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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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mehr. Als er beinahe sicher war, dass die Bedrohung außerhalb ihres Zeltes lag, konnte er noch schlafen, doch jetzt wusste er genau, dass die Bedrohung unter ihnen war, ganz nah, in ihrem Zelt. Die Erschöpfung lastete
schwer auf seinen Schultern, er lachte nicht mehr über Pelcus’ Späße und erwiderte nichts auf Morosilvos Herausforderungen. Allerdings bemerkte er gerade noch, wie sie langsam zu einer Gemeinschaft zusammenwuchsen, genau so, wie es der Magus und Dan Ree sich so gewünscht hatten.
    Vielleicht vereinte sie die innere Bedrohung, so seltsam das auch klingen mochte.
    Morosilvo war ebenfalls aufgefallen, dass etwas nicht stimmte. Was Farik betraf, gehörte dazu tatsächlich nicht viel, auch nicht, um dann zu dem Schluss zu kommen, dass all seine Auffälligkeiten dem magischen Pfeil zuzuschreiben waren. Doch was auch immer dieser Zauber bewirkt hatte, wusste Morosilvo nicht recht zu entscheiden, solange er auch darüber nachgegrübelt hatte. Die zutreffendste Beschreibung, die er für das, was in Fariks Körper vorging, gefunden hatte, war, dass dort nun anscheinend zwei Wesen wohnten, die jeweils nicht wussten, was das andere tat. Das erste war der alte Farik, wie sie ihn kannten, aggressiv und angeberisch. Das andere dagegen war ein Unbekannter, der unverständliche Dinge tat, ohne Grund oder wegen eines, der nur ihm bekannt war, loslachte und der nachts ohne ersichtlichen Sinn und ohne Ziel durch die Gegend lief.
    Dass er dieses andere Wesen nicht ausmachen konnte, bekümmerte ihn sehr, besonders da nun zweifellos feststand, dass es langsam über den Farik, den sie kannten, die Oberhand gewann. Woher es auch kam, dieses Wesen war übernatürlich und hatte bestimmt etwas mit schwarzer Magie zu tun, mit der Magie der Gremlins.
    Wenn es sich tatsächlich um einen Gremlin handelte, wie äußerte sich dann die Besessenheit? Wie verhielten sich Gremlins, wenn sie von einem Körper Besitz ergriffen? Konnten sie durch ihn sprechen oder ihn nur bewegen wie ein Puppenspieler seine Marionetten? Morosilvo war versucht, den Magus zu fragen, aber der hatte noch nie gerne über seine Vermutungen gesprochen oder Hinweise darauf gegeben, was ihm durch den Kopf ging.

    Wenn Morosilvo des Abends eine Ulme in der Nähe fand, stellte er sich unter sie, um mit seinem Schwert zu üben, wobei er vergebens versuchte, einen Fortschritt zu bemerken. So langsam überkam ihn der Verdacht, dass alles, was ihm Allan Sirio über den Bruderbaum gesagt hatte, als er sich in den Häusern des Friedens von seinen Verwundungen erholte, nur haltlose Fantasien gewesen waren. Er hätte das eigentlich schon eher merken müssen. Vielleicht war es auch dumm, dass er noch immer dieses Säckchen mit dem Amulett um den Hals trug, aber aus irgendeinem Grund gelang es ihm nicht, darauf zu verzichten.
    Unweit von ihren Zelten hatte er eine Ulme bemerkt, einen großen, einsam stehenden Baum, der inmitten der kahlen Wiesen des Faunenreiches noch erhabener wirkte. Dieser Baum war so weit von ihrem Lager entfernt, dass er nicht befürchten musste, sich vor den anderen sieben lächerlich zu machen, wenn er unter seinem Blätterdach die Kampfkunst übte. An diesem Abend drehte Farik völlig durch. Morosilvo kämpfte gerade immer heftiger gegen einen wie üblich unsichtbaren Feind, als er einen langen, rauen, aber auch klagenden Schrei vernahm. Er hatte seinen imaginären Feind soeben mitten ins Herz getroffen und für einen Moment dachte er, dass sein tödlich verwundeter Gegner geschrien hätte.
    Doch als er wieder zu sich kam, bemerkte er, dass da niemand vor ihm stand und er dort unter dieser Ulme wie besessen mit dem Schwert ins Leere schlug. Der Schrei allerdings kam aus ihrem Lager. Er verspürte zwar überhaupt keine Lust, zu den Zelten seiner Gefährten zurückzukehren, um nachzusehen, ob sie noch am Leben waren, und danach irgendein dunkles Wesen zu vernichten, das sie angegriffen hatte. Aber er sah keine andere Möglichkeit. Er musste sich in Bewegung setzen, dabei schaute er sich mit äußerster Vorsicht um. Er wusste nicht recht, was er im Lager vorzufinden erwartete: vielleicht eine Horde Gremlins? Deshalb war er beinahe enttäuscht, als er bei seiner Ankunft feststellen musste, dass schon alles vorbei war. Die Krieger der Nacht hatten anscheinend nichts damit zu tun.

    »Da gibt es nichts, dein Timing ist wirklich bewundernswert«, empfing ihn Arinth spöttisch. »Nur gut, dass du genau in dem Moment gekommen bist, als man deine Hilfe

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