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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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plötzlich einen Schrei hinter sich, der die lähmende Stille durchbrach, die sich über ihn und den Rest der Welt herabgesenkt hatte. Es war der schreckliche Schrei eines Wesens, das unendlich litt. Er drang umso heftiger an sein Ohr, als er die Welt um sich herum völlig vergessen hatte, und schlagartig wurde ihm wieder klar, in welcher Situation sie sich befanden: die Soldaten, die geflüchtet waren, als die überraschten Gremlins zum Gegenangriff übergingen, und jetzt vielleicht schon in Sicherheit waren; Lay Shannon und Huninn Skellensgard, die geblieben waren und jetzt wieder gegen eine Horde wütender Gremlins kämpften. Sie hatten an ihrem Entschluss festgehalten, ihn mit seinem gefährlichen Gegner nicht allein zu lassen. Und die Stimme gehörte Huninn, da war er sich sicher.
    Der eiserne General vergaß alle Regeln der Vorsicht, verlor zum ersten Mal den Überblick, der ihn stets auch durch die ausweglosesten Gefahren getragen hatte, und drehte sich abrupt um, um nach dem Freund Ausschau zu halten. Er hoffte, dass er nicht tot war, und da sah er ihn an einen Baum gelehnt, wie er sich keuchend die blutende Schulter hielt, während Lay Shannon aus der Spitze seines Stabes einen Feuerstoß ausstieß, der die Gremlins zurücktrieb und mindestens einen von ihnen vernichtete.
    Asduvarlun wäre ihnen gern zu Hilfe geeilt, um sie mit Ligiyas Klinge zu verteidigen, doch dazu kam er nicht mehr. Denn diesen kurzen verfluchten Augenblick, in dem er ein einziges Mal unaufmerksam gewesen war, hatte Tharkarún genutzt. Ein brennender Schmerz durchbohrte seine Brust und ließ ihn taumeln. Wieder verstummten die Geräusche um ihn herum, die ganze
Lichtung schien zu schwanken und sich um ihn zu drehen und er musste angestrengt die Augen zusammenkneifen, um scharf zu sehen. Der Schmerz raubte ihm den Atem und die Kraft. Ligiyas Klinge in seiner Hand leuchtete nur noch schwach.
    Er schaute an sich herab bis zu der Stelle, an der ihn sein Feind getroffen hatte, und sah, wie reichlich Blut über seinen Gürtel und die Hosen rann. Es tat schrecklich weh, viel mehr als jede Wunde, die ihm je zugefügt worden war, und dabei zeugten die zahlreichen Narben überall auf seinem Körper, dass er mehr als genug davon erlitten hatte. Das konnte nicht allein der kalte Stahl von Tharkarúns geschwungener Schwertklinge gewesen sein: Etwas war durch dieses Schwert hindurchgefahren und hatte die Wunde infiziert, und jetzt brannte sie wie Feuer unter seiner Haut, als hätte jemand eine Handvoll Salz hineingestreut.
    Der geheimnisvolle Fremde stand aufrecht vor ihm und wusste genau, dass der eiserne General ihm keinen Schaden mehr zufügen, sich nicht wehren konnte und nun besiegt war. Triumphierend hielt er das Schwert in der Hand, von dem Asduvarluns Blut tropfte, und man konnte die schrecklichen Narben sehen, die sein Gesicht verunstalteten. Ein abstoßender Anblick, umso mehr, weil seine langen schwarz glänzenden Haare so üppig auf seine hageren Schultern fielen. Der General starrte ihn an. Mochte er den Kampf auch verloren haben, er würde sich dem anderen selbst im Tod nicht unterwerfen.
    »Ich werde dich nicht töten«, sagte Tharkarún.
    Dieses Mal sprach er wirklich, bemerkte Asduvarlun, das war nicht nur eine Stimme in seinem Kopf. Von diesen missgestalteten Lippen ging eine hypnotische Wirkung aus, sie gingen auf und zu, um mit einer Art schmerzvoller Lust ein Wort nach dem anderen zu bilden. Der General konnte seinen Blick nicht von ihnen lösen, gebannt verfolgte er diese Bewegungen und dabei war ihm klar, dass er sich dadurch nicht gegen irgendwelche Angriffe wehren konnte.
    »Nein, ich werde dich nicht töten«, wiederholte Tharkarún. Er
klang dabei weniger spöttisch als vielmehr wehmütig. »Das wäre doch viel zu einfach, du stirbst und Schluss. Nicht dieses Mal, General. Kein Tod wird jetzt so gnädig sein und dir die Schmach ersparen oder deinen Schmerz lindern. Auch wenn du darum bettelst und die Götter anflehst, dir Frieden zu schenken, du wirst nicht sterben können. Du wirst bis zu deinem letzten Blutstropfen bezahlen müssen, und vielleicht weißt du dann, was ihr mir angetan habt und warum ich euch nur zu Recht vernichte.«
    Asduvarlun ballte verzweifelt die Hände zu Fäusten und versuchte zu verhindern, dass ihm das jetzt nutzlos gewordene Schwert entglitt. Aus der Wunde, die Ligiya Tharkarún zugefügt hatte, war Blut ausgetreten und hatte das violette Gewand besudelt. Leichter Rauch stieg von dort auf,

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