The Bride - Das Bündnis von Halland (German Edition)
gemeinsam die Inventur durchführen.“
Die Männer schwiegen ihn an.
„Was ist? Habt ihr Angst, ich könnte gewinnen? Fürchtet ihr, von einer Prinzessin besiegt zu werden?“
„Gut, ich kämpfe mit Euch. Gebt dem Mann ein Schwert.“
Arel bekam eine Klinge gereicht. Sie war länger und schwerer als seine eigene Waffe. Er schwang das ungewohnte Schwert einige Male hin und her.
„Fertig?“
Arel nickte und wurde sofort angegriffen. Die Hiebe des Hallanders hagelten wuchtig und schonungslos auf ihn hernieder. Beinahe hätte er seine Waffe fallen gelassen. Der Mann war um so vieles kräftiger als er, ein wahrer Hüne von Nordländer. Wenn er sich weiterhin bemühte, diese Schläge zu parieren, würde ihm bald der Arm brechen. Arel nutzte daher seine Schnelligkeit und Wendigkeit aus. Immer mehr Attacken des Hallanders gingen ins Leere. Sein Gesicht lief rot an, weil nun er erste Angriffe seitens Arel parieren musste. Unerwartet schoss Arel vorwärts, unterlief die Klinge des Hallanders und konnte einen Hieb gegen dessen Oberschenkel landen. Sein Gegner grunzte und schwankte, holte aber unerbittlich erneut gegen ihn aus. Arel tat einen Satz zurück und rutschte auf dem Schneematsch aus. Hart fiel er auf den Rücken.
Nicht schon wieder!, fuhr es ihm durch den Sinn. Einen Herzschlag später lag die Klinge seines Gegners an seinem Hals.
„Heute gibt es keine Inventur“, wurde ihm gesagt.
„Sieht so aus“, brummte Arel, schob die scharfe Schneide vorsichtig von sich und setzte sich auf. Sein Rücken fühlte sich unangenehm durchnässt an. Der kalte Wind tat zu seinem Unbehagen sein Übriges. Wenigstens konnte er sich dieses Mal bewegen.
„Das Training geht weiter, Leute!“, rief der Hallander, und Arel fühlte sich einen Moment später ignoriert. Er erhob sich und wischte sich Schlamm von der Kleidung. Den Mantel pflückte er Bradar aus den Händen.
„Ihr müsst euch umziehen“, sagte der.
„Ganz recht. Und anschließend führen wir diese vermaledeite Inventur durch.“
„Ohne Männer?“, fragte der Alte skeptisch. Arel verkniff sich ein böses Grinsen. Jetzt würde der Alte eine Kostprobe von xandanischer Sturheit erleben.
Sie schufteten den ganzen Tag, bis sich Arels Muskeln schwer wie Blei anfühlten. Er wuchtete den gefühlt tausendsten Sack Getreide auf den Stapel und gab Bradar dabei die Zahlen durch. Dass er sich nicht scheute, selbst Hand anzulegen, schien dem Alten zu imponieren, denn er wirkte längst nicht mehr so knurrig wie zu Beginn ihrer Plackerei. Arel wischte sich den Schweiß von der Stirn und deutete auf eine Reihe kleiner Fässer.
„Noch mehr Getreide?“, fragte er.
„Nein, das ist Wolfsschreck.“
Arel überlegte, aber von einem Nahrungsmittel mit diesem Namen hatte er bisher nichts gehört.
„Klingt nicht sehr appetitlich.“
Bradar lachte krächzend. „Das ist ein Pulver, das die Wölfe abwehrt. Sie mögen den Geruch nicht. Wir streuen es rings um die Höfe aus, wenn die Rudel es zu arg treiben. Bereits kleine Mengen von dem Pulver reichen aus und sie drehen um. Der Geruch hält sich mehrere Tage.“
Neugierig öffnete Arel ein kleines Fass und schnupperte daran. „Es riecht ein bisschen nach getrockneten Kräutern und Kalk, allerdings nicht sehr stark.“
„Wolfsnasen sind sehr empfindlich. Sie hassen das Zeug wie die Pest.“
„Und warum lagert es hier zwischen den Lebensmitteln?“
„Wir hatten keinen anderen Platz dafür.“
„Dann sollten wir unbedingt einen finden.“ Arel zählte die Fässer durch und gab die Anzahl an Bradar weiter. Der blickte angestrengt in die Bücher.
„Was ist?“, fragte Arel und verkniff sich ein wissendes Lächeln.
„Hier stimmt etwas nicht“, murmelte der Alte.
Arel schwieg, denn er wollte ihn nicht auch noch mit einer überflüssigen Bemerkung provozieren. Angestrengt starrte Bradar in das Wirtschaftsbuch und hielt es immer dichter vor seine Augen, bis er mit der Nase beinahe die Seiten berührte.
„Meine Rechnung ist falsch“, flüsterte er schließlich betroffen. „Diese Zahl hier ist eine Drei und keine Acht.“
Arel wagte den Vorstoß: „Kann es sein, dass du schlecht siehst?“
„Meine Augen sind so gut wie eh und je.“
Er zuckte mit den Schultern. „Machen wir weiter.“ Schon wandte er sich einem Regal zu.
„Wartet!“
Arel drehte sich um.
„Ich … die Entfernung …“ Der Alte wand sich sichtlich. „Sie verschwimmt. Alles, was weiter entfernt ist, ist unscharf.“
Erleichtert
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