The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
wichtige, aber ungewollte und unerfreuliche Aufgabe übertragen hatte.
»Setzt Euch doch.« Naitachal deutete auf einen leeren Stuhl. Und leistet mir bei einem toten Vogel Gesellschaft.
Aber Pikhalas schien lieber stehen zu bleiben, das gab ihm einen Vorteil. Er schüttelte höflich den Kopf. »Ich habe gehört, daß Ihr um eine Audienz beim König nachsucht.«
»Allerdings. Ich habe gestern abend mit ihm gesprochen.
Er hat angedeutet, daß er heute gern mit mir reden wolle.«
Pikhalas schien seine Worte sehr genau abzuwägen.
»Verstehe. Paavo hat mir gesagt, Ihr wäret erst heute angekommen. Welches Thema, wenn ich fragen darf, wollt Ihr denn mit König Archenomen diskutieren?«
»Ich bin der Botschafter von Althea«, sagte Naitachal langsam und zügelte seine Wut. »Und das hier betrifft eine sehr delikate Angelegenheit. Ich habe den Befehl, es direkt mit Seiner Majestät zu besprechen. Vergebt mir, wenn ich irgendwelche Sitten in Eurem Land verletzt habe, die ich nicht kannte. Ich verstehe ja, daß Ihr Euren König schützen wollt, aber der Hof hat gestern abend meine Beglaubigungsschreiben akzeptiert. Und ein Gesandter und Botschafter hat neben seinen Pflichten auch gewisse Privilegien.«
Naitachal griff nach dem Brief, doch Pikhalas hob abwehrend die Hand.
»Das ist nicht nötig. Eure Glaubwürdigkeit steht nicht in Zweifel. Aber König Archenomen hat viel zu tun, und Ihr seid leider zu einer sehr ungünstigen Zeit angekommen. Versteht Ihr, es ist Erntezeit, und der König hat die letzte Woche Grafen aus dem ganzen Königreich empfangen. Interne Angelegenheiten. Steuererhebungen. Wir halten unsere verschiedenen Adelshäuser am kurzen Zügel. Die Schätzung ihres Eigentums erfordert unsere ungeteilte Aufmerksamkeit.«
Das kaufte der Dunkle Elf ihm nicht ab. Ernte? Selbst eine späte Ernte findet nicht im Winter statt. Die Land-wirtschaft mag ja hier im hohen Norden problematisch sein, aber warum sollte der König höchstpersönlich die Getreidemengen abwiegen? Vielleicht wußte Pikhalas von dem Angriff gestern abend, oder hatte ihn sogar selbst arrangiert. Oder auch nicht. Keine voreiligen Schlußfolgerungen.
Aber es wurde Zeit, die Samthandschuhe auszuziehen.
»Laßt mich das klarstellen. Wollt Ihr mir ins Gesicht sagen, daß der König sich weigert, den Botschafter von Althea zu empfangen?«
Pikhalas zuckte bei dieser Anschuldigung zusammen, aber Naitachal nahm die Frage nicht zurück. »Ganz gewiß nicht, Botschafter. Der König wird sicher mit Euch reden, aber nicht heute. Und da Ihr Euer Anliegen nicht mit mir besprechen wollt, sieht es so aus, als wären wir an einem toten Punkt angelangt.«
»Möglich«, erwiderte Naitachal schlicht. »Ich bin hier, um etwas sehr Wichtiges zu besprechen, etwas, das die Zukunft unserer beiden Königreiche beeinflußt. Ich bin sehr geduldig und passe mich natürlich jeder Terminplanung an, die der König von mir erwartet. Aber ich bin eine sehr weite Strecke gereist. In Althea hätte König Reynard keine Zeit verschwendet, einen Repräsentanten Eures Landes zu empfangen. Ich sehe die Wichtigkeit ein, die Bücher ordentlich zu führen, aber normalerweise delegieren wir solche Aufgaben an unsere Schreiber und Buchhalter.«
Er hielt inne und wartete auf Pikhalas’ Reaktion. Dessen Miene war so leer und undurchdringlich wie eine Totenmaske. »Darf ich respektvoll fragen, wann der Stundenplan des Königs meine wichtige Audienz bei ihm gestattet?«
Pikhalas schwieg lange, und schließlich ließ er die Maske fallen. Jetzt sah er Naitachal mit unverhohlener Verachtung an. Selbst seine Stimme verriet Geringschätzung. »Wir haben ein Sprichwort in Suinomen, das mir hier zu passen scheint. Wenn ich es frei in Eure barbarische Sprache übersetze, lautet es ungefähr: ›Gäste sollten nicht vergessen, daß sie Gäste sind.‹ Wenn Ihr wirklich geduldig seid, Botschafter, dann zeigt es uns durch Taten, nicht durch leere Worte. Ich werde es mit dem König besprechen. Ich kann vielleicht morgen etwas arrangieren, versprechen kann ich es Euch aber nicht. Wenn das Euren fast anmaßenden Forderungen nicht genügt, dann schlage ich vor, daß Ihr Euch auf den Weg macht und dorthin zurückkehrt, woher Ihr gekommen seid.«
Pikhalas drehte sich brüsk herum. »Guten Tag, Botschafter«, warf er über die Schulter zurück, während Naitachal ihn anstarrte.
Er stampfte davon, zurück zu seinen »wichtigen Geschäften«, was auch immer das sein mochte, bei denen Paavo ihn
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