Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
Wiesen und Weiden ausliefen.
„Du hast Recht, Floritzl, da brennt was, unten im Dorf, und für ein angebranntes Essen ist das zuviel Rauch.“
„Vielleicht verbrennen sie ihren Abfall?“
„Nein, nein, das ist nicht gut, gar nicht gut“, murmelte Andrak besorgt in sich hinein.
„Was machen wir jetzt, Andrak, vielleicht brennt das ganze Dorf ab!“
„Ja, Floritzl, das ist nicht so einfach und ich will auch nicht die Pferde scheu machen, aber trotzdem, es kommt mir seltsam vor, sehr seltsam. Am besten wird sein, ich frage mal nach.“
„Und wie soll das gehen?“
Der Drache stellte sich auf seine Hinterbeine, reckte sich, richtete sich zu seiner vollen Größe auf, holte tief Luft und stieß ein langes, markerschütterndes Brüllen aus, das von den Felswänden ringsum zurückgeworfen wurde. Nach diesem Kraftakt ließ er sich wieder auf seine Vorderpfoten fallen und wirbelte dabei die Luft und Staub auf.
Lumiggl spuckte und hustete vor sich hin.
„Ist dir jetzt besser?“, erkundigte er sich.
„Oh, verzeiht mir, meine Freunde, ich hätte euch wohl besser vorgewarnt. Aber hier in den Bergen ist das nun einmal die beste Möglichkeit sich untereinander zu verständigen.“
„Haben denn die da unten auch einen Drachen?“
„Aber nein, die anderen haben ein großes Horn. Aus einem ausgehöhlten, zugeschnittenen Baumstamm ... aber jetzt wollen wir still sein, damit wir ihre Antwort nicht überhören.“
„Wenn die eben so laut ist, wird sie keiner ...“
„Still Lumiggl, ...“ zischte ihn Floritzl nieder.
Und so standen die drei beisammen mit gespitzten Ohren und warteten.
„Nichts, gar nichts“, seufzte der Drache nach einer langen Weile. „Sie hätten schon längst antworten müssen.“
„Was hätten sie denn antworten sollen?“
„Dreimal lang, heißt alles in Ordnung. Mehrerer kurze ... Moment, ist da was? Nein, nichts, ich hab mich wohl getäuscht.“
„Vielleicht doch, warten wir noch ein bisschen, nur ein bisschen ...“
Aber nichts war zu hören außer all den normalen Geräuschen, die ihnen immer unheimlicher wurden, je länger sie warteten. Und sie waren auf seltsame Weise erleichtert, als sie die Büsche sich regen und öffnen hörten und das aufgeregte Plappern der Moosleute erklang, die neugierig aus der Höhle strömten.
Der Moosmann, der unseren beiden Freunden schon anfangs aufgefallen war, trat auf Andrak zu: „Andrak, was ist geschehen? Wir haben dich brüllen gehört.“
„Schaut dort hinab, es steht Rauch über dem Dorf.“
Die Moosleute rückten neugierig an den Rand der Bergterrasse. Als sie den Rauch entdeckten, begannen alle aufgeregt durcheinander zu reden. Schließlich gebot der Moosmann Ruhe und wandte sich erneut an den Drachen: „Aber sie haben doch geantwortet, dass alles in Ordnung ist, oder?“
„Nein, leider nicht.“
„Gar nichts, rein gar nichts?“
„Nichts.“
„Das ist nicht gut. Und habt ihr ihnen auch genügend Zeit zur Antwort gelassen?“
„Alle Zeit der Welt und noch etwas mehr, aber es kam keine Antwort.“
„Verzeih, Andrak, aber könntest du es noch einmal versuchen?“
„Schön, wenn du meinst, aber tretet bitte zurück und haltet euch die Ohren zu!“
Und wieder richtete sich Andrak auf und ließ seine Stimme ins Tal hinabdonnern. Und, auch wenn es Lumiggl und Floritzl kaum möglich schien, Andraks Ruf war diesmal noch lauter, noch eindringlicher, als ob er eine beruhigende Antwort herbeizwingen wollte, die ihnen allen die Sorgen nehmen konnte.
Danach waren alle wie versteinert, starrten ins Tal hinab – und so sah keiner den unheilvollen Schatten, der über einen der Berghänge strich. Aber vielleicht war es auch nur eine Wolke, ein Lichtspiel, das um einen Berggipfel kreiste und rasch hinter ihm verschwand.
„Nichts, da kommt nichts mehr“, rief einer aus der Menge.
Nervöses Murmeln machte sich breit, doch der Drache nickte resigniert.
„Ja, ich fürchte, er hat recht“, seufzte er.
„Aber was sollen wir jetzt tun?“, fragte der Wortführer der Moosleute.
„Jemand muss ins Dorf hinabgehen und nachschauen, was los ist.“
„Aber er wird nicht vor morgen früh zurück sein, es ist ein weiter Weg und bei Nacht nicht ungefährlich, und was tun wir bis dahin?“
„Ich könnte ja runterfliegen“, warf Floritzl ein. „Ich bin zwar kein Langstreckenflieger (12) , aber es ist nicht so weit, ich glaube, das könnte ich schaffen.“
Der Elf hegte selbst Zweifel an seinem Vorschlag. Aber er fühlte sich
Weitere Kostenlose Bücher