiel ihm auf, wie muffig es im Waffensaal gerochen hatte. Soldaten in unterschiedlichen Uniformen kamen ihnen nun entgegen und grüßten sie ehrfürchtig. Schließlich überquerten die beiden Prinzen den Hof, wo die Bogenschützen unter Hergs und Huninns Anleitung immer noch ihre Pfeile auf die inzwischen völlig durchlöcherten Zielscheiben abschossen, und gelangten zur Waffenkammer.
Ein kleiner Raum, dunkel und ordentlich, und auch hier hingen Waffen an den Wänden, selbst wenn sie längst nicht so prächtig waren wie die, die sie gerade oben im Waffensaal gesehen hatten. Der Waffenmeister saß in einer Ecke und schälte mit seinem Messer die Rinde von einem
Weitere Kostenlose Bücher