THARKARÚN – Krieger der Nacht
ziemlich unangenehm wären. Doch als er begann, klang seine Stimme fest, wie die eines Königs, der seinem Untergebenen einen bedingungslosen Befehl erteilt. »Genau das werden wir tun.Wir versprechen in diesem Moment, und der Magus ist unser Zeuge, dass wir Morosilvo Dan Na’Hay im Gegenzug für seine Dienste die Freiheit schenken werden, vorausgesetzt, er dient uns treu. Und ich warne dich, Morosilvo«, fügte er leise und drohend hinzu, »wenn du uns verrätst, versuchst zu fliehen oder irgendeine andere Schandtat planst, werde ich keine Milde walten und dich nur ins Höllenloch werfen lassen. Seit ungefähr zweihundert Jahren hat im Reich der Menschen keine Hinrichtung mehr stattgefunden, aber ich könnte mich entschließen,
diese Tradition wieder aufzunehmen. Und solltest du nach deiner Freilassung von meinen Wachen wieder bei einem Verbrechen erwischt werden, wird mich nichts daran hindern, dich erneut in dieses Loch zu werfen und diesmal für immer. Ist das klar?«
»Ich denke, mir ist noch nie etwas so klar gewesen.« Morosilvo lächelte verächtlich. Zaraks Drohungen schienen ihn nicht zu beeindrucken. »Gut, Majestät, wenn das die Bedingungen sind, könnt Ihr mich als Euren Diener betrachten. Ich denke, es wäre vergebens, auf ein wenig Höflichkeit Eurerseits zu hoffen, oder? Aber ich weiß ja: So jemand wie ich verdient sie nicht.« Seine Lippen verzogen sich zu einer höhnischen Grimasse. »Nun denn, das muss schon eine reichlich schmutzige Angelegenheit sein, die Ihr da plant, wenn Ihr mich dafür freilassen wollt, nachdem Ihr Euch so viel Mühe gegeben habt, um mich dingfest zu machen.«
Der Magus schaute ihn finster an. Seine Augen waren dunkel und nicht im Mindesten gütig. »Die Angelegenheit ist keineswegs schmutzig, Morosilvo Dan«, sagte er, »sondern gefährlich. Sehr gefährlich für alle. Auch für dich.«
Nach dem Aufenthalt im Höllenloch wirkte das Sonnenlicht viel intensiver und strahlender, als Morosilvo Dan Na’Hay es in Erinnerung hatte. Es blendete seine Augen so stark, dass er sie zunächst gar nicht offen halten konnte. Der leuchtend blaue Himmel, der leise Hauch des Windes, all die Düfte und Gerüche, die sich so sehr von dem modrigen Fäulnisgestank im Gefängnis unterschieden, hätten wunderschön, ja beinahe paradiesisch sein können, wäre da nicht der ombresische Wachmann gewesen, der ihm sein Schwert in den Rücken bohrte, um ihm damit begreiflich zu machen, wie sehr er die königliche Entscheidung missbilligte.
Man muss wohl nicht weiter betonen, dass in diesem Moment sämtliche Rädchen in Morosilvos Hirn auf Hochtouren liefen und er schon über einen Plan nachgrübelte, wie er sich bei der nächstbesten Gelegenheit davonmachen konnte. Er kannte die
Mächtigen des Menschenreiches und ihre Methoden nur zu gut und war daher mehr als skeptisch, was das Freiheitsversprechen von Zarak Fudrigus betraf. Der König war nicht so dumm, ihn einfach laufen zu lassen, er versuchte nur, ihn zu kaufen, das war alles. Doch Morosilvo wusste genau, hätte er erst einmal die ihm übertragene schmutzige Angelegenheit erledigt, würde Seine Hoheit ihn unverzüglich wieder ins Höllenloch werfen lassen, wo diese verfluchten ombresischen Garden schon alles daransetzen würden, ihm den Weg in die Freiheit zu verbauen. Nein, jetzt, wo er einmal draußen war, war er fest entschlossen, nie mehr dorthin zurückzukehren. Er war immer ein Meister der Flucht gewesen. Auch dieses Mal würde er die ganze Sache professionell angehen. Das war schließlich sein Handwerk.
Als der Ombrier ihm die Schwertspitze in den Rücken drückte, ging Morosilvo fluchend schneller. Hinter ihm diskutierten der Magus und Zarak leise und aufgeregt. Soviel er mitbekommen hatte, war König Zarak äußerst besorgt wegen einiger merkwürdiger Wesen, die die Gegend unsicher machten, Gremlins hießen sie wohl. Was er da hörte, passte Morosilvo Dan gar nicht. Er war ein Mörder, kein Jäger, und wenn die Gremlins Magie benutzten – und das konnten sie – wurde die Lage umso schwieriger.
Morosilvos Vater war ein Hexer gewesen und in diesem Moment tat es ihm leid, dass er dessen Zauberkräfte nicht geerbt hatte. Er konnte nicht einmal einen Zauberbann der ersten Stufe aussprechen, und das gelang jedem Anfänger der magischen Bruderschaft schon nach drei Tagen Unterricht. Gremlins bedeuteten nichts als Schwierigkeiten. Außerdem beunruhigte Morosilvo Dan, dass er ihr nächstes Ziel nicht kannte. Er konnte keinen
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