THARKARÚN – Krieger der Nacht
dünnen Zweig. Es war ein großer, ernster Dämon mit einem langen Zopf aus smaragdgrünen Haaren. Seine Augen leuchteten im selben Farbton und richteten sich nun auf die eintretenden Prinzen.
»Möge das Glück immer an Eurer Seite sein«, grüßte der Dämon bedächtig und legte Messer und Zweig auf den Tisch vor sich. »Kann meine Kunst Euch irgendwie von Nutzen sein?«
»Und auch auf Euren Wegen«, antwortete Alfargus freundlich, aber hastig. »Ja, das glauben wir schon, wir haben hier ein paar Waffen, die Ihr begutachten sollt. Eine muss dringend ein wenig überholt werden, außerdem erhoffen wir uns von Euch ein paar Auskünfte.«
»Dann lasst einmal sehen«, sagte der Waffenmeister und Elirion legte den alten Bogen vorsichtig auf den Tisch. Auch Alfargus hatte die Axt von der Schulter genommen und wartete ungeduldig.
Die bleichen Finger des Dämons glitten über das dunkle Holz des Bogens und verweilten auf den magischen Runen am Griff. »Interessant«, hörten sie ihn flüstern. »Ich glaube, ich kenne diesen Bogen, Prinz Elirion. Er hat allerdings keine schöne Vergangenheit. Er hat einst einem wilden Briganten gehört, der auch
ein recht begabter Zauberer war und einige Zeit lang das Gebiet im Nordwesten des Dämonenreichs beherrschte, rund um die Stadt Sisnil Reth. Das alles ist nun viele Jahre her. Er war sehr grausam und machtbesessen und wollte die ganze Welt beherrschen. Er griff Carith Shehon an, weil er davon überzeugt war, wenn er erst einmal diese Stadt eingenommen hätte, würden sich ihm keine anderen Hindernisse mehr in den Weg stellen. Aber die Stadt war nicht so leicht einzunehmen und so wurde er gefangen genommen und zum Tode verurteilt. Und man befahl, dass das Todesurteil mit seinem eigenen berühmten Bogen vollstreckt werden sollte. Seit damals hängt der wohl oben im Waffensaal. « Prüfend zupfte er an der Sehne und untersuchte sie aufmerksam. »In dieser Waffe steckt noch eine große Macht. Eine neue Sehne, ein wenig Fett auf den Griff und sie ist wieder ganz die Alte. Ich kann das bis heute Abend richten.« Dann legte er den Bogen vorsichtig ab und wandte sich Alfargus zu. »Lasst Ihr mich einmal diese Axt sehen, Prinz Alfargus?«
Der Elbenprinz reichte sie ihm und der Dämon ergriff sie, als ob sie etwas Lebendiges sei. »Ach ja«, murmelte er. »Die. Schon seit Eurer Ankunft habe ich mich gefragt, ob ich Euch wohl davon in Kenntnis setzen sollte, dass sie sich in unserem Besitz befindet. Sie wurde unserem Volk von den Goblins zum Zeichen des Friedens geschenkt, es ist eine sehr wertvolle Waffe. Die beiden Runen auf dem Griff schließen die Macht des Feuers ein.« Er zeigte mit dem Finger darauf. »Vermutlich ist sie noch nie in einem Kampf eingesetzt worden. Sie wartet immer noch auf ihren wahren Besitzer. Ich glaube, Ihr seid der Waffe gewachsen.«
Der Dämon gab die Axt Alfargus zurück, der sie nicht ohne einen gewissen Stolz über die Schulter warf. Dämonen sind nicht gerade bekannt für Schmeicheleien, und wenn der ernste Waffenmeister so ein Urteil abgab, dann meinte er das auch so.
Anerkennend neigte der Prinz den Kopf. »Ich danke Euch«, sagte er. »Wir werden vor Sonnenuntergang wiederkehren, um
den Bogen abzuholen. Ich fürchte, heute Nacht wird es weniger ruhig zugehen als die beiden Nächte davor.«
Der Dämon nickte, ohne irgendeine Gefühlsregung erkennen zu lassen. »Das glaube ich auch.«
Alfargus verspürte ein flaues Gefühl im Magen. Eine neue unangenehme Erfahrung für ihn, der sonst immer so selbstsicher auftrat. Er winkte Elirion und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Los, gehen wir. Ich muss noch mit Ghandar sprechen, und so wie ich den alten Grummelbart kenne, wird das wohl etwas länger dauern.«
NEUNUNDZWANZIG
H OHE DECKUNG, MOROSILVO, hohe Deckung! Nur nicht überrumpeln lassen!«, donnerte der Magus im großen Haupthof von Adamantina, einem perfekten, von roten Steinbänken umrahmten Quadrat. In seiner Mitte standen sich Morosilvo und Dan Ree mit dem Schwert in der Hand gegenüber. Selbst wenn die Ausgeburten der Dunkelheit nicht mit dem Schwert kämpften, war es doch die beste Übung für die acht Gefährten zur Verfeinerung ihrer Fähigkeiten und Reflexe, wenn sie einem so tüchtigen und blitzschnellen Kämpfer wie Dan Ree entgegentraten. Morosilvo machte gerade die schmerzliche Erfahrung, wie sehr er dieser Übung bedurfte.
Der Verbrecher aus dem Menschenreich hatte seine kastanienbraunen Haare zu einem kurzen Pferdeschwanz
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