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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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zusammengebunden, damit sie ihm nicht ins Gesicht fielen. Er trug seine übliche helle Lederweste und die braunen Hosen, jedoch keinen besonderen Schutz und schwang das von einem Gott geschmiedete Schwert, das er in der Waffenkammer der Festung vorgefunden hatte. Auf dessen Knauf war ein stilisiertes Flammensymbol eingraviert und hier und da waren einige kleine funkelnde Rubine eingelassen. Die Klinge blitzte hell in der Sonne auf. Trotz dieser außergewöhnlichen Waffe und seiner beinahe perfekten Kampftechnik geriet Morosilvo nun ziemlich in Bedrängnis. Dan Ree stand vor ihm, ein breites Lächeln auf dem dunklen Gesicht. Er kämpfte mit nacktem Oberkörper, lediglich am Schwertarm trug
er einen Lederschutz. Das Schwert mit dem wie ein Totenschädel geformten Knauf hatte er auch geführt, als er den Befreiungszauber für Ardrachan gesprochen hatte. Dass die Waffe des Wächters von Adamantina über magische Kräfte verfügte, hatte sich schon mehr als deutlich gezeigt, doch auch das Werk von Kentars Schmiedekunst besaß eine solche, womöglich sogar noch größere Macht.
    Trotzdem hatte Morosilvo Mühe, seinem Gegner standzuhalten. Der hatte ihm bisher noch keine großen Beweise seiner Stärke geliefert, und wenn man ihn so dastehen sah, wirkte er sogar vollkommen harmlos. Begann er jedoch zu kämpfen, war er blitzschnell, wich jeder Attacke aus und teilte gleichzeitig rasche, unvorhersehbare Schläge aus, denen man kaum ausweichen konnte. Und er wusste sich genauso gut zu verteidigen: Morosilvo hatte schon mehrmals einen unfairen Schlag versucht und Dan Ree hatte ihn immer abgefangen. So langsam ärgerte er sich. Ihm gelang es weder mit seiner Kampfkunst noch mit Hinterlist, den Unsterblichen zu besiegen, und einige Male hätte der ihm beinahe die Waffe aus der Hand geschlagen. Seine sieben Gefährten sahen ihm von den Bänken aus schweigend zu, auch Ardrachan, der die beiden neuen Kurzschwerter auf den Knien liegen hatte und sich zumindest bis jetzt vernünftig verhielt.
    Morosilvo musste nun wieder einige Schritte zurückweichen und warf dem Magus dabei einen verärgerten Blick zu. Das Letzte, was er jetzt brauchen konnte, war jemand, der ihm Ratschläge zurief und ihn dadurch ablenkte. Er konzentrierte sich wieder ganz auf Dan Ree, der völlig ungerührt vor ihm stand. »Komm schon!«, knurrte er ihn an. »Hoffe nicht, mich übertölpeln zu können.«
    »Das habe ich nicht nötig«, erwiderte Dan Ree achselzuckend. Morosilvo blieb gerade noch Zeit, sich über diese Worte zu wundern, als ihn der Unsterbliche mit schnellen, unbarmherzigen Schlägen gegen die Mauer zurückdrängte. Kentars Schwert lag außergewöhnlich gut in der Hand und erlaubte ihm zwar, sich
zu verteidigen wie mit keiner anderen Waffe, doch man sah sofort, dass dies hier nicht reichen würde. Dann schlug Dan Ree so überraschend und schnell zu, dass Morosilvo ihn praktisch nicht kommen sah. Plötzlich wirbelte sein Schwert durch die Luft und landete im Staub. Sieben Augenpaare verfolgten seinen Flug. Morosilvo fand sich keuchend mit dem Rücken an der Mauer wieder und betrachtete vollkommen verblüfft den Unsterblichen, der seine Waffe bereits gesenkt hatte, aber immer noch lächelte. Er kannte dieses äußerst ärgerliche Gefühl bereits: Das Gleiche hatte er auf der Heiligen Erde empfunden, als ihm Allan Sirio mit einem unvorhersehbaren Stockhieb beide Kniescheiben zertrümmert hatte. Bei dieser Erinnerung hatte er sofort das bronzefarbene Gesicht des stets so aufreizend gelassenen Druiden vor Augen.
    »Ist Euer Bruderbaum zufällig die Birke?«, fragte er, ohne überhaupt zu wissen, warum.
    Zu seiner Überraschung nickte der Unsterbliche. »Eleganz und Schnelligkeit«, fügte er hinzu, ganz so, als setze er ein früheres Gespräch fort, und hob Morosilvos Schwert auf. »Ich wusste gar nicht, dass Ihr Euch für das Wissen um die Bäume interessiert. Ja, Ihr habt recht, mein Bruderbaum ist die Birke. Und ich muss zugeben, es hat mir im Kampf sehr geholfen, dass ich gelernt habe, seine Tugenden zu nutzen. Aber Ihr schlagt Euch ebenfalls gut, Morosilvo. Ihr hättet es heute Nachmittag mindestens einmal fast geschafft, mich durch eine Eurer Finten zu Fall zu bringen.«
    Dan Ree ging zu Morosilvo und hielt ihm den Griff seines Schwertes hin. Dabei fixierte er ihn mit seinen dunklen Augen, die unter der widerspenstigen Lockenmähne hervorschauten. »Und welches ist Euer Bruderbaum, Morosilvo Dan?«
    »Wohl die Ulme«, schnaubte Morosilvo wütend.

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