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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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war, und eine in Violett gekleidete Gestalt mit einem breitkrempigen Hut, der tief ins Gesicht gezogen war. Tharkarún, dachte Dhannam, er war es. Die Dunkelheit um ihn herum ließ es gar nicht zu, dass man ihn auch nur einen Moment vergaß.
    Dem Elbenprinzen war klar, dass er nun gewiss keinen Schlaf mehr finden würde. Er schaute kurz zu Lisannon hinüber, der tief und fest unter der Decke schlummerte, und er beneidete ihn um seinen erholsamen Schlaf. Ihn zu wecken, wäre Unsinn, wenigstens einer von ihnen sollte ausruhen, wenn er es konnte. Trotzdem konnte er hier nicht still liegen bleiben, bis sie am nächsten Morgen aufbrechen würden. Dhannam schlug die Decke zurück und versuchte aufzustehen, ohne Lisannon zu wecken. Dann lief er zwischen den Reihen der schlafenden Ritter bis zum Lagerfeuer,
wo der Zwergenoberst, der oberste Kampfmeister und der Kater Wache hielten. Als Ulf Ghandar ihn hörte, unterbrach er seine Geschichte und nur noch das Prasseln des Lagerfeuers drang durch die Nacht. Der Zwerg drehte sich zu Dhannam um. »Was macht Ihr denn hier?«
    »Ich konnte nicht schlafen«, sagte Dhannam und hatte das Gefühl, damit ein großes Geständnis abgelegt zu haben, was vielleicht aber auch nur an dem scharfen Blick lag, mit dem ihn Ulf Ghandar musterte. Rufus sprang von Vaskas’ Knien herunter und der Ritter der Finsternis nahm wieder seinen Wetzstein auf und bearbeitete seine Klinge weiter.
    »Setz dich«, sagte er und forderte ihn mit einer Handbewegung dazu auf, bei ihnen am Feuer Platz zu nehmen, was Dhannam auch tat. Das Feuer leuchtete auf der Klinge und den braunen Händen von Vaskas und warf seltsame Reflexe auf seine zu einem langen Zopf geflochtenen schwarzen Haare. Die violetten Augen des obersten Kampfmeisters musterten Dhannam, dann fuhr er fort.
    »Du denkst an diesen verfluchten Nekromanten«, sagte er, das war eine Feststellung, keine Frage. »Tharkarún. Nun, mir geht es genauso. Ich habe nie jemandem erlaubt, sein Spiel mit mir zu treiben, aber genau das tut er, er macht sich über uns lustig. Und dann ist da noch Araneus, der sich nicht erinnern kann, wo er dessen Namen schon einmal gehört hat. Das alles gefällt mir gar nicht. Araneus ist ein Quell der Weisheit, wenn er etwas nicht weiß, dann handelt es sich um etwas, das man nicht wissen kann oder darf, auf jeden Fall um etwas ausgesprochen Gefährliches. Und genau so wirkte dieser Kerl auch auf mich.«
    »Das ist ein brutaler Mistkerl«, meinte Ghandar düster. Wahrscheinlich musste er dabei daran denken, wie seine Bombarde in die Luft geflogen war. »Ich weiß nicht, wie er in die Welt gekommen ist, aber meiner Meinung nach könnte er durchaus direkt vom Schwarzen Idol abstammen. Und das Schlimmste ist, dass bis jetzt nichts dagegenspricht.«

    Dhannam betete darum, dass es bald Tag werden würde, denn selbst jetzt in Gesellschaft der beiden altgedienten Krieger fühlte er sich in der Dunkelheit verwundbar. Obwohl er ein magisches Schwert an seiner Seite trug, ein Schwert mit dem bedeutungsschweren Namen Unglück, machte er sich Sorgen, dass es nicht einmal dem Tageslicht gelingen würde, dieses Gefühl der Bedrohung zu verjagen.
    »Denkt Ihr, dass wir das Ganze überleben werden?«, fragte er Vaskas. Der oberste Kampfmeister zuckte mit den Schultern. Die drei Linien seiner Tätowierung sahen aus wie Narben und auch in seinen Augen lag das Zeichen einer tiefen seelischen Verletzung.
    »Ich weiß es nicht«, gestand er und sagte das so ruhig, dass es Dhannam fast ängstigte. »Keiner kann das im Voraus sagen. Da hast du dieses Schwert in der Hand«, bei diesen Worten fuhr er über die flache Klinge, die er gerade geschärft hatte, »vor dir liegt ein Weg und du hast einen mehr oder weniger triftigen Grund zu kämpfen, und alle sagen dir, dass es Selbstmord ist. Aber du gehst trotzdem los und du weißt nicht, ob du wiederkehren wirst. Du machst dich auf den Weg. Was danach geschieht, ist bedeutungslos. Du gehst und bittest deine Freunde noch, dir doch für später etwas zu essen zu kochen, obwohl du überhaupt nicht weißt, ob du jemals zurückkehren wirst. Aber du benimmst dich so, als wärst du dir sicher, dass du auch dieses Mal gesund nach Hause kommen wirst. Und wenn du dann am Ende tatsächlich wiederkehrst, kannst du es selbst kaum glauben.«
    Ulf Ghandar nickte bestätigend. »Du hast noch niemals wirklich kämpfen müssen, Prinz«, sagte er. »Du weißt nicht, wie das ist. Erst wenn du da draußen stehst mit nichts anderem

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