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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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Bett, beinahe nur eine Liege, ein hohes schmales Fenster, das auf eine düstere, farblose Landschaft blickte. Er rang mit dem Gedanken, Elirion aufzusuchen. Der Prinz des Menschenreiches war klug, ehrlich, ehrenwert. Und Alfargus wusste, dass seine gereizte Ablehnung ihm gegenüber nichts weiter als die typische Reaktion eines Elben auf einen Menschen war. Er hätte gern mit ihm darüber geredet. Doch die traditionelle Ablehnung zwischen beiden Völkern störte das Verhältnis der stolzen Prinzen sehr und keiner von ihnen wollte auch nur eine Handbreit nachgeben. Eigentlich ähnelten sie einander sehr: Alfargus erkannte in Elirion viel von sich selbst. Vielleicht war das auch der Grund, dass sie nicht miteinander auskamen.
    Der Elbenprinz warf sich auf sein Bett, die hellen Haare wild auf dem weißen Kissen verteilt, und starrte an die Decke. Er wusste, dass er nicht schlafen würde. Dabei brauchte er nun unbedingt Schlaf, denn der hatte ihn schon zu lange nicht von seinen Sorgen erlöst. Selbst wenn er gewollt hätte und trotz allen harten Trainings – er war nicht General Asduvarlun, hatte nicht dessen eiserne Widerstandskraft. Er spürte Erschöpfung.
    Jemand klopfte dreimal kurz und so heftig an die Tür, dass sie leicht in ihren Angeln ächzte; anscheinend hatte der Besucher es eilig. Erst beim zweiten, dringenderen Klopfen schrak Alfargus aus seinen Gedanken hoch. Er glitt vom Bett und bemerkte dabei, wie schwer die Müdigkeit auf ihm lastete, ging zur Tür und öffnete sie, ohne nachzufragen, wer es wohl war. Wenn es einem Gremlin gelungen sein sollte, in die Festung einzudringen und unbemerkt bis zu den Wohnungen zu gelangen, würde er ja wohl niemals anklopfen …
    Den Mann, der draußen stand, hätte er am allerwenigsten erwartet. Alfargus sah ihn lange an, zu überrascht, um die übliche feindselige Haltung einzunehmen. Schließlich sagte er: »Komm herein.«

    Eine höfliche, aber unmissverständliche Einladung. Elirion nahm sie für das, was sie war. Er dankte ihm mit einem leichten Kopfnicken, trat ein und setzte sich erst, als Alfargus ihn dazu aufforderte. Sehr unwahrscheinlich, dass er aus freien Stücken gekommen war!
    Alfargus setzte sich ihm gegenüber: Das Schweigen, der überraschende Besuch und Elirions eiskalte blaue Augen, die ihn fixierten, verursachten ihm Unbehagen. »Warum bist du gekommen ?« Instinktiv war er in die Defensive gegangen.
    Elirion starrte auf einen Punkt, der einige Zentimeter über Alfargus’ rechter Schulter lag. »Weil es bei uns in der Stadt einen Toten gibt«, sagte er. »Sogar hier in der Garnison. Er ist eines gewaltsamen Todes und durch keine uns bekannte Waffe gestorben. Jemandem ist es gelungen, die Stadt zu betreten, ihn zu töten und Carith Shehon unbemerkt wieder zu verlassen. Und das bei all den Wachen nachts auf den Mauern, die mehr Augen haben als eine Riesenspinne.«
    »Vielleicht ist er schon in der Garnison gewesen«, sagte Alfargus leise und seine Stimme hallte wie ein merkwürdig tönendes Flüstern von den Steinwänden wider. »Er könnte mitten unter uns sein und wir wissen es nicht.«
    Elirion und er hatten noch nie so offen miteinander gesprochen. Ihre gemeinsame Notlage ließ ihre Feindseligkeiten für den Augenblick in den Hintergrund treten. Etwas Schleichendes, Dunkles war bis zu ihnen vorgedrungen, wie ein Schatten auf der Wand eines halbdunklen Zimmers. Und Elirion hatte eingesehen, dass sie nur gemeinsam dagegen bestehen konnten. Auch Alfargus begriff plötzlich, dass es keine andere Möglichkeit gab, als Seite an Seite mit Zarak Fudrigus’ Sohn zu kämpfen. Allerdings war ihm noch nicht ganz wohl bei dem Gedanken.
    »Hör mal, wir beide müssen endlich miteinander reden.« Elirion sprach diese Worte so abgehackt aus, als würden sie in eine Steinplatte gemeißelt.

    Alfargus wusste, dass er recht hatte. Aber wie sollten sie einander vertrauen?
    » Weißt du, das ist nicht nur eine Sache zwischen deinem Vater und meinem«, fuhr Elirion fort und wieder sah er Alfargus dabei nicht an. »Da sind wir beide, Alfargus. Anscheinend sind wir uns zu ähnlich, um gut miteinander auszukommen. Und sag mir jetzt nicht, dass du nicht genauso denkst. Aber im Augenblick bleibt uns keine Wahl.«
    Alfargus nickte. »Ich sehe auch keinen anderen Weg«, gab er zähneknirschend zu.
    »Ich freue mich, dass du das sagst«, erklärte Elirion ernst. »Denn Oberst Ghandar hat ganz offen erklärt, er sei nicht bereit, ernsthafte Angelegenheiten mit uns zu

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