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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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Zauberbann der Tür zu lösen, indem er wieder die Finger über die Symbole gleiten ließ und dazu Worte in seiner düster klingenden Sprache murmelte, kamen Elirion unendlich lang vor. Der spröde ombresische Dialekt hallte zwischen den engen Wänden des Stollens wider, und als der Wachmann schließlich seine Hand zurückzog, löste sich die Stahlplatte mit einem gedämpften Geräusch aus der Wand, während aus den Fugen ein feiner Staubregen rieselte.
    »Wir können sie immer noch wieder verschließen«, sagte die Wache und sah Zarak beschwörend an.
    Elirion beobachtete, wie sein Vater die Hand zur Faust ballte, ehe er antwortete: »Wir sollten uns lieber beeilen. Es ist nicht gut, wenn sie offen steht.«
    Mit großer Anstrengung drehte der Ombrier die Platte in den quietschenden Angeln. Obwohl Elirion nicht wohl dabei war, dass er nun hier an diesem unwirtlichen Ort dem Mann entgegentreten sollte, den sein Vater unbedingt aus dem Gefängnis holen wollte, war er zunächst ein wenig enttäuscht, weil ihm die breiten, hochgewachsenen Gestalten des Magus und des Anführers der Garde die Sicht auf das Innere der Zelle versperrten. Nur zu gerne hätte er sich, von einer ebenso unangemessenen wie unerklärlichen Neugier getrieben, auf die Zehenspitzen gestellt, um ihnen über die Schultern zu gucken. Aber ein derartiges Verhalten passte nicht zu seinem Rang.
    »Besuch für dich, Morosilvo«, verkündete der Ombrier verächtlich.
    Doch in der Stimme, die nun auf seine Worte antwortete, lag weder Groll noch Zorn. Sie klang vielmehr merkwürdig amüsiert.
»Das sehe ich, das sehe ich. Gleich eine ganze Gesandtschaft. Warum machen es sich die Herrschaften nicht bequem? Es tut mir leid, dass ich die gekrönten Häupter nicht gebührend empfangen kann. Hättet Ihr mir rechtzeitig Bescheid gegeben, hätte ich zumindest dafür gesorgt, dass bei Eurer Ankunft der Tee bereitsteht. « Er brach in schallendes Gelächter aus. »Nur ein kleiner Scherz, Ombrier, Ihr müsst mich nicht gleich so schief ansehen.«
    Der Wachmann schnaubte empört. »Es ist Euch nicht erlaubt, in Gegenwart von König Zarak Scherze zu machen. Ein bisschen mehr Respekt bitte. Majestät, tretet vor, so ist es besser.«
    Zarak Fudrigus und der Magus gingen weiter in den Raum hinein und so konnte der ihnen folgende Elirion endlich das ganze Verlies überblicken. Wie der Gang, durch den sie gekommen waren, war auch dieses Gefängnis in die Felswand gegraben und völlig kahl bis auf eine Wolldecke, die in einem Winkel auf dem Boden lag, und zwei leere Näpfe neben zwei Öffnungen, durch die wohl Wasser und Nahrung in den Raum gebracht wurden. Auf der Decke saß ein Mann, der sie durchdringend ansah. Der ombresische Wachmann hatte recht gehabt, als er meinte, Morosilvo Dan Na’Hay wirke auf den ersten Blick ganz unschuldig.
    Elirion hätte sich nie vorstellen können, dass dieser Mann zu den abscheulichsten Untaten fähig war, hätte er nicht gewusst, wen er da vor sich hatte. Seit er ihn damals auf der Anklagebank sitzen sah, hatte sich seine Erinnerung an ihn verändert, und er war ihm damals weitaus unheimlicher vorgekommen. Jetzt war er fast ein wenig enttäuscht.
    Der Mann saß im Schneidersitz vor der Wand, lehnte sich mit dem Rücken neben den kleinen Gittern an, durch die ein Luftstrom zu kommen schien. Er war weder besonders groß noch wirkte er kräftig, obwohl man unter der zerlumpten Kleidung einen muskulösen Körper erahnte. Er hatte ein fein geschnittenes Gesicht mit stark ausgeprägten Jochbeinen, dessen Teint der langen Gefangenschaft wegen blass, aber keineswegs ungesund
wirkte. Auf seinen eingefallenen Wangen wucherte ein ungepflegter, aber nicht allzu langer Bart und die langen zerzausten kastanienbraunen Haare warfen weitere Schatten auf sein Gesicht. Eine Narbe zog sich von der linken Augenbraue bis zum rechten Jochbein und über dem linken Auge trug er eine Klappe aus schwarzem Leder. Mit dem verbliebenen Auge sah er sich aufmerksam und wach um wie ein äußerst intelligenter, vollkommen normaler Mann. Doch in seinem Blick lag auch ein Funke Bosheit. Er grinste höhnisch.
    »Ich stehe Eurer Majestät zur Verfügung«, sagte er übertrieben gedehnt. »Wobei kann ich Euch helfen?«
    »In einer sehr bedeutenden und gefährlichen Angelegenheit«, ergriff unerwartet und äußerst ernst der Magus das Wort. Morosilvo schaute zu ihm auf. Er sah nicht gerade aus, als wäre er eingeschüchtert, aber zumindest war er verblüfft. Elirion war die Stimme

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