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The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

Titel: The Bone Season - Die Träumerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Shannon
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war in dem Haus etwas Schreckliches geschehen. Zwar kannte ich Terebell nicht, aber sie hatte mir das Leben gerettet. Dafür schuldete ich ihr etwas. Und dem Wächter dafür, dass er sich meiner angenommen hatte.
    Wenn es eines gab, was ich gar nicht leiden konnte, dann das: jemandem verpflichtet zu sein. Aber wenn er mir das nächste Mal etwas sagte, würde ich zuhören. Ihn ausreden lassen. Ich setzte mich auf. Nein, nicht erst, wenn er sich das nächste Mal an mich wandte, sondern jetzt . Ich musste mit ihm reden. Meine einzige Chance bestand darin, ihm zu vertrauen. Ich wollte nicht hier sterben. Und ich musste ein für alle Mal wissen, was Arcturus Mesarthim von mir erwartete. Musste wissen, ob er mir helfen würde.
    Ich stand auf und ging hinunter. Alles leer. Draußen prasselte dichter Regen herab, die Wolken am Himmel waren schwarz. Die Standuhr verkündete, dass es vier Uhr morgens war. Ich griff nach dem Zettel, der auf dem Schreibtisch lag.
    Bin in die Kapelle gegangen. Werde vor Tagesanbruch zurück sein.
    Wer brauchte schon Schlaf? Ich hatte genug von diesen Spielchen, diesen ewigen Missverständnissen zwischen uns. Also zog ich meine Stiefel an und verließ den Turm.
    Der Wind heulte durch den Kreuzgang, wo ich auf eine Wache stieß. Erst als ich an dem Mann vorbei war, begann ich zu rennen. Donner und Dunkelheit sorgten dafür, dass ich mich unbemerkt durch die Residenz bewegen konnte. Und trotz des Regens hörte ich bald ein neues Geräusch: Musik. Ich folgte dem Klang in einen Korridor, an dessen Ende sich ein Portal befand. Es war angelehnt und führte in eine kleine Kapelle, die durch einen kunstvollen steinernen Wandschirm vom Rest des Gebäudes abgetrennt wurde. Eine Kerzenflamme flackerte in der Dunkelheit. Irgendwo dort oben spielte jemand Orgel. Die vollen Töne dröhnten in meinen Ohren und vibrierten in meiner Brust.
    In den Wandschirm war eine kleine Tür eingelassen. Sie stand offen. Ich ging hindurch und eine Treppe hinauf, bis ich die Orgel erreichte. Der Wächter saß mit dem Rücken zu mir auf der Organistenbank. Die Musik rauschte durch die Pfeifen, hoch hinauf zur Decke: Klänge, die sich in der Kapelle ausbreiteten und gleichzeitig darüber hinauswuchsen. Klänge, die von schrecklicher Reue kündeten. Niemand konnte so spielen, ohne ein gewisses Gefühl hineinzulegen.
    Die Musik brach ab. Er drehte den Kopf in meine Richtung. Als er nichts sagte, setzte ich mich neben ihn auf die Bank. Schweigend saßen wir im Dunkeln, die einzigen Lichtquellen waren seine Augen und die Kerze.
    »Du solltest schlafen.«
    »Ich habe genug geschlafen.« Vorsichtig legte ich die Finger auf die Tasten. »Ich wusste gar nicht, dass Rephaim Instrumente spielen.«
    »Im Laufe der Jahre haben wir uns die Kunst der Nachahmung angeeignet.«
    »Das war keine Nachahmung. Das warst du.«
    Wieder schwiegen wir.
    »Du bist gekommen, um mich um deine Freiheit zu bitten«, sagte er schließlich. »Das ist dein großer Wunsch.«
    »Ja.«
    »Natürlich. Es mag dir schwerfallen, das zu glauben, aber genau das ist auch mein sehnlichster Wunsch. An diesem Ort hat mich schreckliches Fernweh überkommen. Ich sehne mich nach deinem Feuer, nach allem, was du gesehen hast. Und doch sitze ich hier, zweihundert Jahre, nachdem ich ankam. Noch immer ein Gefangener, auch wenn ich mich als König verkleide.«
    Dieses Fernweh konnte ich gut nachvollziehen.
    »Einmal hat man mich verraten. Am Abend der Novembertide, als der Aufstand der XVIII . Knochenernte beginnen sollte, entschied sich ein Mensch dafür, uns alle zu verkaufen. Im Tausch gegen seine Freiheit opferte er sämtliche Einwohner dieser Stadt.« Er sah mich durchdringend an. »Nun verstehst du sicher, warum Nashira keine zweite Rebellion fürchtet. Sie denkt, ihr wärt zu egoistisch, um euch zu verbünden.«
    Ja, ich verstand. So viel hatte er riskiert, um den Menschen die Freiheit zu bringen, und dann hatte einer von ihnen die Hand gebissen, die für uns kämpfte … Kein Wunder, dass er mir nicht vertraut hatte. Dass er so kalt gewesen war.
    »Aber du, Paige, du bist eine Bedrohung für sie. Sie weiß, dass du eines der Sieben Siegel bist, die Fahle Träumerin. Du hast die Macht, den Geist des Syndikats in unsere Stadt zu tragen. Und eben diesen Geist fürchtet sie.«
    »Da gibt es nichts zu fürchten. Sie sind nur ein Haufen Kleinkrimineller, die sich ständig gegenseitig in den Rücken fallen.«
    »Das hängt lediglich davon ab, wer sie anführt. Grundsätzlich birgt

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