The Immortals 6: Rivalin des Schicksals (German Edition)
ich immer«, verteidigte sich Allegra. »Aber ich kann nicht mehr mit ihm zusammen sein. Und er versteht das. Ich liebe einen anderen. Das ist nun mal so.«
»Charles liegt im Sterben.«
Allegra warf den Kopf zurück. »Was?«
»Ich dachte, du weißt, warum ich hier bin.«
»Ja, um mich nach New York zurückzubringen.«
»Deshalb bin ich auch hier.«
»Ich meinte … um meinen Bund zu erneuern …«, sagte Allegra. Das musste ein übler Trick sein, eine Lüge, um sie zur Rückkehr zu bewegen. »Wir Vampire sind unsterblich. Er wird in einem neuen Zyklus wiedergeboren.«
»Du verstehst das wohl nicht. Wenn du den Bund nicht erneuerst, wird ihn das schwächen. Das unsterbliche Blut – das Sangre Azul – wird an Kraft verlieren. Ich dachte, das wüsstest du.«
»Aber wenn der Bund zerbricht, warum bin ich dann nicht krank?«
»Noch nicht«, sagte Cordelia.
Allegra spürte, wie eine alles durchdringende Angst von ihr Besitz ergriff. Der Bund würde ihnen beiden das Leben kosten. Das Blut wurde dünner und der unsterbliche Geist, den sie in sich trug, würde erlöschen. Kein Wunder, dass Cordelia heute gekommen war. Allegra hatte das nicht gewusst – oder hatte es nicht wissen wollen.
Ihr eigenes Blut hatte ihr Bilder aus der Zukunft gezeigt. Wie sie im Koma lag. Ihr Kind, das ohne Mutter aufwuchs. Und Ben … Wer konnte schon sagen, was mit Ben passieren würde?
»Ich bin nicht den ganzen Weg nach San Francisco gekommen, um dich zu verurteilen, Allegra, oder dich für deine armselige Entscheidung zu tadeln. Aber ich bitte dich darum, ihn noch einmal aufzusuchen, bevor es zu Ende geht. Das schuldest du ihm.«
Allegra erzählte Ben, dass es in ihrer Familie einen Notfall gab und sie so schnell wie möglich wieder bei ihm sein würde. Sie machte sich noch am selben Abend auf den Weg nach New York und stattete Charles am nächsten Morgen in seinem großen neuen Haus in der Fifth Avenue einen Besuch ab.
Es gab keine Erinnerung an die Vergangenheit, in der er nicht vorkam. Sie hatte kein Leben, keine Identität getrennt von der einsamen Gestalt verbracht, die im Dunkeln in diesem luxuriösen Schafzimmer saß. Das war der Raum, den sie ausgesucht und dekoriert hatte. In dem sie sich mit viel Liebe vorgestellt hatte, es würde ihr Zuhause werden.
Es machte sie traurig, ihn hier so allein zu sehen. Sie war dafür verantwortlich. Sie war diejenige, die ihn verlassen hatte.
Charles van Alen hörte ihre leisen Schritte auf dem Teppichboden, als sie eintrat.
»Cordelia schickt dich«, sagte er und schloss das Buch auf seinem Schoß.
»Ja, aber ich bin aus freien Stücken hier. Ich wusste nichts davon«, sagte sie. »Ich wusste nicht, was passieren würde, wenn ich den Bund nicht erneuere. Dass es dir derart schaden würde.«
»Warum bist du hier?«, fragte Charles hustend.
Allegra setzte sich an sein Bett und nahm seine kraftlose Hand. »Ich möchte nicht, dass du meinetwegen leidest.«
Es tat ihr im Herzen weh. Charles hatte ihr die Freiheit gegeben, um die sie ihn gebeten hatte, und im Gegenzug hatte er sich geopfert. Sie hatte angenommen, dass sie frei war, aber sie würde niemals wirklich frei sein, nicht wenn ein himmlischer Bund auf dem Spiel stand. Der Kodex der Vampire war aus einem bestimmten Grund verfasst worden – er sollte nicht nur die Menschen, sondern auch die Vampire vor Unheil bewahren.
»Es muss einen anderen Weg geben«, sagte sie.
Charles schüttelte den Kopf. »Nein, den gibt es nicht.«
Allegra schwieg verzweifelt. Sie konnte nicht zwei Männer gleichzeitig lieben und sie hatte den gewählt, der sie am glücklichsten machte. Doch jetzt, wo sie mit den Konsequenzen ihres Handelns konfrontiert wurde, wusste sie nicht, was sie denken oder tun sollte. Sie hatte nicht erwartet, dass Charles so sehr leiden würde. Sie hatte gedacht, das Risiko läge nur bei ihr.
»Du bist mächtiger als jeder andere von uns. Du bist Michael, der Engel. Du bist stärker als der Bund. Du musst das doch verhindern können …«
»Komm zurück zu mir«, flüsterte er. Es war eine Bitte, kein Befehl. Er bettelte um ihre Liebe.
»Dann sag mir, was ich wissen will«, verlangte sie. »Erzähl mir, was in unserer Vergangenheit passiert ist, dass wir uns so entfremdet haben. Hilf mir, meinen Weg zu dir zurückzufinden.«
Sie erhaschte ein Bild aus den Erinnerungen ihres Blutes und für einen Moment sah sie ihn, wie er einst gewesen war: Michael, Beschützer Edens, der sie damals, als die Welt noch jung gewesen
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