THARKARÚN – Krieger der Nacht
auf, und jeder merkte, dass es keineswegs tot war. Das Wesen bewegte sich so schnell, dass man den Eindruck bekam, es verschwände an einer Stelle, um gleichzeitig an einer anderen aufzutauchen: Noch nie hatte Thix etwas gesehen, das sich so rasch von einem Ort zum anderen bewegte. Außerdem hatte er noch nie etwas gesehen, das ihn auch nur entfernt an das Wesen vor ihnen erinnerte. Es glich nichts anderem auf der Welt und ließ sich daher nicht beschreiben.
Es schien keine feste Form zu haben. Mal wirkte es, als bestünde es aus einer flüssigen Form, dann schien es eine gasförmige schwarze Substanz zu sein, in der ab und zu etwas aufblitzte, das Zähne hätten sein können, dazu möglicherweise Rachen, Klauen oder Beine. Aber bei näherem Hinsehen verfügte es über nichts
dergleichen und diese seltsamen scharfen, spitzen Auswüchse verschwanden und tauchten an anderen Punkten wieder auf. Die Form bildete Verzweigungen, die einen Moment später schon wieder zusammenfielen. Sie dehnte sich aus und zog sich wieder zusammen und veränderte sich auf diese Weise jeden Moment.
»Passt auf: Er kommt von dort drüben!«
Dem Magus gelang es gerade noch, mit einem weiteren Zauber die Flugbahn des zweiten – mit dem ersten identischen – Gremlin aufzuhalten, der zwischen den Bäumen hervorgeschossen war. Er murmelte einige hastige Worte, woraufhin der seltsame hellblaue Schild sich blitzend ausdehnte, bis er sie alle wie eine Blase einhüllte, an deren Außenseite die schwarzen Wesen entlangstrichen und die ihre Angriffe abwehrte. Der Magus hielt die Lanze hoch erhoben und seinem Gesichtsausdruck nach schien ihn das ungeheure Kraft zu kosten.
»Danke für die Warnung, Farik«, sagte er und sein Atem ging schwer. Genau in dem Moment kam ein dritter Gremlin scheinbar aus dem Nichts angeflogen und prallte gegen den unsichtbaren magischen Schutzschild. »Ich hatte doch gesagt, dass es drei sind«, stieß der Magus hervor. An seiner Schläfe pochte eine Ader. »Hört zu, ich kann diese schützende Schicht nicht mehr lange aufrechterhalten, sie ist zu groß und würde mir meine Kräfte entziehen. In dem Moment, in dem ich sie auflöse, müsst ihr handeln. Shaka, setz deinen Zauber ein, den stärksten, über den du verfügst; aber keine schwarze Magie! Ich weiß, dass du mit ihr vertraut bist, aber diese Wesen können sie in sich aufnehmen und würden dadurch nur noch stärker. Farik, du bist ein Goblin, und Goblins können Feuer heraufbeschwören. Ich weiß, dass du deine Begabung noch nie genutzt hast, aber versuch es jetzt! Arinth, Sprengladungen können ihnen nichts anhaben, aber vielleicht genügen sie, um sie abzuwehren. Verteidige deine Gefährten! Und ihr Übrigen …« Sein Blick glitt schnell über sämtliche Mitglieder des Trupps. »Eure Waffen können ihnen nicht schaden, also bleibt zusammen und versucht,
ihnen auszuweichen. Bleibt immer in meiner Nähe. Ich löse jetzt den Schutzschild auf. Seid ihr bereit?«
Farik nickte. Arinth hatte an die Gefährten einige seiner Sprengladungen verteilt. Shaka presste mit äußerster Konzentration seine Lippen zusammen.
»Jetzt!«
Der magische Schutzschild verschwand und gleich darauf hörte man eine Explosion: Arinth und Pelcus hatten ihre Sprengladungen geworfen und die drei Gremlins, die sich gemeinsam auf sie gestürzt hatten, wurden weit weg geschleudert. Doch schnell hatten sie sich wieder aufgerichtet. Der Magus suchte Shakas Blick zu seiner Rechten und Fariks zu seiner Linken.
»Sie kommen zurück«, zischte er ihnen zu.
Ihm blieb gerade die Zeit für diesen Satz, dann stellten sich seine Lanze und Fariks Stab den Kreaturen entgegen und drängten die beiden zurück. Der dritte Gremlin hechtete über den Kopf des Magus hinweg. Hinter ihm verteilten sich die Gefährten blitzschnell, nur Morosilvo war regungslos wie eine Statue genau in der Flugbahn des Gremlins stehen geblieben, den Shakas Einschreiten nur ein wenig aufgehalten hatte. Er schien nicht geneigt, sich wegzubewegen. Seine Augen starrten ins Leere.
» Verdammt, Morosilvo!«
Farik warf sich mit einem Salto zwischen ihn und den Gremlin, hob den Kopf gegen den schon nahen Feind, öffnete den Mund, als wolle er schreien: Aber aus seiner Kehle drangen keine Worte, sondern ein Feuerstrahl, der den Gremlin zur Gänze traf, sodass er taumelte und zurückwich. Morosilvo stand noch immer wie gelähmt da. Während er sich aufrichtete, wandte sich Farik zu ihm um, und aus seinen Mundwinkeln quollen zwei dünne
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