THARKARÚN – Krieger der Nacht
besprechen, wenn wir uns weiterhin bekriegen. Und selbst wenn dieser Zwerg der erfahrenste Soldat der ganzen Welt sein sollte – ich werde nicht untätig hier sitzen bleiben, während er sich mit den wirklich wichtigen Dingen beschäftigt. Ich nehme an, das geht dir genauso. Was auch immer da draußen vorgeht, ich bin bereit, mich herausfordern zu lassen, aber nicht, mich lächerlich zu machen.«
Wieder war Alfargus’ erste Antwort ein zustimmendes Nicken. »Ja gut«, sagte er ganz trocken. Doch die Anspannung im Raum löste sich nicht. Man bekam dort fast keine Luft mehr, und das hatte nichts mit dem Nebel draußen zu tun oder mit dem Feind, der sich darin verbarg. Es lag nur an Elirions durchdringendem Blick, am Aufblitzen, als ihre Augen einander begegneten. Das war eine Sache des Gefühls, des Instinkts, wie bei zwei Wölfen, die sich anheulen, wenn sie aufeinandertreffen.
Sie würden Seite an Seite kämpfen, und zwar bedingungslos loyal, niemals dem anderen in den Rücken fallen, doch dieser misstrauische Blick würde sich trotzdem nie verlieren. Sie konnten Verbündete sein, weil die Notwendigkeit es ihnen gebot, aber sie würden nie, nein, niemals Freunde sein.
Elirion streckte stumm die Hand aus. Alfargus zögerte, obwohl er wusste, dass es jetzt kein Zurück mehr gab. Er sah auf die
Hand, dann in Elirions ernstes Gesicht, wieder auf die Hand, die sich ihm immer noch entgegenstreckte und kein bisschen zitterte. Der Prinz des Menschenreiches, Fudrigus’ einziger Erbe, stand so fest und unerschütterlich da wie eine Basaltstatue. Er hatte schon entschieden, wie er vorgehen würde. Vielleicht hatte er im Gegensatz zu Alfargus nie bezweifelt, dass man auch einmal einen Schritt zurückweichen musste.
Alfargus holte tief Luft, dann nahm er Elirions Hand und drückte sie kräftig und aufrichtig.
Sie würden Seite an Seite kämpfen. Die Waffen sollten beweisen, wer von ihnen der Bessere war. Doch der Wert einer Person wurde auch danach bemessen, wie zuverlässig sie ihre Versprechen hielt.
Alfargus Sulpicius wusste, dass er nun eigentlich erleichtert sein müsste, doch das Gegenteil war der Fall: Er fühlte sich, als wären seine Beine am Boden festgewachsen. Er zog seine Hand zurück.
»Vertrag ist Vertrag«, sagte Elirion leise. Das war keine Ermahnung, sondern lediglich eine Feststellung, mit der er sagen wollte, dass ihre Abmachung nun eine unumkehrbare Tatsache war. Dann stand er auf, drehte sich um und ging zur Tür. Es gab nichts mehr zu sagen oder zu erklären. Jetzt war es an der Zeit zu handeln, denn die Welt da draußen musste überleben.
Alfargus’ Worte hielten ihn in der Tür auf. »Das gilt auch für dich.«
Elirion drehte sich um. Seine eiskalten blauen Augen schleuderten Blitze auf den Thronfolger des Elbenreiches, der noch immer mitten im Raum stand.
»Das gilt auch für dich, Elirion«, wiederholte Alfargus kühl. »Von heute an und in alle Zukunft, was auch immer passiert, gestatte ich dir, mich herauszufordern, aber nicht, mich lächerlich zu machen.«
Zum ersten Mal, seit er den Raum betreten hatte, gönnte sich Elirion ein Lächeln. Diese Ehrlichkeit gefiel ihm. Solche Worte erwartete er von einem ebenbürtigen Rivalen. »So sei es!«
SECHZEHN
D ER WIND WAR aufgefrischt und es war kalt. Thix Arnur Velinan fror. Er liebte das gemäßigte Klima des Südens so, dass er seine geheimen Zufluchtsorte immer in den äußersten Süden des Elbenreiches verlegt hatte. Das Wams und seine grüne Wollmütze reichten nicht aus, um ihn gegen den Wind zu schützen, und so langsam beneidete er Pelcus um seine dicken Lederhandschuhe. Außerdem machte die Landschaft nicht gerade einen heiteren Eindruck. Ihr Trupp marschierte jetzt schon viele Tage, meist schweigend: Niemand von ihnen verspürte die geringste Lust, mit den anderen in näheren Kontakt zu treten. Nur Pelcus und Arinth, die einander bereits vorher gekannt hatten, wechselten ab und zu ein paar knappe Worte in der Zwergensprache.
Der Gedanke, dass sie sich auf dem Weg nach Adamantina befanden, war absurd, denn dieser Ort existierte eigentlich nur in alten Legenden. Dort hieß es, die magische Festung sei eine der zwölf Gaben der Götter an die acht Völker, und zwar das Geschenk des Gottes Talon, der einen Ort außerhalb von Ort und Zeit geschaffen hatte, dessen hohe Felsmauern nur erreichen konnte, wem die Götter wohlgesinnt waren. Es hieß auch, Talon hätte einen Menschen als Wächter der Festung auserwählt, Dan Ree, den
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